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Kein Fahrstuhl Mieter quälen sich runter und rauf

Unfreiwillig sportlich müssen Mieter in Magdeburg unterwegs sein. Der Fahrstuhl ihres Zehngeschossers ist seit Anfang 7. April defekt.

Von Rainer Schweingel 07.05.2016, 01:01

Magdeburg l Olivia Frebel ist mit ihren 91 Jahren noch mehr als rüstig. Sie wohnt in der zehnten Etage und macht sich normalerweise mindestens einmal am Tag auf und fährt mit Hilfe ihres Rollators und dem Fahrstuhl nach unten und dreht eine Runde. Seit dem 7. April geht es nicht mehr so einfach. An diesem Tag wurde allen 36 Mietern des Aufgangs per Aushang mitgeteilt: „Ab 7. April ist der Fahrstuhl wegen Reparaturarbeiten außer Betrieb. Wir danken für ihr Verständnis.“

Dieses Verständnis ist allerdings längst aufgebraucht. Heute mitgezählt ist der Lift nun seit 31 Tagen defekt und schneidet damit insbesondere die älteren und gehbehinderten Mieter der oberen Etagen von der Außenwelt nahezu ab - so wie Olivia Frebel. Die 91-Jährige schafft es jetzt nur noch alle zwei bis drei Tage nach unten und muss das planen. „Nach unten dauert es vielleicht 20 Minuten, wieder rauf eine Dreiviertelstunde mit Pausen.“

Nicht viel anders geht es Erika Lipaschewski. Die 83-Jährige wohnt zwar „nur“ in der achten Etage mit ihrem Mann Hans-Joachim, aber das Lebensalter und die fünf Bypässe bei ihrem Mann lassen das Treppensteigen auch für diese beiden zur Schwerstarbeit werden. „Wir quälen uns alle runter und wieder rauf“, sagen auch Rolf Hopstock und Heike Niederer aus der neunten Etage sichtlich sauer. Vor allem das Schweigen ihres Verwalters macht sie wütend. „Außer dem Aushang gab es keinerlei Informationen an uns. Am Telefon werden wir weggedrückt“, sagen die verärgerten Mieter. Auch der Volksstimme gelang es am Freitag nicht, den in Halle sitzenden Hausverwalter zu erreichen. Eine Rückrufbitte auf dem Anrufbeantworter wurde nicht erfüllt. Wer Eigentümer des Hauses ist, wissen nicht einmal die Mieter.

So bleiben vorerst nur Spekulationen über Ursache und Dauer des Defekts. Danach sollen Prüfer 2015 Mietern gegenüber geäußert haben, dass der Lift wohl kein weiteres Jahr überstehe. „Zuletzt hat der Fahrstuhl auch schon ziemlich gepoltert“, erzählen die Mieter weiter. Wie ihnen nun geholfen werden kann ist unklar. Betroffen sind auch Mitarbeiter einer Baufirma, die im Haus arbeiten. Auch sie müssen alles hoch- und runterschleppen.

Die Mieter um Olivia Frebel hoffen nun zumindest auf eine Auskunft des Verwalters, der Mitte April auch noch wechselte. Die Volksstimme wird sie dabei unterstützen und bleibt dran.