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Kaiser-Otto-Fest Ottos Party in brenzliger Lage

Der Weihnachtsmarkt steuert auf die Eröffnung zu, da befasst sich der Magdeburger Stadtrat mit der Zukunft des Kaiser-Otto-Festes.

Von Katja Tessnow 17.11.2016, 00:01

Magdeburg l 2011 begründete die IG Innenstadt als Veranstalter die Kaiser-Otto-Fest-Tradition in Magdeburg. Zur Premiere kamen knapp 17 900 Festgäste. Die Stadt steuerte stattliche 386 750 Euro zum Vergnügen bei. Sie waren als eine Art Anschubfinanzierung gedacht, getragen von der Hoffnung, dass sich die ambitionierte Party in historischer Kulisse dereinst und mit Sponsorenhilfe selbst finanzieren würde. Auf 119 000 Euro pro Jahr hat die Stadt ihren Zuschuss inzwischen abgeschmolzen. 2014 und 2015 kamen die Veranstalter – inzwischen ist das die eigens gegründete Kaiser-Otto-Fest GmbH – damit allerdings nicht aus. Die Stadt musste 20 137 Euro (2014) bzw. 38 091 Euro (2015) nachschießen, um das Loch in der Schlussrechnung zu schließen.

Das letzte Kaiserfest 2016 liege mit rund 25 000 Besuchern gut im Budget, so dass ein Nachschlag aus der Stadtkasse wohl nicht nötig werde, schätzen die beiden Festgeschäftsführer Ingo Bumbke und Torsten Fraß auf Volksstimme-Nachfrage gleichlautend ein, auch wenn noch ein paar Schlussrechnungen zum Beispiel von der Gema (Musikrechteverwerter) ausstehen.

Insgesamt verursacht die Riesensause Kosten in Höhe von sage und schreibe 400 000 Euro. Etwa 300 000 Euro sollen aus Eintrittseinnahmen, Standgebühren und Sponsorengeldern zurückfließen, was allerdings nicht in jedem Festjahr gelang. 2015 dezimierte das Wetter die Besucherschar – und die Eintrittserlöse. Für solche Ausfälle will die Stadt künftig nicht mehr vollends aufkommen.

Der Stadtrat soll heute entscheiden, wie mit dem Fest bzw. mit dessen Förderbudget in den kommenden Jahren bis 2020 verfahren werden soll. In Abstimmung mit der Kaiser-Otto-Fest-GmbH schlägt die Verwaltung die Fortschreibung des jährlichen Zuschusses in Höhe von 119 000 Euro vor. Daneben soll im Kulturdezernat ein Festbudget in Höhe von 21 000 Euro festgesetzt werden – zur inhaltlichen Weiterentwicklung mit stadtgeschichtlicher Schwerpunktsetzung und entsprechender Erweiterung des Programms. Für nicht von Veranstalterseite zu verantwortende Einnahmeausfälle (z. B. durch Schlechtwetter bzw. das Abspringen großer Sponsoren) will die Stadt künftig bis maximal 15 000 Euro eintreten. So weit der aus Sicht von Verwaltung und Veranstaltern tragfähige Kompromiss zur Sicherung des Festes bis 2020.

Im Stadtrat ist der Vorschlag umstritten. Namentlich die Sozialdemokraten empfinden die eingeplanten Gelder als zu hoch. „Das hat eine ganze Reihe von Gründen, unter anderem haben wir im kommenden Jahr eine ganze Reihe weiterer kultureller Höhepunkte wie das Telemannjubiläum und den Kirchentag zum Reformationsjubiläum mitzufinanzieren“, sagt SPD-Fraktionschef Jens Rösler auf Nachfrage. Aber auch für kleinere Projekte der freien Kulturszene fehle Geld; seine Fraktion suche den fairen Ausgleich.

„Außerdem hat das Kaiser-Otto-Fest sich nicht ganz zu dem entwickelt, was wir uns erhofft haben. Überregionale Gäste zieht es nicht an“, so Rösler, der das Fest nicht schlecht, aber auch nicht einmalig genug findet. „Muss es auch noch der zehnte Feuerspucker sein oder kann man sich da nicht mal was anderes ausdenken?“ 119 000 Euro pro Jahr – so weit sei seine Fraktion bereit mitzugehen. Weiteren Gaben und einer zusätzlichen Ausfallfinanzierung erteilt sie eine Absage. Der entsprechende Änderungsantrag der SPD benennt die Grünen als Mitautoren. Der Grüne Jürgen Canehl distanzierte sich im Wirtschaftsausschuss allerdings vom Ansinnen der SPD und verwahrte sich für seine Fraktion einer Mitautorenschaft.

Die Fraktion Links für Magdeburg unter ihrem Ex-Linke-Neu-Fraktionschef Frank Theile geht noch einen Schritt weiter als die SPD und will auch die 119 000 Euro als „Fehlbedarfsfinanzierung“ verstanden wissen – in der Hoffnung auf den Rückfluss von Geldern.

Bumbke und Fraß, die beiden Festmacher, sind hörbar genervt vom Streit und vom Vorwurf, man solle es für weniger Geld besser machen. „Wenn der Stadtrat das Geld weiter zusammenstreicht, müssen wir nachdenken, was wir machen“, sagt Fraß, „und ob wir dann überhaupt noch Lust haben, weiterzumachen“.