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Ideen für Stadtpark Vom Badeboot zum Brückensofa

Über Ideen für die Gestaltung des Magdeburger Stadtparkareals zwischen Stadthalle und Funkhaus wurde am Mittwoch öffentlich diskutiert.

Von Martin Rieß 11.11.2016, 00:01

Magdeburg l 14 Landschaftsarchitekten haben sich am Ideenwettbewerb zur Neugestaltung des Areals vom Heinrich-Heine-Platz bis hinter die frühere Eisenbahnlinie durch den Stadtpark beteiligt. Im Mai hatten Bürger Anregungen gegeben, was sie erhalten möchten und was unbedingt an neuen Ideen einfließen soll. Am Mittwochabend nun konnten die Besucher des Blüthnersaals in der Stadthalle einen Blick in die Arbeiten werfen und ihre Meinung zum Ausdruck bringen. Die Hinweise sollen auch in die Bewertung der Jury einfließen.

Vorgegeben war unter anderem, den Verkehr neu zu ordnen, die historische Substanz einzubinden, eine Veranstaltungsfläche zu schaffen und sich Gedanken zur Einbeziehung des Elbufers zu machen. Klar ist, dass der Autoverkehr nicht mehr auf der Elbseite an der Stadthalle vorbeifließen soll. Vielmehr sollen Abstellmöglichkeiten für Autos über die Stadtparkstraße erschlossen werden. Zu gestalten sei eine Fläche mit einem hohen Freizeitwert, für die auf der anderen Seite aber auch die Pflegekosten im Rahmen bleiben. Die Rede war auch davon, das Mobiliar – zum Beispiel also Parkbänke – in einem einheitlichen Stil zu gestalten. Zudem geht es um ein einheitliches Beleuchtungskonzept, das nicht allein diesen Bereich am Rande des Stadtparks ins rechte Licht rückt, sondern auch von der anderen Seite der Elbe für einen Aha-Effekt sorgt.

Eine Vielzahl von gestalterischen Ideen zeigen nun, was neben dem formalen Abarbeiten der Vorgaben möglich ist. So ist jetzt die Idee auf dem Tisch, den Heinrich-Heine-Platz für eine Kleinkunstbühne unter freiem Himmel zu nutzen. Ein öffentliches Sofa am Rande der Sternbrücke könnte den einladenden Charakter des Geländes als Tor zum Stadtpark unterstreichen. Freizeitgeräte auf den Elbwiesen könnten diesen bislang nur individuell genutzten Bereich für ein breiteres Publikum erschließen. Verschiedene Achsen würden für neue Blickrichtungen und Blickperspektiven sorgen. Ein Badeboot könnte auf der Elbe vor Anker gehen. In den Boden eingebrachte Muster könnten das Symbol der Deutschen Theaterausstellung aufnehmen, für die ja unter anderem die Stadthalle, der Albinmüllerturm, die Licht­stelen und das Pferdetor gebaut wurden. Grüne Umrahmungen könnten Literaturnischen schaffen. Bis auf einen Entwurf soll die als Parkplatz genutzte Asphaltfläche komplett umgestaltet werden.

Mehrere Besucher wiesen auf die Bedeutung der Gastronomie hin. Da wäre ein Mehr wünschenswert. Und gerade wenn der Bereich an der Stadthalle zur Elbe hin vielleicht sogar mit einem langgezogenen Stadtplatz erschlossen werde, böte sich hier eine gute Gelegenheit, um eine attraktive Freiluftgaststätte mit formidablem Blick auf Fluss und Sonnenuntergang zu bieten.

Eine Nachfrage gab es vom Montego-Beach-Club-Betreiber Paul-Gerhard Stieger: In einigen Entwürfen befand sich seine Lokalität noch an Ort und Stelle, an anderen war sie verschoben, auf weiteren gar nicht mehr vorhanden. Antwort aus der Verwaltung: Die mit Erbbaupacht vergebenen Flächen und Grundstücke haben auf jeden Fall Bestandsschutz.

Großes Thema in der Diskussion war der Verkehr. Rund 500 Stellplätze sollten von den Planern untergebracht werden. Stadthallenchef Steffen Schüller: „Dies entspricht etwa der Zahl von Fahrzeugen, die hier bei großen Veranstaltungen im Umfeld abgestellt werden.“ Die Planer sehen dafür vor allem Räume östlich und nördlich der Hyparschale vor – deren Zukunft in der Diskussion auch ohne neuerlichen Erkenntnisgewinn angerissen wurde.

Nicht gelöst werden konnte jedenfalls mit dem Ideenwettbewerb das Problem, dass bei Großveranstaltungen der Autoverkehr oft nahezu zum Erliegen kommt. Baudezernent Dieter Scheidemann verwies aber darauf, dass der Abfluss des Verkehrs mit dem Neubau der Strombrückenverlängerung deutlich verbessert werden könne. Einige der Entwürfe sehen übrigens vor, dass der Bus aus der Altstadt wie in der Vergangenheit wieder am Heinrich-Heine-Platz seine Endhaltestelle bekommt.

Was macht eigentlich den Freizeitwert eines Geländes aus, wollte Grünen-Stadtrat Alfred Westphal wissen. Man sollte sich vor einer möglichen Entscheidung genau anschauen, warum die Menschen in den Stadtpark kommen und sich an diesen Wünschen orientieren. Nichtsdestotrotz ist eine Fläche für Großveranstaltungen eingeplant. Zum Teil wird diese, wenn nicht gerade Veranstaltungen stattfinden, auch zum Parken genutzt. Dieser Vorschlag forderte die Kritik heraus, dass gerade bei Großevents Parkplätze benötigt werden. Selbst wenn Veranstaltungen wie „Stars for free“ mit Shuttle­bussen zeigen, wie eine Anbindung funktionieren kann.

Übrigens: Die konkreten Entwürfe dürfen noch nicht veröffentlicht werden. Heute berät zunächst die Jury und lobt einen Preisträger aus. Die Preisverleihung findet im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung am 5. Dezember ab 18 Uhr im Iba-Shop in der Regierungsstraße statt. Von da an werden die Arbeiten mehrere Wochen in der Einrichtung in der Wobau-Welle an der Regierungsstraße 37 gezeigt.

Da es sich zunächst allein um einen Ideenwettbewerb handelte, werden die Arbeiten nicht sofort in konkrete Planungen einfließen. Aber sie sollen Berücksichtigung bei einer Ausführungsplanung finden. Gartenpartei-Stadtrat Roland Zander drang darauf, die entsprechende Drucksache in absehbarer Zeit zu entwickeln.