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Gastronomie „Tammi“ schließt das Bauernstübchen

Nach 26 Jahren ist Schluss. Tamara Broscheit schließt die Gaststätte „Tammis Bauernstübchen“ in Diesdorf.

Von Marco Papritz 14.07.2016, 16:12

Magdeburg l Eine Diesdorfer Institution sagt leise Servus. „Tammis Bauernstübchen“ ist Geschichte. „Nachdem meine Mitarbeiterin Inge Appelt nach Rostock gezogen ist, mit der ich das Bauernstübchen fast 23 Jahre zusammen geführt habe, bin ich ins Grübeln gekommen. Nun gebe ich meine letzte Runde“, sagt die 61-Jährige Inhaberin Tamara Borscheit.

Zu DDR-Zeiten war es ihr und ihrem Mann Manfred nicht vergönnt gewesen, auf ihrem Privatgrundstück an der Zerrennerstraße einen Getränkestützpunkt zu betreiben. Entsprechende Anträge stießen stets auf Ablehnung in der Verwaltung. „Nach der Wiedervereinigung haben wir einen neuen Versuch gewagt. Eigentlich wollten wir einen Imbiss betreiben und eine Gaststätte ist es dann geworden“, sagt sie schmunzelnd. Einem ersten Gastraum folgte ein zweiter, dann ein Wintergarten. Viele Vereine, die im Bauernstübchen über die Jahre heimisch geworden sind, habe sie mit ihrem Entschluss „vor den Kopf gestoßen: Ob Tischtennis-, Angler- oder Schützenverein. Ich werde sie vermissen.“

So auch die Protagonisten der Geschichten und Anekdoten, die in den vergangenen Tagen aufgrund des sich abzeichnenden Abschieds wieder lebendig wurden. „Lebendig“ ist dabei ein gutes Stichwort, so Tamara Broscheit: „Ein Gast hatte regelmäßig gesundheitliche Aussetzer. Für ihn habe ich den Notarzt rufen müssen. Beim Abtransport auf der Liege hat er darauf bestanden, sein Bier noch austrinken zu können. Später sagte er: ‚Inge, ich komme nur noch zu dir. Tammi ruft immer gleich den Notarzt.‘ Das sorgte für viele Lacher.“

Im Bauernstübchen, das für altdeutsche Küche stand, gab es die familiäre Atmosphäre bei jeder Bestellung mit dazu. „Das ist eben auf dem Dorf so“, merkt Tamara Broscheit an. Nicht nur Diesdorfer hätten davon eine große Portion bestellt. „Auch aus anderen Stadtteilen wie Cracau und Neue Neustadt kamen Gäste zu uns, die Stammbesucher waren“, fügt sie hinzu.

Ganz in den Ruhestand zu gehen sei nichts für sie. Einen Partyservice werde sie betreiben und „auf jeden Fall nicht bei meinem Mann einsteigen. Das würde nicht gutgehen“, sagt sie mit einem Lachen. Manfred Broscheit betreibt an der Ummendorfer Straße an der Haltestelle „Hannoversche Straße“ einen Kiosk, der unter Diesdorfern sehr bekannt ist.

Das Ende für das Bauernstübchen bedeutet den Anfang eines neuen gastronomischen Angebots, das an der Zerrennerstraße Einzug halten wird. Die Gaststätte werde von neuen Betreibern, die das Nachbarhaus erworben haben, als italienisches Restaurant weitergeführt.

Nun zum Ende des Bauernstübchens kam es zu einer Versteigerung des Inventars der Kult-Gaststätte. Höchstbietend veräußert wurden dabei unter anderem Bierkrüge und Bilder, mit denen Stammgäste Erinnerungen verbinden. Den Erlös lässt Tamara Broscheit einer gemeinnützigen Einrichtung zukommen.