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Industriebrachen Kein Plan für die Ruinen

Wohnungsbau auf dem Gelände des Reichsbahnausbesserungswerkes in Magdeburg auf Eis gelegt.

Von Franziska Ellrich 04.03.2017, 00:01

Magdeburg l „Einsturzgefahr. Betreten verboten.“ Überall hängen Verbotsschilder, das Gelände des ehemaligen Reichsbahnausbesserungswerkes (RAW) ist rundherum eingezäunt oder durch alte, hohe Ziegelsteinmauern von der Straße abgegrenzt. Trotzdem werden immer wieder Menschen auf dem gefährlichen Gelände gesichtet. Eingestürzte Dächer, offene Schächte und ein vom Schornstein abgestürzter Kletterer gehörten in der Vergangenheit zu den Meldungen rund um das RAW.

Dass die Industriebrache ordentlich abgesichert ist, dafür sind die Eigentümer verantwortlich. Gegen Personen, die allerdings über Zäune klettern, können auch die Besitzer nichts tun. Vor circa zehn Jahren haben drei Görlitzer die 25 Hektar von der Bahn abgekauft. Und wollten den Platz vorerst als Solarpark nutzen. Doch daraus wurde nichts. „Der Denkmalschutz hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht“, sagt Eigentümer Michael Mochner.

Der Jurist erinnert sich noch gut an den Streit vor Gericht und die Nachricht, in der es Jahre später im Februar 2014 hieß: Jetzt gebe es eine Genehmigung und man könne den Solarpark bauen. Zu spät für die RAW-Eigentümer. Der Berliner Solarpark-Betreiber war längst aus dem Spiel. Eigentlich wollte man zu diesem Zeitpunkt auf dem großen Gelände viel weiter sein. „Mit dem Solarpark hätten wir den ersten Abriss von Gebäuden finanzieren können“, sagt Michael Mochner heute. Damals ging es um eine rund zehn Millionen teure Investition.

Der langfristige Plan lautete immer: Ein neues Wohngebiet für Salbke. Der Eigentümer aus Görlitz könnte sich auf dem Gelände neben Wohnungen auch Schule, Kindertagesstätte und Ärztehaus vorstellen. Nach dem Vorbild einer Gartenstadt. Er spricht von den „tollen großen Hallen“, einem Gebäude im Gebäude. Diese Ideen sind vorerst jedoch auf Eis gelegt. Warum, begründet Michael Mochner folgendermaßen: „Der Bedarf ist noch nicht da. Aber die Nachfrage kommt auf jeden Fall.“ Aktuell sei man jedoch mit der Sanierung der Stadt erst einen Kilometer vor Salbke angelangt.

Deswegen wollen Mochner und die anderen beiden Eigentümer das Gelände „erst mal liegen lassen“. Und in ein paar Jahren, „wenn der Bedarf anzieht“, noch mal neu abwägen. Nur selten sind die Eigentümer aus dem 300 Kilometer entfernten Görlitz vor Ort, um nach dem Rechten zu sehen. Deswegen sei eine Hausmeisterfirma beauftragt worden, Mitarbeiter würden regelmäßig kontrollieren und Vandalismus-Schäden beheben. „Wir sind dazu auch immer im Gespräch mit der Stadt“, erklärt Mochner. Auf die Unfälle in der Vergangenheit angesprochen, betont der Besitzer: „Das ist Privatgelände, da hat niemand was verloren.“

Was die Zukunft der Ruinen betrifft: Längst wollte die Stadt einen Bebauungsplan für das RAW aufstellen. Das wurde im Juni 2016 beschlossen. Die Verwaltung wollte untersuchen, ob und in welchem Ausmaß Wohnbebauung dort möglich wäre. Doch nur wenige Tage später wurde der Beschluss wieder aufgehoben.

Somit wird es wohl keinen neuen Bebauungsplan geben. Dem Eigentümer ist das erst mal egal. Für ihn steht in puncto RAW-Gelände nur eines fest: „Wir werden das Grundstück nicht verkaufen.“ Auch nicht an die Stadt.