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Kahlschlag Bewohner setzen sich für Lindenallee ein

Wegen eines Schädlings sieht ein Konzept vor, dass die Lindenallee in der Ballenstedter Straße abgeholzt werden muss.

Von Marco Papritz 27.07.2017, 01:01

Magdeburg l Im Herbst 2015 überraschte die Verwaltung mit einem Konzept, das den Austausch aller Bäume der Allee in der Ballenstedter Straße in Lemsdorf vorsieht, um deren Charakter zu erhalten. Bis zum Jahr 2024 sollten laut Detlef Schulze, Abteilungsleiter Naturschutz, Landschaftspflege, Immissionsschutz der Stadt, in fünf Abschnitten der komplette Bestand abgeholzt und durch 15- bis 20-jährige Linden ersetzt werden. Grund für diese radikale Maßnahme ist eine geringe Vitalität der Bäume, die festgestellt wurde. 23 der 184 Bäume der Allee sind seit dem Jahr 2009 bereits gefällt worden. U. a. weil der Wulstige Lackporling, ein konsolenförmiger Pilz, festgestellt wurde. Der Schädling hatte den Stammfuß einiger Bäume durchsetzt. Ein Holzwiderstand war bei einer Untersuchung kaum messbar gewesen, die Fällung damit unvermeidbar, hieß es seinerzeit. Daher sollte im Herbst des vergangenen Jahres der sukzessive Ersatz der Bäume in Fünfjahresschritten beginnen. Passiert ist bislang nichts.

Die Lindenallee gehöre zu den Bäumen, die in der Arbeitsgruppe „Konfliktpunkte Bäume und Leitungen“ besprochen würden, hieß es auf Nachfrage von Stadtsprecherin Kerstin Kinszorra: „Derzeit befinden sich die Teilnehmer der AG in Abstimmung, wie in Lemsdorf mit der Lindenallee umgegangen werden soll.“ Aufgrund von personellen Problemen konnte die Gruppe im Jahr 2016 nur dreimal beraten. Bei der Dienstberatung des Oberbürgermeisters ist in der Vorwoche eine Liste mit 35 Konfliktpunkten vorgelegt worden, in der die Ballenstedter Straße noch nicht aufgeführt ist.

Denny Hitzeroth schöpft daraus Hoffnung, dass die 1902 angelegte Allee bislang noch nicht angetastet wurde: „Der Zustand der Bäume ist also nicht akut. Würde Gefahr im Verzug bestehen, hätte die Stadt schon reagiert“, so der Sprecher der Gemeinwesenarbeitsgruppe (GWA) Lemsdorf, die Pate der Allee ist. Diese Initiative geht auf Bewohner Hans-Georg Forner zurück, der sich für die Allee engagiert. Er übernahm vor 15 Jahren die Patenschaft, die vom Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) betreut wird. Die Lemsdorfer haben demnach die Aufgabe, den Zustand der Bäume zu beobachten und sich für deren Erhalt einzusetzen. Aufgrund der Patenschaft ist die Stadt verpflichtet, rechtzeitig über geplante Pflege- sowie Fällmaßnahmen zu informieren. „Mit dem Erhalt wird etwas für die Natur und die Gesellschaft getan: Die Bäume spenden Sauerstoff und speichern Kohlenstoffdioxid“, verweist Forner.

Anders als beim Asiatischen Laubholzbockkäfer (ALB) sei nicht der gesamte Bestand kontaminiert, „weil in einigen Bäumen ein schädlicher Pilz festgestellt wurde“. Daher soll das von der Stadt vorgelegte Konzept noch einmal überarbeitet werden, so der Wunsch. „Wie gut der Zustand der Bäume ist, zeigt sich daran, dass das Sturmtief ‚Paul‘ im Juni keine gravierenden Schäden verursacht hat. Selbst Kyrill konnte ihnen nichts anhaben“, so Forner und Hitzeroth einstimmig.

Die Lindenallee soll demnächst Thema in der GWA sein.