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Kampfsportschule Bahnhof Neustadt vor Neustart

Wenn alles nach Plan läuft, werden in das historische Gebäude des Bahnhofs Neustadt mehr als eine Million Euro investiert.

13.10.2015, 01:01

Magdeburg l Ungefähr 2000 Reisende betreten täglich den Bahnhof Neustadt. Die schöne Bahnhofshalle ist allerdings in einem beklagenswerten Zustand: zerschlagene Scheiben, eingetretene Türen und Verunreinigungen wo man hinsieht. Ginge es nach Besitzer und Investor Stefan Euer, gehört dieses Trauerspiel bald der Vergangenheit an. „Ich hoffe, dass wir in den nächsten zwei Monaten die Baugenehmigung bekommen und endlich starten können“, sagt er beim Vor-Ort-Gespräch mit der Volksstimme. Der Kaufmann ist Chef eines Immobilienunternehmens und leidenschaftlicher Taekwondo-Sportler.

So soll in der Bahnhofsvorhalle eine Taekwondo-Schule entstehen. Außerdem seien zwei Wohnungen, ein Ticketverkauf und Sanitäranlagen geplant. Mehr als eine Million Euro will Euer dafür nach eigenen Aussagen investieren. Er hatte das Bahnhofsgebäude vor ungefähr einem Jahr gekauft. Lange hatten Anwohner und Stadtteilmanager auf die Pläne gewartet, die im September öffentlich wurden.

Die Umgestaltungspläne für den Bahnhof sehen auch vor, dass Reisende künftig über einen Seiteneingang zu den Gleisen kommen würden (siehe Foto). „Fest steht, dass zeitnah etwas passieren muss“, sagt Euer. Vor allem Vandalismus macht dem Unternehmer zu schaffen. Auch beim Vor-Ort-Termin mit der Volksstimme entdeckt er eine frisch aufgebrochene Tür. Brisant: In dem Raum dahinter befindet sich auch die gesamte Elektrik für das Bahnhofsgebäude. Aus einem anderen Raum verscheucht Euer zwei Männer, die sich zum Rauchen versteckt haben. An manchen Tagen sei das zum Verzweifeln, sagt Euer.

Eine Umnutzung des Baus ist indes nicht so einfach. Neben einem sogenannten Entwidmungsverfahren, das die neue Bestimmung für das Gebäude festlegt, ist vor allem der Denkmalschutz eine große Hürde. Vom Fußboden über das Dach bis zu den Fenstern wollen die Denkmalschützer nahezu bei allem mitreden. Schon so mancher Investor hat sich so durch explodierende Kosten die Finger verbrannt. „Wir sind aber auf einem guten Weg und die Zusammenarbeit funktioniert gut“, bekräftigt Euer.

In seine Planungen habe er auch die Ergebnisse einer Masterarbeit einfließen lassen. Die Studentin Lilli Ens hatte für ihre Masterarbeit (Studiengang: Cultural Engineering) untersucht, wie der Bahnhof Neustadt besser, schöner, attraktiver werden könnte. Sie hatte dafür 300 Reisende befragt und im vergangenen Jahr die Ergebnisse vorgestellt. Für die meisten Menschen ist Sicherheit und Sauberkeit wichtiger als Gestaltung.

Einige der Befragten gaben damals sogar an, dass sie den Bahnhof aus Angst meiden und einen Umweg über den Hauptbahnhof sogar in Kauf nehmen würden. „Wenn der Bahnhof wieder belebt ist, wird sich auch das Sicherheitsempfinden der Leute verbessern“, sagt Besitzer Euer.

Studentin Ens hatte in ihrer Masterarbeit auch die Idee ins Spiel gebracht, in der Bahnhofsvorhalle eine kleine Kunstgalerie einzurichten. „Ich könnte mir schon vorstellen, dass es in der Taekwondo-Schule auch Ausstellungen gibt“, sagt Euer, der die Masterarbeit seinerzeit mit großem Interesse gelesen habe.