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Immobilien Studentische Hilfe gegen Leerstand

Die Stadt Magdeburg unterstützt ein Projekt der Otto-von-Guericke-Universität und hofft so auf Lösungen für den Leerstand im Breiten Weg.

Von Christina Bendigs 16.11.2018, 00:01

Magdeburg l Wie sieht die Magdeburger Innenstadt von morgen aus? Was ist überhaupt die Innenstadt? Und wie können leerstehende Objekte wieder mit Leben erfüllt werden? Mit diesen Fragen werden sich in den nächsten Wochen und Monaten Studenten der Otto-von-Guericke-Universität beschäftigen.

Sie haben ein leeres Ladengeschäft von der Wobau zur Verfügung gestellt bekommen und wollen nun an Ideen tüfteln, es mit Leben zu erfüllen. Eine erste Ideensammlung gibt es bereits. Die Studenten können sich zum Beispiel eine Tauschbörse, ein Café auf Spendenbasis, Ausstellungen zur Geschichte mit Ausblick in die Zukunft vorstellen, aber auch einfach einen Treffpunkt für Initiativen.

Ab dem 1. Dezember 2018 wollen sie das Geschäft öffnen: Alle Interessenten sind dann mittwochs von 15 bis 20 Uhr, freitags von 17 bis 22 Uhr und sonntags ab 13 Uhr willkommen, mit den jungen Leuten ins Gespräch zu kommen. Mit Menschen in einen Austausch zu kommen, ist den Studierenden besonders wichtig. Denn sie wollen nicht nur ihre studentische Sicht einbringen, sondern auch auf die Bedürfnisse anderer Zielgruppen eingehen.

Warum sie sich gerade für dieses Seminar unter der Leitung des Architekten Hendrik Weiner eingeschrieben haben? „Ich möchte herausfinden, wo eigentlich die Innenstadt ist und ob es sie überhaupt gibt und ganz nah am Geschehen erfahren, was vor Ort passiert“, sagt Studentin Sabine Germer. „Ich möchte schauen, wie man die Innenstadt aufwerten kann, und zwar abgesehen von der Vorgeschichte“, sagt Studentin Thao Tran.

Klar sei der Breite Weg einst eine Geschäftsstraße gewesen, die im Krieg zerstört wurde. Statt immer nur in die Vergangenheit zu gucken, möchte sie nun zukunftsorEinkaufscenter Problem für Magdeburgientierte Projekte mit auf den Weg bringen.

Für die Studentin Svenja Heinrichs ist es bereits das dritte Mal, dass sie sich an Leerstandsprojekten beteiligt. „Jedes ist unterschiedlich und man lernt immer dazu“, sagt sie. Neben der Finanzierung und der Organisation sei das Schwierigste wohl, die Menschen zu erreichen. Hendrik Weiner, der sich mit seiner Firma „Raumdialog“ auch beruflich mit partizipativen und gemeinschaftlichen Gestaltungsformen befasst, weiß, dass die größte Hürde darin besteht, den Eigentümer ausfindig zu machen und ihn von den Ideen zu überzeugen.

Die Studenten sind sich sicher, dass Geschäfte allein nicht gegen den Leerstand wirken können. Vielmehr bräuchte es alternative Nutzungsformen, die nicht auf Konsum im Sinne von einkaufen, sondern auch Möglichkeiten zum Verweilen bieten, sagt beispielsweise der Student Julius König. Das Problem in Magdeburg sieht er in den großen Einkaufscentern. Dabei habe der Breite Weg als Fußgängerzone großes Potenzial. „Uns geht es gerade nicht darum, Einzelhandel zu gewinnen, sondern auszuprobieren, was noch möglich ist“, ergänzt Franziska Gutkäse. Ziel sei ein ganzheitliches Erlebnis, das sich nicht allein aufs Einkaufen beschränkt.

Hendrik Weiner erklärt: „Die Shoppingmalls sind absolut nach innen gerichtet und nach außen hin abgeschlossen.“ Für ein ganzheitliches Erlebnis bedürfe es aber auch nicht-kommerziell erschlossener Räume. Daran tüfteln jetzt die Studenten der Magdeburger Uni, die Cultural Engeneering studieren. Sie wollen auch ganz gezielte Testläufe veranstalten, um zu sehen, wie ihre Ideen wirken.

Unterstützt werden sie von der Stadt Magdeburg, die sich für den Maßnahmeplan zur Stärkung des Handels in der Innenstadt neue Erkenntnisse, Ideen, Denkansätze und vielleicht sogar schon ganz konkrete Zwischennutzungen erhoffen oder gar dauerhafte neue Nutzungskonzepte. Die Wobau Magdeburg und MDCC unterstützen das Vorhaben ebenfalls.

Am 14. November 2018 hat sich Wirtschaftsbeigeordneter Rainer Nitsche mit den Studierenden in dem Ladengeschäft im Breiten Weg 28 getroffen, um sich über den aktuellen Projektstand zu informieren. „Aus dem Zusammenspiel von kreativen Zwischennutzern mit guten Idden und aufgeschlossenen Eigentümern entsteht ein Gewinn für alle Beteiligten“, ist er sicher. Nicht selten würden sich aus Zwischennutzern feste Mieter entwickeln. „Daher unterstützen wir als Stadt das Projekt“, sagt er. Nicht zuletzt sieht er darin auch eine die Möglichkeit, eine neue Form der Verknüpfung zwischen der Universität und Stadtverwaltung zu testen.

Nicht nur mit der Universität hat er daher eine Vereinbarung getroffen. Auch mit der Hochschule Magdeburg-Stendal ist ein ähnliches Projekt am Breiten Weg in Arbeit.