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Gesundheit Moppelig durch die Corona-Krise

Durch Homeoffice legen einige Magdeburger nicht nur an Gewicht zu, sondern riskieren auch Haltungsschäden. Wie sich das vermeiden lässt:

Von Anja Guse 11.05.2020, 10:09

Magdeburg l Der Weg zur Arbeit entfiel, der Sport mit Freunden oder das ausgelassene Spielen mit den Kindern ebenso, ganz zu schweigen von einer ausgedehnten Shopping- oder Bummeltour – die Corona-Krise hat bei vielen Magdeburgern den Alltag kräftig durcheinander gewirbelt. Mehrere Wochen waren sie gezwungen, zu Hause zu bleiben. Freizeit und auch Arbeit fanden in den eigenen vier Wänden statt. Die Folge: Bewegungsmangel.

Und trotz nunmehr zahlreicher Lockerungen mit geöffneten Geschäften und Spiel- und Bolzplätzen, ist der Weg zurück in die Normalität noch lang. Fitnessstudios und Schwimmbäder bleiben geschlossen, Mannschaftssport mit Körperkontakt ist weiterhin tabu. Und für einige Magdeburger heißt es auch künftig: Homeoffice oder gar Kurzarbeit. Das hinterlässt Spuren.

Eine repräsentative YouGov-Umfrage im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur zeigt: 38 Prozent der Deutschen bewegten sich in den vergangenen Wochen wegen der Corona-Krise weniger als vorher. 19 Prozent legten infolge ihrer veränderten Gewohnheiten an Gewicht zu.

Olaf Ueberschär (35), Professor für Mensch-Technik-Interaktion an der Hochschule Magdeburg-Stendal und leidenschaftlicher Triathlet, kennt die genauen Gründe dafür. „Durch die Corona-Krise fielen bei vielen Menschen alltägliche Routinen und damit Schritte weg.“ Statt mit dem Fahrrad zur Arbeit oder zu Fuß zum Bahnhof, ging es nur noch zum Kaffeekochen in die heimische Küche und zurück zum Schreibtisch. Statt treppauf, treppab ins Büro der Kollegen, wurde der Gang zum Briefkasten zum längsten Weg am Tag. „Für manch einen Arbeitnehmer, der zu Hause bleiben musste, fielen bis zu zwei Stunden Bewegung am Tag weg“, weiß Ueberschär. Und für einige wird sich daran auch in den nächsten Wochen noch nichts ändern. Doch das ist gefährlich.

Denn der Bewegungsmangel kann dem Körper ordentlich zusetzen, vor allem durch die zusätzlichen Pfunde, die sich an Bauch und Hüfte abzeichnen. Langfristig fördert Übergewicht unter anderem Bluthochdruck, Diabetes und Gelenkbeschwerden.

Dabei ist es gar nicht schwer, sich auch zu Hause fit zu halten. Vor allem bei Homeoffice rät Ueberschär:

▶ Stehen Sie alle 45 Minuten auf. Stellen Sie sich dafür einen Wecker.

▶ Vertreten Sie sich die Beine, gehen Sie im Haus die Treppen mehrmals rauf und runter.

▶ Simulieren Sie zu Hause Ihre Wege im Büro, wie zum Beispiel zum Kopierer.

Grundsätzlich werde empfohlen, sich jede Woche durchschnittlich mindestens 60 bis 120 Minuten mäßig zu bewegen. „Das kann ein Spaziergang nach der Arbeit sein oder eine Radtour in der Freizeit“, so Ueberschär, der sogar zu täglich mindestens 30 Minuten leichter Bewegung rät. „Das muss nicht unbedingt Joggen sein. Auch Gartenarbeit und Hausputz zählen als Bewegung.“

Vorsicht ist dagegen bei neuen Sportarten angebracht. Nur weil sich Papa vielleicht noch immer nicht im Fitnessstudio oder auf dem Fußballfeld auspowern kann, sollte er sich nicht kurzerhand das Skateboard seines Sohnes schnappen. „Die Verletzungsgefahr ist einfach zu hoch, wenn man plötzlich allein Sportarten ausprobiert, die man nicht vorher schon erfolgreich gemeistert hat“, warnt Ueberschär. „Akzeptieren Sie Ihre Grenzen.“

Doch Bewegungsmangel und Gewichtszunahme sind nicht die einzigen Gefahren, die im Homeoffice lauern. Auch Haltungsschäden drohen. Grund: Kaum ein Arbeitnehmer ist zu Hause mit geeigneten Büromöbeln ausgestattet.

Die Folge: Zuhause wird dann auf dem Sofa gelümmelt, während der Laptop auf einem viel zu niedrigen Couchtisch steht. Dabei knickt die Hüfte zu sehr ein und der Rücken ist weit nach vorn gebeugt. „Das sollte man tunlichst vermeiden“, meint Ueberschär. Er rät bei sitzenden Tätigkeiten im Homeoffice:

▶ Schaffen Sie sich ausreichend Platz an einem Tisch. Wechseln Sie zwischen sitzender und stehender Tätigkeit, zum Beispiel mit einem Stehtisch.

▶ Die Blickrichtung zum Monitor sollte gerade sein, nicht zu sehr nach unten, sonst verspannt die Nackenmuskulatur.

▶ Sitzen Sie nicht seitlich.

▶ Sitzen Sie aufrecht, den Rücken gerade.

▶ Der Sitzwinkel auf einem Stuhl sollte zwischen Rücken und Oberschenkel etwa 90 Grad betragen.

▶ Stehen Sie regelmäßig auf, auch um ein Anschwellen der Beine zu verhindern.