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Hyparschale  Angst vor der Katastrophe

Schilder an der Hyparschale im Magdeburger Stadtpark warnen vor „Lebensgefahr“. Der Stadtrat sieht dringenden Handlungsbedarf.

Von Katja Tessnow 22.08.2016, 01:01

Magdeburg l Einmal mehr hat das baufällige Denkmal im Stadtpark den Stadtrat beschäftigt. Der Ton wird immer eindringlicher. Die klarsten Worte fand zur jüngsten Sitzung der Grüne Alfred Westphal, Bauingenieur im Ruhestand. „Haben Sie sich die Träger einmal angesehen, unter deren bröckelnder Betonschicht die Bewehrungseisen freiliegen? Sie hatten vielleicht mal eine Stärke von 14 Millimetern; jetzt sind es höchstens noch 12. Es ist abzusehen, dass uns das Ding irgendwann mit einem Mal wegbricht.“ Westphal berichtete, dass er erst unlängst ein paar Jugendliche aus dem Gelände „rausgepfiffen“ habe und fragte: „Was, wenn da mal jemand stirbt?“

Die Linke Oliver Müller illustrierte Westphals mahnende Worte mit Fotos, die er erst vor Tagen am Objekt gemacht hatte. Sie glichen etwa der oben abgebildeten Ansicht vom fortschreitenden Verfall und erkennbar mangelhafter Bauwerkssicherung. „Wollen wir hier nur reden und da weiter zuschauen?“

Auf die Tagesordnung gehoben hatte das Thema – einmal mehr und nach etlichen letztlich fruchlosen Initiativen auch anderer Lager – die Fraktion CDU/FDP/BfM. Der Stadtrat stimmte einstimmig für den Antrag: „Der Oberbürgermeister wird beauftragt, geeignete Sicherungsarbeiten durchführen zu lassen, um dem weiteren massiven Verfall des Baudenkmals entgegenzuwirken.“ Außerdem soll das Stadtoberhaupt prüfen, ob eine perspektivische Nutzung des (dann sanierten) Objektes durch Einrichtungen der Stadt oder ihrer Eigenbetriebe denkbar wäre.

Oberbürgermeister Lutz Trümper hat dem mehrfach aus Ratskreisen vorgetragenen Wunsch, die Stadt möge selbst die Initiative bei der Hallenrettung ergreifen, stets abgewiesen – kein Bedarf. Die Sanierungskosten werden auf 4,2 Millionen Euro geschätzt. Zuletzt erging auf Antrag der SPD im Dezember 2015 ein Ratsbeschluss, wonach die Hyparschale erneut zum Verkauf ausgeschrieben wurde.

Alle Hoffnungen hingen zuletzt an einer Magdeburger Unternehmerin, die sich der Halle annehmen und nebst Büros in eingebauten Würfeln Raum für die öffentliche Nutzung schaffen wollte. Nach Angaben von Trümper ließ die potenzielle Investorin den Termin zur Vorlage eines schlüssigen Umsetzungs- und Finanzierungskonzeptes jedoch verstreichen. Trümper: „Wir haben nun eine letzte Frist bis Freitag (26. August – d. Red.) gesetzt.“ Daneben verwies Trümper auf Gespräche mit einem weiteren „seriösen Interessenten“, dessen Namen er noch nicht preisgeben könne.

Der Stadtrat mag nach jahrzehntelangen vergeblichen Vermarktungsversuchen nicht mehr an den Erfolg glauben. „Wir müssen uns jetzt endlich bekennen und nicht länger auf den Einsturz warten“, sagte Frank Schuster (CDU), Initiator des erneuten Sicherungsantrages. Der einstimmige Ratsauftrag für die Hallensicherung auf Stadtkosten erging, obwohl die Verwaltung in einer Stellungnahme gelobte, dieser Eigentümerpflicht bereits nachzukommen – samt Stützkonstruktion im Halleninnerern, Umzäunung und Bestreifung durch ein Sicherheitsunternehmen. Im Angesicht der Zustände vor Ort – weiterer Verfall und Bewuchs, niedergerissener Zaun – konnten die Räte dies kaum als ausreichend erkennen.

Was die eingangs beschriebenen Befürchtungen des Grünenstadtrates Westphal betrifft, hatte Lutz Trümper im Februar noch gelassen reagiert. Als zur damaligen Ratssitzung auf die von Gutachtern attestierte Einsturzgefahr hingewiesen wurde, sagte er: „Das hieß es schon vor zehn Jahren und die Halle steht noch.“

Fragt sich, wie lange. CDU-Mann Michael Hoffmann plautze am Ende der Debatte halblaut in den Saal, was viele denken, aber wenige aussprechen mögen: „Die Hyparschale ist Schrott!“