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Insektenbeisetzung Ein Friedhof für Fliegenpuk

Wie erklärt man Kindern den Tod und die damit verbundenen Rituale? Mit einem Insektenfriedhof. Zumindest wird das in Magdeburg probiert.

Von Christina Bendigs 17.08.2016, 01:01

Magdeburg l Wenn ein liebgewonnener Mensch oder das eigene Haustier aus dem Leben scheiden, sind Eltern oft ratlos, wie sie ihren Kindern helfen können, zu verstehen und zu verarbeiten, was da geschehen ist. Seit Dienstag gibt es in Magdeburg einen Insektenfriedhof. Und auf dem können Mädchen und Jungen sich kindgerecht mit dem Tod und den damit verbundenen Ritualen auseinandersetzen.

Sechs Mädchen und Jungen aus der Kindertagesstätte der Pfeifferschen Stiftungen machten den Anfang. Sie setzten Insekten bei, die sie zuvor gefunden hatten, und nahmen von ihnen Abschied.

Fliegenpuk, Mia, Lisa, Sophia und Paul waren die Namen, die sich die Kinder für die toten Hummeln, Fliegen und anderen Käfer ausgedacht hatten. Aus Streichholzschachteln hatten sie kleine Särge gebastelt. Und diese ließen sie auf dem Insektenfriedhof in die Erde. Einige Worte des Andenkens gab es auch – entweder von Friedhofsgärtner Martin Cziborra, der die Idee zu dem Insektenfriedhof hatte, oder von den Kindern selbst.

Auf die Gräber pflanzten die Kinder Blumen und gossen diese an. Wie nach einer richtigen Beerdigung kamen die Kinder am Ende auch noch einmal in einer Runde zusammen. Statt Kaffee und Kuchen gab es jedoch Saft und Gummitierchen.

Ob die Kinder die ganze Tragweite verstanden haben, darüber war Kita-Leiterin Bärbel Berzbach noch unschlüssig. Zumindest aber haben sie die Abläufe einer Beerdigung kennengelernt. Und die Kinder hätten auch ihren Spaß gehabt, sagt sie, seien ganz locker damit umgegangen.

Wenn es Todesfälle in Familien gibt, werde aber ohnehin auch im Kindergarten darüber gesprochen, sagt sie, um den Kindern das Verarbeiten zu erleichtern. Friedhofsleiterin Kerstin Hartmann findet die Idee gut und der Insektenfriedhof passe auch gut ins Naturgräberfeld.

Christian Cziborra lädt auf der Facebook-Seite seiner Friedhofsgärtnerei Boese weitere Kindergartengruppen ein, sich über den Insektenfriedhof dem Tod zu nähern. Schließlich gehört der ja auch zum Leben dazu. Denn in dem entstandenen Insektenfriedhof werden immer wieder verstorbene Insekten beerdigt, und deren Bestattung wird Anlass zu Gesprächen und zum Ausführen der erlernten Rituale bieten, auf welche die Kinder auch im späteren Leben zurückgreifen können. Kindergärten und Schulen können dieses Thema aufgreifen und den Insektenfriedhof mit den Kindern nutzen. Gruppen, die Interesse haben, melden sich in der Zentralen Friedhofsverwaltung der Stadt Magdeburg.