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Kanalisation Kein Ausbau für Starkregen in Magdeburg

Trotz überfluteter Straßen bei Starkregen wird in Magdeburg das Abwassersystem nicht ausgebaut.

Von Christina Bendigs 24.09.2018, 12:16

Magdeburg l Hitzewellen, Trockenperioden, heftige Stürme, Starkregen – das Wetter hat auch die Magdeburger in den vergangenen Monaten immer wieder mit Extremen überrascht. Dazu gehörte auch ein Starkregenguss am 30. Mai 2018, bei dem nach langer Trockenheit etliche Straßen in Magdeburg überflutet wurden, weil die Kanalisation das plötzlich fallende Wasser nicht aufnehmen konnte.

Einen Ausbau des Kanalnetzes für Regenwasser wird es aber dennoch nicht geben. Nach Aussage der Städtischen Werke Magdeburg (SWM) entspreche der Ist-Zustand den anerkannten Regeln beziehungsweise dem Stand der Technik. Starkregenereignisse sind darin allerdings nicht enthalten.

Und einer Ableitung der Regenmengen wie vom 30. Mai werde auch in Zukunft nicht ohne Überstauung der Kanalisation möglich sein. Denn weder reicht dafür der unterirdische Platz für Rohrleitungssysteme noch das Geld.

Statt nun am Rohrleitungssystem zu arbeiten, sollte mehr Aufmerksamkeit auf Versickerungsflächen gelenkt werden. Vor allem im privaten, aber auch im öffentlichen Bereich sollten Flächen entkoppelt beziehungsweise entsiegelt, Niederschlagswasser zurückgehalten und versickert werden, raten die Städtischen Werke Magdeburg, die Dieter Scheidemann als Baubeigeordneter der Stadt in einer Stellungnahme zitiert.

Dach- und Fassadenbegrünungen könnten dazu einen wesentlichen Beitrag leisten. So sollten in der Stadtplanung auch zukünftig möglichst mehr multifunktional genutzte Flächen wie Grünanlagen, Park- und Spielplätze berücksichtigt werden, wie auch die Nutzung von Straßen als Notwasserwege und Speicherraum.

Gegen den Ausbau spricht aus Sicht der Stadtverwaltung Magdeburg auch, dass es sich bei dem Regenguss um ein Ereignis handelte, dass nur alle 100 Jahre wiederkehre. Dabei bezieht sich die Stadt auf Richtwerte des Deutschen Wetterdienstes zur Wiederkehr von Ereignissen.

Die Stellungnahme von Dieter Scheidemann resultiert aus einer der Fraktion Die Linke/future! im Stadtrat Magdeburg. Nach den Starkregenfällen wollten sie unter anderem wissen, wie häufig die Gullys in den betroffenen Straßen im Vorfeld gereinigt beziehungsweise geprüft worden waren. Daraus geht hervor, dass die Gullys in den betroffenen Bereichen etwa ein- bis zweimal pro Jahr kontrolliert werden. Wie der Zustand der Gullys war, lässt die Stellungnahme offen.

Beim Regenguss am 30. Mai fielen an den Messstellen der Sädtischen Werke Magdeburg 45 Millimeter Regen in einer Stunde. Der Kostra-Atlas definiert dies als Ereignis, das alle Hundert Jahre wiederkehrt. Von Überflutungen betroffen waren die Friedrich-Ebert-Straße, die Straße Zum Domfelsen, die Liebigstraße, Ecke Schleinufer, die Brückstraße, die Zollbrücke und der Kleine Werder, der Schanzenweg, die Friedrich-List-Straße, die Ernst-Reuter-Allee, Ostelbien und Cracau.