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Investor Land in Sicht für Magdeburger Ruderkasten

Für den Magdeburger Ruderkasten zeichnet sich möglicherweise eine Rettung ab. Ein Investor will die Sportstätte kaufen.

Von Ivar Lüthe 07.06.2019, 01:01

Magdeburg l Die Ruderer vom SC Magdeburg hängen mit ganzem Herzen an ihrem Achterruderkasten. Generationen von Nachwuchsruderern haben hier die richtige Technik gelernt. Doch nun droht das Aus für die besondere Sportstätte.

Der Ruderkasten soll nämlich abgerissen werden. Am Ende des Seilerweges hat die Stadt Magdeburg unter anderem mit Fördermitteln den Ruderern eine neue Heimstatt gebaut. Ein Ersatzneubau für das vom Hochwasser 2013 geschädigte alte Bootshaus und den Ruderkasten.

Ganz modern ausgestattet wird es sein, wenn es in einigen Wochen übergeben werden soll. Der Ersatzneubau vereine die Funktionen beider ehemaligen Gebäude nach aktuellen, modernen Trainingsstandards und halte nach heutigen Erkenntnissen zukünftigen extremen Hochwassersituationen stand, informiert Stadtpressesprecher Michael Reif. Im Neubau wird es einen großen modernen Kraftraum, zwei Ergometerräume, neue Umkleide- und Sanitärbereiche, Büros für die Trainer sowie Gemeinschafts- und Mehrzweckbereiche geben.

Die Ruderer freuen sich auch schon drauf. Doch der Gedanke, ihren Ruderkasten zu verlieren, ist für sie unvorstellbar. „Es gibt in nur wenigen Städten überhaupt so einen Achterruderkasten. Das ist unbezahlbar“, sagt beispielsweise Helmut Dippner, Bereichsleiter Breitensport der Sektion Rudern.

Weitere Magdeburger Rudergrößen pflichten ihm bei. So setzen sich auch die beiden Olympiasieger Wolfgang Güldenpfennig und Georg Spohr für den Erhalt des Ruderkastens ein. Wolfgang Güldenpfennig gilt gar als Initiator für die intensive Förderung des Rudersports in Magdeburg. Seine Bronzemedaille bei Olympia 1972 in München habe den Ausschlag gegeben, einen Achterruderkasten in Magdeburg zu bauen. 1974 wurde er dann auch am Seilerweg errichtet, erinnern sich die Ruderer.

„Der große Vorteil des Achterruderkastens ist, dass der Trainer hier direkt daneben stehen und Einfluss auf die Technik geben kann“, sagt Helmut Dippner. „Ein Ruder-Ergometer kann das einfach nicht ersetzen“, sagen Helmut Dippner und Georg Spohr unisono.

Zu 90 Prozent wird der Ruderkasten vom Nachwuchs genutzt. Von Oktober bis in den März hinein trainiert die Jugend hier. Sollte der Ruderkasten abgerissen werden, müsste der Nachwuchs beispielsweise auf die Stromelbe ausweichen. Hier sei das Training für den Nachwuchs wegen der Strömung, der Bunen und des Sportschiffsverkehrs allerdings nicht ganz ungefährlich. Der Trainer muss dann zudem mit dem Motorboot neben den Jugendlichen herfahren und Hinweise geben. Mit dem Ruderkasten sei die Einflussnahme leichter und direkter, erklärt Helmut Dippner.

Nun keimt Hoffnung bei den Ruderern, dass der Ruderkasten erhalten bleiben kann. Grund dafür ist der Biederitzer Immobilienentwickler Jens Schaarschmidt. Über einen Freund, der Mitglied bei den Ruderern ist, hat er von der Geschichte erfahren – und möchte helfen. „Ich würde den Ruderkasten kaufen“, sagt der Unternehmer. Er möchte den Ruderern das Trainingsobjekt erhalten. Weitere Pläne für das Gebäude hat er bisher noch nicht. „Der Ruderkasten soll definitiv erhalten bleiben“, verspricht der Biederitzer.

Der Stadt hat er seine Kaufabsichten auch bereits mitgeteilt. Bislang aber noch keine Antwort erhalten. Das liegt daran, dass die Stadt Magdeburg derzeit noch prüfen lässt, ob ein Verkauf und Weiterbetrieb des Ruderkastens eventuell dazu führen könnte, dass erhaltene Fördermittel für das neue Bootshaus zurückgezahlt werden müssten. Einen Brief mit der Bitte um Prüfung hat die Stadt an die Investitionsbank, die die Fördermittel gegeben hat, bereits geschickt, sagt Stadtsprecher Michael Reif.

Diese Prüfung läuft derzeit noch, hieß es am 6. Juni 2019 von der IB auf Nachfrage der Redaktion. Erst wenn diese Frage geklärt ist, werden Verhandlungen zwischen Stadt und Investor Schaarschmidt über einen möglichen Verkauf beginnen können.