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Kleingärten Kampf gegen Wasser von unten

Bei Hochwasser kommt auch das Drängwasser. Besonders Kleingärtner fürchten das Wasser von unten.

Von Michaela Schröder 02.09.2015, 01:01

Magdeburg l Die Kleingärtner der Gartensparte „Am Unterbär“ schauen derzeit genau hin, was vor ihrer Kleingartenanlage in der Turmschanzenstraße passiert. Nach dem Hochwasser im Juni 2013 hatten die Laubenpieber mit Drängwasser zu kämpfen, wadenhoch stand das Wasser in ihren Gärten. Nicht nur die Bungalows wurden in Mitleidenschaft gezogen, zahlreiche Obstbäume sind durch die Staunässe eingegangen und mussten gefällt werden. „Bei vielen Kleingärtnern hatte sich die Ernte für das Jahr erledigt“, erzählen Hans-Joachim Steffens und Bernhard Hein von der Kleingartenanlage.

Mit den Maßnahmen und dem Bau einer Hochwasserschutzmauer in der Turmschanzenstraße hoffen die beiden Gartenfreunde nicht nur, dass die Hochwassergefahr gebannt wird, sondern auch das Drängwasser wirkungsvoll eingedämmt wird. Hans-Joachim Steffens befürchtet jedoch, dass die Gefahr des Drängwassers von der Stadtverwaltung unterschätzt und nicht ausreichend bei den Hochwasserschutzmaßnahmen bedacht wird. „Was nützt die beste Hochwasserschutzmauer, wenn das Drängwasser in unsere Gärten läuft“, so der Vorsitzende des Kleingartenvereins. „2013 haben wir beobachtet, wie neben unseren Gärten, auf dem Parkplatz am Sozialministerium, das Wasser aus den Gullys kam. Wenn das Wasser hier ansteigt, laufen wir wie eine Badewanne voll“, berichtet Hans-Joachim Steffens. Zugleich sind die Gärtner verunsichert, wie es sich mit den Gullys hinter der neuen Hochwasserschutzwand verhält. „Wenn hier das Wasser reinläuft, kommt es auf der anderen Seite der Kanalisation wieder raus“, mutmaßen die Gartenfreunde.

Doch mit der Errichtung einer Spundwand sei dem hochwasserbedingten Eindringen von Wasser in den Grundwasserkörper ein Riegel vorgeschoben, erklärte Stadtsprecherin Kerstin Kinszorra. Generell sei aber in Ostelbien mit Drängwasser in Zusammenhang mit Hochwasserereignissen zu rechnen. „Dies muss auch hingenommen werden“, so Kinszorra.

Aus Sicht der Kleingärtner könnten auch möglicherweise vorhandene Altrohre ein Risikofaktor sein, die an den Ufern der Elbe in der Vergangenheit verlegt wurden. „Beim Hochwasser 2002 hatten wir keinerlei Probleme mit Drängwasser. Erst nach der Verlegung eines neuen Regen- und Abwasserkanals im Bereich des Sozialministeriums traten die Probleme auf“, berichtet Bernhard Hein. So würde bereits ab einem Pegelstand von fünf Metern das Wasser aus dem Boden drücken.

Kritik üben die Kleingärtner auch an dem Zustand der Wassereinläufe in der Turmschanzenstraße. „Das Wasser kann hier nicht ordentlich ablaufen“, erzählt Bernhard Hein. Wöchentlich soll hier aber der Städtische Abfallwirtschaftsbetrieb (SAB) die Fahrbahn einschließlich der vorhandenen Gosse maschinell reinigen, heißt es seitens der Stadtverwaltung. Bei auftretenden Ablagerungen, wie zuletzt durch die starken Niederschläge und Sturmböen, werden vorhandene oberflächliche Ablagerungen auf den Rosten kurzfristig beseitigt, ergänzt Kerstin Kinszorra. Auch Linken-Stadtrat Karsten Köpp verfolgt die Arbeiten in der Turmschanzenstraße mit Interesse. Der Stadtrat wohnt selbst in Brückfeld und kennt die Problematik. Auf der Stadtratssitzung am Donnerstag will er die Verwaltung auf die Gefahr des Drängwassers ansprechen.