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Kampagne "Otto" erstattet Anzeige in Magdeburg

Magdeburg vermarktet sich seit 2010 als "Ottostadt". Einige Magdeburger deuten die Kampagne nun um. Ihnen drohen Konsequenzen.

Von Rainer Schweingel 30.03.2019, 00:01

Magdeburg l Seit die "Ottostadt"-Kampagne 2010 gestartet wurde, hat sich nach anfänglicher Generalkritik die Mehrzahl der Magdeburger mit der Marke identifiziert. Das ergaben jüngst Umfragen des Stadtmarketingvereins Pro M, der die Kampagne der Stadt begleitet.
Ein wichtiger Bestandteil der Stadtwerbung: Die Wort-Bild-Marke "Ottostadt". Sie soll sich verselbständigen und von möglichst vielen Magdeburgern privat wie gewerblich bei der eigenen Vermarktung genutzt werden. So soll die Idee der "Ottostadt" zum Selbstgänger und in die Welt hinausgetragen werden.
Allerdings sind es inzwischen mutmaßlich Magdeburger, die "Otto" für sich anders vereinnahmen, als von der Stadt gewünscht. Ein Fall ist jetzt dokumentiert. An einem Parkscheinautomat im Editharing und mehreren Masten brachten Unbekannte einen Aufkleber mit dem Schriftzug "Otto hasst Bäume" an.
Hintergrund dürfte die seit Monaten andauernde Debatte um das umstrittene Fällen von Bäumen für ebenso umstrittene Bauprojekte sein.
Die spannende Frage nun: Fällt eine solche (kritische) Ergänzung des "Otto"-Schriftzuges noch unter das Dach der Kampagne? Die Stadt hat dazu eine klare Meinung. Von der Volksstimme auf den Aufkleber aufmerksam gemacht, schrieb Stadtsprecherin Kerstin Kinszorra: "Da durch den Aufkleber das Erscheinungsbild einer fremden Sache nicht nur unerheblich und nicht nur vorübergehend verändert wurde, hat das Tiefbauamt am 26. März Strafanzeige erstattet."
Auch in der Nutzung des Wort-Bild-Schriftzuges zeigt sich die Stadt hart. "Unsere Wort-Bild-Marke ,ottostadt magdeburg' ist urheberrechtlich geschützt und Eigentum der Landeshauptstadt Magdeburg."
Als Eigentümer achte die Landeshauptstadt Magdeburg auf die fachgerechte Anwendung, hieß es weiter. Und die sei erstens nur mit deren Zustimmung und zweitens nur dann gestattet, wenn sie nicht zu parteipolitischen Zwecken missbraucht oder mit sitten- und verfassungswidrigen Inhalten ergänzt werde.
Gleiches gelte für Inhalte, die in der Bürgerschaft so umstritten seien, dass die identitätsstiftende Wirkung der Kampagne gefährdet wäre.
Deshalb habe es in der Vergangenheit Nutzungsverbote gegeben, so Kinszorra. Dabei sei es um den Wiederaufbau der Ulrichskirche sowie Werbung einer Partei gegangen. Beides habe man abgelehnt. Mehrere Hundert Anfragen seien aber komplikationslos genehmigt worden.
Die Polizei muss nun u. a. klären, ob es sich um Sachbeschädigung handelt oder nicht.
Hinsichtlich des Inhaltes ist zumindest für die Stadt schon mal klar: Kritische Hinweise nehme die Landeshauptstadt gern auf und beschäftigt sich damit. Der Ausspruch auf den Aufklebern gehe aber über eine sachliche Kritik weit hinaus. Kinszorra: "Zudem ist uns der Otto, der angeblich Bäume hasst, auch unbekannt."