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Immobilien Rettung für baufällige Häuser in Magdeburg

In einer Kooperation arbeiten Stadt und der Verein Haus & Grund daran, vom Verfall bedrohte Immobilien im Südosten Magdeburgs zu retten.

Von Martin Rieß 27.12.2016, 02:00

Magdeburg l An vielen Stellen der Stadt haben Hauseigentümer in den vergangenen Jahren viel Geld und viel Energie in den Erhalt denkmalgeschützter Gebäude investiert. Doch es gibt in der Stadt auch Hunderte Gegenbeispiele, bei denen Häuser schlussendlich immer weiter verkommen und irgendwann abgerissen werden. Um bedrohte Immobilien zu retten, haben sich für den Südosten der Stadt der Haus- und Grundeigen-tümerverband Haus & Grund und das Stadtplanungsamt zusammengetan, um zu helfen. Neben der Beratung für Eigentümer, wie sie welche Fördermöglichkeiten nutzen können, geht es dabei manchmal schon darum, Licht ins verworrene Dickicht komplizierter Eigentums-verhältnisse zu bringen.

Wie Holger Neumann, Landespräsident von Haus & Grund, berichtet, haben sich solche Bemühungen im zu Ende gehenden Jahr beispielsweise bei einem kurz vor dem Abriss stehenden Gebäude im Stadtteil Leipziger Straße ausgezahlt. „Auf der Buckauer Insel wurde ein abrissgefährdetes Haus mit einer komplizierten Eigentümerstruktur in langen Verhandlungen mit den Beteiligten an den Nachbareigentümer verkauft, der das Haus erhalten will“, berichtet er. Ein zweites Positivbeispiel aus dem Jahr 2016 in Salbke: Für die Hadmersleber Straße 1 wurde ein neuer Eigentümer gefunden, der sogar schon mit der Sanierung des Hauses begonnen hat.

„Einfach ist es nicht, die unterschiedlichen Vorstellungen von Ämtern, alten Eigentümern und Investoren unter einen Hut zu bringen“, so Stephan Herrmann, stellvertretender Leiter des Stadtplanungsamts.

Lohnt sich der Aufwand? Ja, sind sich die beiden einig. Jeder Altbau, der nicht abgerissen wird, ist nicht allein ein Gewinn für den Stadtteil. Vielmehr können so Kosten für die Stadt gespart werden. Grund: Ein Notabriss schlägt pro Fall mit 100.000 bis 300.000 Euro zu Buche. Das ist Geld, das die Stadt verauslagt und oft nicht wiedersieht. „Wenn dagegen zur Sanierung 70.000 bis 100.000 Euro Zuschüsse aus dem Programm Stadtumbau Ost helfen, dass das Gebäude saniert wird, ist es für alle eine gute ökonomische und vor allem auch städtebauliche Lösung“, wirbt Holger Neumann für die Unterstützung von Haussanierungen.

Die Zusammenarbeit mit dem Verein ergänzt die Arbeit der Stabsstelle „Verwahrloste Immobilien“ der Stadt. Dort sind etwa 350 Objekte unter Beobachtung. „Viel zu viel“, sagt Holger Neumann.

Er fordert Kontingente an Fördermitteln zur Altbausicherung für die historischen Stadtteile. Denn jeder Notabriss ergibt neue Probleme für die Nachbarhäuser, die plötzlich einen ungedämmten und unverputzten Nachbargiebel haben. So geschehen gerade vor kurzem in der Wittenberger Straße, wo mitten aus der geschlossenen Häuserfront ein Altbau abgerissen wurde – die Volksstimme berichtete.

Ein Problem für die Akteure sei derweil auch die Beratungsresistenz einiger Eigentümer, die kostenlose Hilfe rechtzeitig in Anspruch zu nehmen. Die umfasst seitens des Vereins so auch Wirtschaftlichkeits- und Finanzierungsberechnungen oder die Beratung zum wohnungswirtschaftlichen Konzept.

Falls ein Verkauf nötig wird, besteht die Unterstützung in der Erstellung eines Exposés und einer Internetvermarktung. Für potenzielle Käufer gibt es Hinweise zu Möglichkeiten und Problemen. Damit erhöhe sich die Chance, dass der Käufer auch wirklich saniert, so Holger Neumann.

Den Rahmen für die Kooperation im Südosten Magdeburgs bildet die Lenkungsgruppe „KIQ-Schrottimmobilien“, in der das Stadtplanungsamt der Landeshauptstadt Magdeburg und der Haus- und Grundeigentümerverband Haus & Grund bei der Rettung verwahrloster Immobilien im Stadtgebiet zusammenarbeiten. Diese Kooperation ist eine Fortsetzung des von Bund und Land geförderten KIQ-Programms für den Magdeburger Südosten. KIQ steht dabei für „Kooperation im Quartier“. Stadt und Verein teilen sich die Beratungskosten für die betroffenen Eigentümer.