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Jugendarbeit Rettungspläne für die Magdeburger Kinderstadt

Die Elberado-Kinderstadt könnte 2019 wieder die Türen öffnen.

Von Jana Heute 25.11.2017, 00:01

Magdeburg l Die Absage der Elberado-Kinderstadt in den Sommerferien 2018 hat viele Eltern enttäuscht. Eine Finanzierungslücke von 80 000 Euro und Rückforderungen der Stadt waren der Auslöser. Doch der Schuh drückt im Verein Elberado e. V. offenbar noch an anderen Stellen. In dieser Woche begann die Suche nach Lösungen. 

Seit 2010 organisiert der Verein die beliebte Kinderstadt auf dem Campus der Hochschule Magdeburg-Stendal. Er wirbt dafür jedes Mal viel Unterstützung bei Sponsoren, Stadt und Land ein. Studenten machen mit, auch Berufstätige engagieren sich in dem zurzeit 33 Mitglieder starken Verein ehrenamtlich. Sie wollen den Kindern alle zwei Jahre im Juli/August eine unvergessliche Ferienfreizeit bieten. Fast 3000 Kinder besuchten die letzte Projektstadt 2016. Außerdem waren schon Monate zuvor Schüler in den Elberado-Kinderladen in der Innenstadt eingeladen, um Ideen für die nächste Kinderstadt zu entwickeln.

Ähnlich war es auch für 2018 geplant. Der Termin stand längst fest. Vom 23. Juli bis 3. August sollte die Kinderstadt im Herrenkrug starten, zuvor der Kinderladen in der City eröffnen. Doch letzte Woche platzte das Projekt. Die Rede war u. a. von 80.000 Euro, die fehlen, um die Finanzierung für 2018 zu sichern. Doch das ist es nicht allein. Der Verein kämpft momentan an mehreren Fronten:

Simone Borris, Jugend- und Sozialbeigeordnete der Stadt, hat nun doch bestätigt, dass der Verein nicht die gewünschte Finanzspritze von 30.000 Euro für das Projekt 2018 von der Stadt bekommen könne. „Das ist für uns in dieser Höhe nicht machbar“, so Borris gegenüber der Volksstimme. In einem Treffen mit dem Jugendamt am 11. August 2017 sei den Vereinsvertretern avisiert worden, dass man mit höchstens 5000 bis 10.000 Euro rechnen könne. 2016 hatte die Stadt dem Projekt noch 23.500 Euro zugestanden.

Beim Landesverwaltungsamt hatte man sich für das kommende Projekt 50.000 Euro Unterstützung erhofft. 2016 hatte es von dort immerhin 45.000 Euro gegeben. 30.000 von der Stadt und noch einmal 50.000 Euro vom Land: Das wären 80.000 Euro für Elberado 2018 gewesen. Damit hätten Stadt und Land auch diesmal zu den Hauptförderern gezählt. Als Gesamtbudget für die Kinderstadt 2018 hatten die Organisatoren 203.000 Euro angesetzt.

Doch zu einem Antrag beim Landesverwaltungsamt kam es gar nicht mehr, weil sich parallel neue Probleme auftaten. Die 80 000 Euro aus dem Finanzplan drohten laut Verein als akute Finanzierungslücke.

Eines der entscheidenden Probleme: Im Verein Elberado e. V. hat um den Jahreswechsel der komplette Vorstand gewechselt. Bei dem alten Vorstand sei nach sieben Jahren „die Luft raus gewesen“, sagen Lea Riedel, Daniel Kemptner, Katharina Remiorz und Katrin Donocik vom heutigen Vorstand. Im alten Vorstand habe es Unstimmigkeiten und Querelen gegeben, erklären sie, ohne Details zu nennen. Der neue Vorstand übernahm bis zum Frühjahr 2017 die Aufgaben. Ohne zu wissen, welche Altlasten drohen.

Rund 1100 Euro plus Zinsen an Förderung für Elberado 2012 wollte die Stadt nach der Rechnungsprüfung zurück. Der Bescheid landete im Frühsommer dieses Jahres auf dem Tisch des neuen Vorstands. „Das hat uns wie der Schlag getroffen“, so sagt er. Nach fünf Jahren!

Die Forderungen schienen indes berechtigt: Zuvor nicht beantragte zusätzliche Kosten für Verpflegung waren u. a. angefallen, die Stundenzettel der Betreuer nicht richtig ausgefüllt. „Wir haben uns das noch mal genauer angesehen. Die Rückforderungen sind berechtigt. Die Stadt muss sich an die Richtlinien halten“, räumt Katharina Remiorz ein.

Aber: Nach fünf Jahren habe der Verein gar keine Chance mehr gehabt, noch Dinge nachzureichen. „Die Betreuer von damals sind z. T. überhaupt nicht mehr dabei“, stellt der Vorstand fest. Warum dauert die Überprüfung der Verwendungsnachweise so lange? Dezernentin Simone Borris begründet dies mit fehlendem Personal im Jugendamt. Inzwischen sei es aufgestockt worden. Die Abrechnungen sollen jetzt zügiger durchlaufen. Stimmt: In dieser Woche flatterte dem Verein die nächste Rückforderung für Elberado 2014 ins Haus: Wieder eine Rückforderung, diesmal über knapp 1300 Euro. „Auch berechtigt“, sagt Katharina Remiorz. Die Volksstimme wollte den ehemaligen Vorstand Heiko Bergt dazu befragen. Für eine Stellungnahme war er nicht erreichbar.

Während die erste Rechnung von 2012 inzwischen beglichen ist, weiß der Verein momentan nicht, wie er die weiteren Forderungen bestreiten soll. Und die Prüfung für 2016 steht noch aus. Jeder Euro fließe in die Projektarbeit, betonen die Ehrenamtler.

Die Höhe der Gesamtkosten für eine zweiwöchige Ferienfreizeit über 203.000 Euro wirft Fragen nach der Wirtschaftlichkeit auf – auch bei der Stadt. Wenn Elberado sich einem anderen Träger oder Verein anschließen würde, könne man Synergien oder auch andere Förderchancen nutzen, glaubt Dezernentin Simone Borris. Für die offenen Forderungen gebe es z. B. die Möglichkeit der Stundung.

Die Stadt zeige sich „sehr konstruktiv“, sagt Vereinsvertreterin Katharina Remiorz. Nach Gesprächen im Jugendamt in dieser Woche sehe man „endlich wieder Licht am Ende des Tunnels“, meinte sie gestern. Es gebe ein „deutliches Signal, uns zu helfen“. Der Vorstand hofft, gemeinsam Lösungen zu finden, so dass vielleicht ein Jahr später 2019 wieder eine Elberado-Kinderstadt eröffnen kann.