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Fußball Magdeburger Preussen besiegen China

Zwei Turniersiege und viele Eindrücke haben Magdeburger Nachwuchsfußballer aus China mitgebracht.

Von Martin Rieß 02.08.2017, 12:56

Magdeburg l Anderthalb aufregende Wochen haben zehn junge Fußballspieler des MSC Preussen 1899 hinter sich: Mit ihren Betreuern haben die Jungs im Alter von 13 bis 15 Jahren an einem Fußballturnier in der chinesischen Millionenmetropole Zibo teilgenommen. „Dabei waren unsere Sportler wohl eine Mischung aus Stars und Diplomaten“, berichtet Preussen-Präsident Sven Guttermann.

Stars, weil die Magdeburger Fußballer die Attraktion an jeder Ecke waren. Wieder und wieder wurden sie darum gebeten, mit auf einem Selfie zu posieren. Und auch dass vor der Spielstätte Zuschauer auf sie warteten, haben sie bislang noch nicht erlebt. Und was das diplomatische Parkett im Umfeld des Fußballrasens angeht: Sie und die erwachsenen Begleiter vom Magdeburger Verein wurden von etlichen Offiziellen bis hin zu Regierungsvertretern empfangen.

Während die Jugendlichen auf den Sieg in den Wettbewerben des Turniers hinarbeiteten – neben dem Fußball stand hier mit Ciju eine Art Fußballtennis auf dem Programm –, nutzten die Erwachsenen die Gelegenheit für mehrere Besuche in Unternehmen.

Preussen-Schatzmeister Klaus-Dieter Theise sagt: „Unter anderem waren wir bei einem Produzenten von Leitungen, der in Europa expandieren möchte.“ Dass der Besuch der Deutschen in den Unternehmen aufmerksam verfolgt wurde, mag der Aktienkurs eines Betriebes verdeutlichen: Nachdem die Magdeburger hier vorbeigeschaut haben, schnellte der um zehn Prozent in die Höhe.

Im Auftrag des Wirtschaftsbeigeordneten Rainer Nitsche, dessen Dezernat die Reise zur Pflege der sportlichen und wirtschaftlichen Kontakte unterstützt hat, hatte Klaus-Dieter Theise die Kontaktdaten des Magdeburger Wirtschaftsdezernenten verteilt. Er sagt: „Ich hätte nicht gedacht, dass die Visitenkarten so schnell alle sind.“ Rainer Nitsche freut das und er sagt: „Die Preussen sind gute Botschafter für die Stadt.“

Robin Müller ist Torwart und Mannschaftskapitän und hat auf jeden Fall gute Erinnerungen aus China mitgebracht: „Alle Menschen waren überaus freundlich zu uns, haben geholfen, wenn das notwendig war.“

Das war zum Beispiel der Fall, als vor dem Start des Turniers klar war, dass die Fußballschuhe mit Spikes für den Platz ungeeignet waren. Am Morgen vor dem Turnierstart hatten alle Fußballer daraufhin von den chinesischen Gastgebern neue Schuhe spendiert bekommen.

Offensichtlich waren die Schuhe gut. Mit ihnen an den Füßen gelang es den Magdeburgern im Turnier nämlich 47 Tore zu schießen – bei gerade einmal fünf Gegentreffern. Justin Daph war mit 33 Toren dabei der Torschützenkönig, hatte darüber hinaus vier Tore vorbereitet.

Robin Müller berichtet: „Es ist beeindruckend, wie viel in China in die sportliche Infrastruktur investiert wird.“ Auf dem Platz fiel ihm auf, dass die Chinesen sehr auf lange Bälle und nicht auf das kurze Zuspiel setzen.

Steven Ebeling, der selbst für die Preussen spielt und als Torwarttrainer mitgereist war, berichtet: „Aufgefallen ist mir neben der Aufgeschlossenheit und der Freundlichkeit uns gegenüber das große Interesse daran, was wir tun. Als wir zur Erwärmung ein paar Tipps gegeben haben, waren uns die anderen Mannschaften unglaublich dankbar.“

Nicht allein was das Fußballerische angeht, auch beim Frühstück haben die Gastgeber genau geschaut, was die Gäste tun. Die Folge Während sie ab dem zweiten Tag am Morgen Brötchen mit Marmelade verspeisten, verzehrten die Gäste aus Deutschland die chinesischen Warmspeisen zum Start in den Tag. Justin Thierfelder sagt: „Bei allem Interesse für exotische Gerichte – es war auch schön, dass wir einmal bei Pizza Hut waren.“

Aufgefallen ist den Magdeburgern, wie ehrlich die Chinesen sind: Weder ein verlorenes Handy noch ein vergessener Rucksack verschwanden. „Die waren noch nach Stunden an ihrem Platz“, berichtet Schatzmeister Klaus-Dieter Theise.

Zwar können die Magdeburger Preussen den Sieg im Fußball wie im Ciju bejubeln – beklagen müssen sie aber auch einen Verletzten. Es geht um Verteidiger Franz Guttermann, der sich bei einem Spiel gegen die Mannschaft aus Peking das linke Bein brach. Er berichtet: „Ich war mit dem Pekinger Torhüter zusammengestoßen. Und beim Fallen habe ich gemerkt, wie es geknackt hat – und dann, wie das Bein immer dicker wurde.“

In einer sehr kurzen Zeit stand die Diagnose. Steven Ebeling sagt: „Samt Aufnahme und MRT hat das Ganze vielleicht eine Viertelstunde gedauert – das ist eine rekordverdächtige Geschwindigkeit.“ Immerhin musste der junge Fußballer nicht sofort operiert werden – dank Gehhilfen und Rollstuhl war auch für ihn die Rückreise möglich. Die dennoch notwendige Operation ist für Mittwoch geplant.

Und wie geht es jetzt weiter? Die Kontakte sind geknüpft und sollen gepflegt werden. Preussen-Präsident Sven Guttermann sagt: „Wir würden uns freuen, wenn wir wieder eine Einladung bekommen. Wahrscheinlich würden sich unsere Gastgeber sehr darüber freuen, wenn wir ein solches Turnier auch in Magdeburg ausrichten könnten.“

Immerhin waren Fußballer aus Zibo vergangenes Jahr schon einmal in Magdeburg gegen die Preussen angetreten. „Aber ein ganzes Turnier würde unsere Möglichkeiten übersteigen, da müssen wir uns noch etwas einfallen lassen“, sagt Klaus-Dieter Theise.