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Kellereinbrüche Neuer Spurlos-Fall aufgetaucht

In Magdeburg ist es erneut zu „Spurlos-Einbrüchen“ gekommen. Laut Polizei könnte es sich auch um einen Trittbrettfahrer handeln.

19.07.2016, 01:01

Magdeburg l Das Muster ist bereits bekannt. Einbrecher gelangen – ohne Spuren zu hinterlassen – in Mehrfamilienhäuser, steigen dort in die Kellertrakte ein und entwenden teure Gegenstände aus den einzelnen Verschlägen. Durch diese „Spurlos-Einbrüche“ getaufte Serie ist in Magdeburg in den vergangenen zwei Jahren ein Millionenschaden mit Hunderten Betroffenen entstanden. Anfang Juni dieses Jahres konnte die Polizei die Zerschlagung der Spurlos-Bande vermelden.

Vergangene Woche ist es nun erneut zu ähnlichen Einbrüchen gekommen. An der Röntgenstraße stiegen Unbekannte in ein Mehrfamilienhaus ein und stahlen aus dem Kellertrakt vier Fahrräder. Im Verschlag von Sven Maurer (31) waren die Einbrecher gleich zweimal. „Als ich am Mittwoch auf Arbeit fahren wollte, bemerkte ich, dass meine zwei Sportfahrräder aus meiner Kellerbox entwendet wurden“, sagt Maurer. Weder an der Haus- noch an der Hoftür gab es Einbruchsspuren. „Die sind gezielt in meinen Keller rein“, ist er sich sicher.

An jenem Morgen fährt er mit dem Fahrrad seiner Freundin auf Arbeit. Als er am Donnerstagfrüh das Gleiche tun will, ist allerdings auch das Rad verschwunden. Ein Nachbar, der jede Nacht vorm Schlafengehen noch eine Zigarette raucht, will gesehen haben, dass Licht im Keller von Sven Maurer brannte. „Das würde heißen, dass die Täter vor Mitternacht in meinem Keller waren“, sagt er. Insgesamt sei ihm ein Schaden von 2000 Euro entstanden.

Der 31-Jährige erstattete über das Internet Anzeige bei der Polizei gegen unbekannt und telefonierte mit einem Sachbearbeiter, dem er seinen Fall schilderte. Allerdings sei kein Polizist persönlich vorbeigekommen. „Zu viele Fälle und zu wenig Personal, haben sie am Telefon gesagt“, berichtet Maurer, der auch seine Hausverwaltung von der Wohnungsbaugenossenschaft 1893 über den Vorfall in Kenntnis setzte.

Dort ist man wachsam. Der Einbruch bei Maurer ist kein Einzelfall. „Das Problem ist bekannt“, sagt Vorstand Christoph Maier der Volksstimme am Telefon. Die Genossenschaft vermietet in der Stadt mehr als 4000 Wohnungen. Im Herbst sollen alle Hof-, Haus-, Boden- und Kellerschlüssel im gesamten Bestand (ca. 80 Aufgänge) ausgetauscht werden. Kostenpunkt: knapp 200000 Euro. Die alte Anlage ist bereits 15 Jahre alt. „Wir hätten auch ohne die Einbrüche gewechselt. Nach einer gewissen Zeit muss man das einfach machen“, sagt Maier. Von den Spurlos-Einbrüchen war die WBG 1893 nach eigenen Aussagen nicht stärker betroffen als andere Vermieter. „Uns sind keine Generalschlüssel weggekommen“, heißt es aus dem Vorstand.

Richtig einschätzen kann die Polizei die Einbrüche an der Röntgenstraße trotz typischen Musters noch nicht. Heißt: Auch wenn die Vorgehensweise der Spurlos-Serie ähnelt, kann es sich auch um Trittbrettfahrer handeln, die nach derselben Methode verfahren, aber nicht zu der Bande gehören. „Das Muster ist bekannt. Es könnte also auch Nachahmer geben“, sagt Polizeisprecher Mike von Hoff der Volksstimme.

Wie die Einbrecher in das Haus an der Röntgenstraße letztendlich gelangten, ist noch unklar. Fest steht nur: Es muss jemand gewesen sein, der sich auskannte. Für Sven Maurer heißt das, dass er bis zum Schlössertausch sein Fahrrad mit in die Wohnung nimmt.