1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Magdeburg
  6. >
  7. Balken fürs Kunstmuseum Magdeburg

Investition Balken fürs Kunstmuseum Magdeburg

Ausbau des Dachstuhls im Nordflügel des Kunstmuseums Magdeburg: Die Arbeiten für neue Ausstellungsflächen laufen auf Hochtouren.

Von Martin Rieß 06.12.2020, 00:01

Magdeburg l Annegret Laabs ist es ja nicht anders gewohnt: Das von ihr geleitete Kunstmuseum Magdeburg im Kloster Unser Lieben Frauen ist eine Baustelle. Seit Jahren wird hier ein Abschnitt nach dem anderen saniert. Doch dieser Tage im November 2020 sind die mit Bauarbeiten verbundenen Umstände nahezu vergessen. Die Museumsdirektorin sagt: „In den vergangenen Monaten ging es darum, Platz für Neues zu schaffen. Und jetzt kommt richtig viel von dem Neuen, und man kann ahnen, wie schön das Dachgeschoss des Nordflügels wird.“ Der Nordflügel befindet sich linkerhand des derzeit gesperrten Eingangs zum Museum.

Das Neue, das sind beispielsweise die großen Balken und eine Aufgabe für den Meisterbetrieb für Zimmerei und Holzbau von Steffen Otte aus Pechau. Er berichtet: „Jeder der Balken wiegt etwa 600 Kilogramm. Dieser Tage haben wir von diesen 90 Stück verbaut.“ Jeder einzelne wurden mit dem roten Turmdrehkran in die Höhe befördert und durch einen Spalt im Schutzdach an den Montageort befördert. Fingerspitzengefühl ist dabei gefragt, um die Balken genau an die richtige Stelle zu bringen. Steffen Otte sagt: „Hier im Dachgeschoss des Kunstmuseums werden wir noch etwa drei Wochen zu tun haben.“

Neben seinem Gewerk sind auf der Baustelle beispielsweise Handwerker für Heizung und Be- und Entlüftung, für Elektroarbeiten und für Maurerarbeiten unterwegs. Folgen werden unter anderem Fensterbauer und Dachdecker. Zum Teil sind bis zu 50 Handwerker in Sachen Dachstuhl im Kloster unterwegs, so dass die Arbeiten gut koordiniert werden müssen.

Dass es sich nicht um eine einfache Erneuerung des Bestehenden handelt, hat auch mit der künftigen Nutzung zu tun. Denn in dem Dachgeschoss möchte das Kunstmuseum Stücke aus der eigenen Sammlung zeigen. Annegret Laabs erläutert: „In den vergangenen Jahren haben wir einen ansehnlichen Bestand mit Malerei der Gegenwart zusammengetragen, den wir aufgrund des beschränkten Platzes bisher kaum zeigen konnten. Dies wird sich mit dem neuen Ausstellungsraum im Dachgeschoss ändern.“ Zur Verfügung stehen werden dem Museum ab dem Jahr 2022 statt bisher 940 dann 1280 Quadratmeter Ausstellungsfläche.

Es leuchtet ein, dass an einen modernen Ausstellungsraum ganz andere Anforderungen zu stellen sind als an einen allenfalls als Abstellkammer nutzbaren Dachboden. Im Falle von einem Raum zur Präsentation von Malerei bedeutet dies, dass gerade Wände benötigt werden. Daher sollen, wie Annegret Laabs berichtet, die Wände ein Stück aufgemauert werden. Auf der Innenseite zum Klosterhof wird die traditionelle Dachform wieder aufgenommen. Auf der Nordseite zur Straßenseite hin bekommt das Dachgeschoss aber große Fenster aus Stahl und Glas.

Letzteres hatte vor Monaten im Bauausschuss zu sorgenvollen Mienen bei einer Reihe von Stadträten gesorgt: Besteht nicht die Gefahr, dass das historische Bild des romanischen Klosters beschädigt wird? Das sieht Annegret Laabs nicht so: „Das heutige Bild des Nordflügels ist nicht historisch. An dem Gebäude wurde immer wieder gebaut und verändert.“ So war die Gestalt des Hauses grundlegend erst im 19. Jahrhundert verändert worden. „Wenn wir jetzt architektonisch zeigen können, dass das Gebäude eine Heimat für moderne Kunst ist, dann ist dies genau das richtige Zeichen“, so die Einschätzung der Chefin des Kunstmuseums Magdeburg.

Dass die Bauhandwerker um Steffen Otte hier völlig neue Balken verwenden, hat einen guten Grund. Denn mit den neuen Aufgaben kommen auf das Gebälk ganz andere Belastungen zu. Die alten Balken, die vor dem Einbau der neuen aus dem Dachgeschoss geholt werden mussten, waren zum Teil nur halb so dick wie die neuen, weiß die Museumsdirektorin zu berichten.

Im Zuge der Arbeiten wird auch das Obere Tonnengewölbe saniert. Hier wird unter anderem eine neue Fußbodenheizung eingebaut.

Insgesamt wird der Nordflügel des ehemaligen Klosters für rund 4,3 Millionen Euro saniert. 3,4 Millionen Euro zahlt das Land Sachsen-Anhalt, den Rest die Landeshauptstadt Magdeburg.

Parallel laufen die Arbeiten zur Instandsetzung der Klosterkirche, wo für vier Millionen Euro, von denen das Land Sachsen-Anhalt 3,1 Millionen Euro übernimmt, unter anderem die Mauern saniert und das im Krieg zerstörte Gewölbe im früheren Altarbereich wiederhergestellt werden.