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Immobilien Neue Runde im Magdeburger Knast-Poker

Nächste Runde im Verkauf einer besonderen Immobilie in Magdeburg. Es geht um das einstige Gefängnis.

Von Stefan Harter 12.09.2018, 01:01

Magdeburg l Neue Runde im möglichen Verkauf der ehemaligen Justizvollzugsanstalt (JVA) an der Sudenburger Wuhne in Magdeburg: Am 12. September 2018 soll im Landesfinanzausschuss von Sachsen-Anhalt erneut über den Vorschlag des Finanzministeriums entschieden werden, das Gefängnis an einen Hallenser Investor abzugeben.

Bereits im August stand der Verkaufsbeschluss auf der Tagesordnung. Weil es aber viele offene Fragen gegeben hatte, schickten die Ausschussmitglieder das Papier an die Landesverwaltung zum Nachbessern zurück.

Die Hausaufgaben wurden gemacht, wie die Volksstimme erfahren hat. Es gibt ein schriftliches Konzept des Käufers, Richard Hergeth, und auch die Stadtverwaltung Magdeburg hat eine Stellungnahme zu dessen Plänen für eine Wohnnutzung der alten Zellen abgegeben.

So werden die Hauptprobleme bei der Geräuschkulisse vom benachbarten Magdeburger Ring sowie der reinen Gewerbenutzung in der Umgebung gesehen. In einem Bauleitplanverfahren könnten diese Probleme angegangen werden.

Das Magdeburger Gefängnis war 2013 nach Eröffnung der neuen JVA in Burg geschlossen worden. Seitdem steht es leer und wurde nur für Kunstaktionen und Filmaufnahmen genutzt.

In einer Ausschreibung hatte das Land Sachsen-Anhalt die Immobilie für ein Mindestgebot von 620.000 Euro offeriert. Der potenzielle Käufer hatte noch einmal 60.000 Euro draufgelegt. Er war der einzige Bieter in dem Verfahren und war nach eigenen Angaben selbst überrascht davon, den Zuschlag bekommen zu haben.

Ein Gutachten hatte den Verkehrswert der Immobilie mit lediglich 90.000 Euro angegeben, weil u. a. sämtliche Versorgungsanschlüsse neu angelegt und weitere Instandsetzungsarbeiten vor einer Neunutzung durchgeführt werden müssen. Dass das Mindestgebot deutlich über dem Verkehrswert liegt, ist nach Volksstimme-Informationen eine Entscheidung im Finanzministerium gewesen, das einen höheren Marktwert in dem Objekt gesehen hat – angesichts des eingegangenen Angebotes offensichtlich zurecht.

Am Gebot soll es aber kein Rütteln mehr geben, heißt es. Man sei zuversichtlich, dass der Verkauf am Mittwoch in der nicht-öffentlichen Ausschusssitzung beschlossen wird.

Richard Hergeth plant aus den Gefängniszellen kleine Zwei-Raumwohnungen vor allem für Studenten, aber auch alleinlebende Senioren herzurichten und beruft sich dabei auf die Vorgaben des Bundes zum sogenannten Variowohnen. Dessen Kernpunkte: Nachhaltige Umnutzung von Gebäuden ohne bisherige Wohnnutzung sowie bezahlbare Mieten für die Nutzer.