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Kriminalität Genossenschaft rüstet sich gegen Einbrüche

Erneut kam es in Magdeburg zu Kellereinbrüchen. Bei einem 22-Jährigen sind derweil Sicherungskarten gefunden worden.

Von Jana Heute 14.08.2017, 01:01

Magdeburg l Wie kann es sein, dass mehrere Schlüssel-Sicherungskarten eines Mehrfamilienhauses gestohlen werden und dem Besitzer fällt es gar nicht auf? Diese Frage beschäftigt zurzeit die Polizei, die nun öffentlich nach dem Eigentümer der abgebildeten Karten sucht. Sie wurden bei der Räumung einer Wohnung eines 22-jährigen Magdeburgers gefunden und waren – fein säuberlich beschriftet – in Folien verpackt.

Die Karten sind offenbar gestohlen worden, so die Polizei. Sie bittet den Eigentümer, sich unter Telefon 0391/546-1740 zu melden und damit zur Aufklärung möglicher Straftaten beizutragen. Wer im Besitz solcher Sicherungskarten ist, kann problemlos Schlüssel nachmachen lassen.

Das Beispiel wirft ein Licht darauf, wie schnell Lücken im Sicherheitssystem von Schließanlagen größerer Wohnhäuser entstehen können. Das Thema beschäftigte Polizei und viele Mieter betroffener Häuser schon vor Jahren, als die Serie von Spurloseinbrüchen in Magdeburg für Schlagzeilen sorgte. Dabei handelt es sich um Einbrüche in Keller und Gemeinschaftsräume, ohne dass die Täter Spuren einer gewaltsamen Öffnung hinterlassen. Sie müssen also einen Schlüssel haben.

Bei der Wohnungsbaugesellschaft gab es von 2015 bis 2017 ca. 240 Kellereinbrüche, darunter 58 Spurloseinbrüche. In den letzten Wochen wurden vermehrt wieder Kellereinbrüche bei der Wobau in der Morgenstraße vermeldet, wo die Täter ebenfalls spurlos agierten.

„Solange wir die Täter nicht haben, können wir nicht sagen, ob wirklich Beschaffungskriminalität dahinter steckt“, warnt Polizeisprecher Marc Becher vor voreiligen Schlüssen. Man könne nicht ausschließen, dass hinter den Spurlosdiebstählen nicht auch mal ein Nachbar stecke oder Mieter einfach vergessen haben abzuschließen. Selbst Versicherungsbetrug sei nicht immer auszuschließen.

Bei der Wobau bleibt die Frage nach den Tätern bis heute unbeantwortet, denn die Reihe der Spurloseinbrüche konnte bisher nicht aufgeklärt werden. Lediglich Einzeltäter werden immer mal wieder dingfest gemacht, sagt Marc Becher.

Anders bei der Wohnungsbaugenossenschaft Magdeburg-Stadtfeld (WBG). Die WBG Stadtfeld, die in Magdeburg mehr als 5000 Wohnungen bewirtschaftet, war ab Herbst 2014 massiv von Spurloseinbrüchen betroffen. Bei der Serie kam es zu mehr als 300 Einbrüchen in Kellerräumen, bis klar war, weshalb die Täter es so einfach hatten: Zwei Generalschlüssel waren bei einem Subunternehmen gestohlen worden. Den Ermittlern gelang es, eine Tätergruppe zu überführen. Der Hauptbeschuldigte wurde zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Seither kämen solche Spurloseinbrüche nur noch vereinzelt vor, sagt Polizeisprecher Marc Becher.

Die WBG Stadtfeld hatte aus der Einbruchsserie sofort Konsequenzen gezogen. Eine enge Zusammenarbeit mit der Polizei, ein Wachdienst wurde engagiert, Kellerdurchgänge zugemauert und auf Knaufklinken umgerüstet. Noch 2017 sollen schrittweise alle Schlösser getauscht werden. Das lässt sich die Genossenschaft rund 100.000 Euro kosten. „Wir sind gebrannte Kinder“, meint Vorstand Jens Schneider dazu.

Man ist alarmiert, nachdem es in den letzten Wochen in der Otto-von-Guericke-Straße 83/84 wieder auffällig viele Kellereinbrüche gegeben hat. Auch hier gab es keine Einbruchsspuren, so Schneider. 16 Mieterkeller seien betroffen gewesen.

Noch ist unklar, was oder wer wirklich dahinter steckt. Jeder Einbruch werde zur Anzeige gebracht. „Sollte es zu einer Häufung kommen, werden wir sofort reagieren“, sagt er. Dazu zähle z. B. wieder der Einsatz eines Wachschutzes. Man werde „alles tun, was möglich ist“, so Schneider.