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Interessanter Job Stuntfrau auf Magdeburger Opernbühne

Für die Oper Kátja Kabanová hat das Magdeburger Theater eine Stuntfrau engagiert. Sie stürzt sich von einer Brücke.

Von Christina Bendigs 05.09.2019, 11:25

Magdeburg l Normalerweise stürzt sich Leonie Urbaschik aus fahrenden Autos oder von Türmen aus sechs Metern Höhe, sie begibt sich in spektakuläre Bodystunts, spielt Schlägereien nach oder seilt sich aus großen Höhen ab. Jetzt hat die junge Frau, die Mitglied der Babelsberger Stuntcrew ist, einen Job in einer Oper ergattert. In der neuen Operninszenierung des Magdeburger Theaters stürzt sie sich als Double von Opernsängerin Noa Danon aus drei Metern Höhe von einer Brücke. Der Einsatz in der Inszenierung „Kátja Kabanová“ ist für beide Seiten neu. Denn im Theater Magdeburg gab es den Einsatz einer Stuntfrau in jüngster Zeit nicht und Leonie Urbaschik war selbst auch noch nicht an einem Theater im Einsatz. Die Vorstellungen teilt sie sich mit einer Kollegin, die ebenfalls gebucht wurde.

In der Oper hat sie zwei Auftritte. Einen gleich am Anfang, den zweiten am Ende. Dazwischen vertreibt sie sich die Zeit in der Garderobe mit dem Lesen von Büchern – aktuell „Der Name der Rose“.

Hauptberuflich studiert die junge Frau Agrarwissenschaften. Doch über eine Freundin bekam sie das Angebot, in der Babelsberger Stuntcrew mitzumachen. Vor zwei Jahren hat sie angefangen. Im Film „Alles Wuff“ mit Detlef Buck und Till Schweiger aus dem Jahr 2018 hatte sie bereits ihre ersten Film- einsätze. Hauptsächlich aber tritt sie in den Shows der Babelsberger Stuntcrew auf.

Eine Ausbildung zur Stuntfrau gibt es nicht. „Wenn man Glück hat, rutscht man wie ich in eine Gruppe und die Kollegen zeigen einem, worauf man achten muss“, erzählt sie. Nicht jeder sei so nett, anderen zu zeigen, wie die Stunts funktionieren.

Das Risiko sei stets mit an Bord, wenn die junge Frau in den Shows in Babelsberg zu waghalsigen Sprüngen ansetzt. „Aber daran denkt man nicht die ganze Zeit“, erzählt sie. Schließlich wäre das auch nicht hilfreich. Unfälle könne es natürlich geben, gesteht sie. Ihre Mutter mache sich Sorgen, könne sich die Shows nicht anschauen, erzählt Leonie Urbaschik. „Mein Freund dagegen findet es schon cool und spricht mir auch Mut zu“, erzählt sie. Gern würde sie noch mehr Einsätze als Stuntfrau haben. Doch das sei gar nicht so einfach: „Wir sind alle selbstständig und müssen zusehen, wie wir Jobs ergattern.“ Auf das Aussehen kommt es dabei eher weniger an. „Wir werden meistens nach der Größe und Statur ausgesucht“, berichtet sie. Denn das sind Dinge, die man nicht mit einem Kostüm kaschieren kann. In der Magdeburger Operninszenierung etwa trägt sie anstelle ihrer eigenen dunkelblonden Haare eine Perücke, die der Lockenpracht von Noa Danon nachempfunden ist.

Worauf es bei Stunts vor allem ankommt, hat Leonie Urbaschik schon als Reitsportlerin zu Pferd gelernt: „Im Falle eines Falles ist richtig fallen alles“, erzählt sie. Auch ihr jahrelanges Judo-Training sei hilfreich. Wie lange man den Job ausüben kann, hänge immer davon ab, wie lange der Körper fit bleibt. Viel Sport, Studium, die Stuntshows und ein Hund lassen ihr nicht viel Raum für anderes. Einen Traumstunt gibt es nicht. „Höhe finde ich nicht so lustig“, sagt sie, „aber irgendwann möchte ich noch von unserem 20 Meter hohen Showturm springen.“

Die Premiere ist am Sonnabend, 7.  September, um 19.30  Uhr im Opernhaus. Karten sind noch erhältlich. Die Oper wird bis zum 17.  November mehrfach aufgeführt.