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Kulturhauptstadt Magdeburg will mit Telemann punkten

In Magdeburg ist ab 2020 ein jährliches Festival mit Millionenbudget geplant. Im Mittelpunkt steht Telemann.

Von Christina Bendigs 30.08.2017, 01:01

Magdeburg l Die Telemann-Festtage, die immer im März stattfinden, könnten künftig zu einem jährlichen Telemann-Festival werden. Vier neue Stellen und ein entsprechendes Festivalbüro sind geplant. Der Stadtrat Magdeburg muss entscheiden.

Die Magdeburger Telemannpflege soll ab 2020 neu ausgerichtet werden. Das geht aus einer Drucksache der Stadtverwaltung hervor, die ab 6. September 2017 in den Ausschüssen und am 9. November im Stadtrat behandelt werden soll. Demnach soll das Magdeburger Telemann-Festival ab 2020 jährlich veranstaltet werden.

Der Internationale Telemann-Wettbewerb soll ab 2021 mit Unterstützung durch die Internationale Telemann-Gesellschaft von der Landeshauptstadt Magdeburg alle zwei Jahre ausgerichtet werden.

Ziel ist, sowohl mit Telemann vertrautes Publikum mit speziellen Veranstaltungen aus dem Bereich der Alten Musik anzusprechen, als auch all jene, die mit dem berühmten Barock-Komponisten bislang noch nicht so viel zu tun hatten. Für die zweite Gruppe möchten die Veranstalter an die Telemania anknüpfen.

Mit der Veranstaltungsreihe wurde Telemann in diesem Jahr anlässlich seines 250.  Todestages besonders geehrt und in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Mit zahlreichen öffentlichen Veranstaltungen wie zum Beispiel einem Pop-Musical, Konzerten in Straßenbahnen und Ähnlichem hatten die Initiatoren der Telemania neue Zielgruppen angesprochen und erschlossen.

„Wir wollen nun die positiven Seiten der Telemann-Festtage und der Telemania miteinander verbinden“, berichtete der wissenschaftliche Leiter des Zentrums für Telemannpflege und -forschung, Dr. Carsten Lange, auf Nachfrage. Dass die Stadtverwaltung Magdeburg nach der Telemania diesen Schritt gehen will, wertet er als Erfolg der diesjährigen Veranstaltungsreihe.

Außerdem freut er sich, dass der Komponist als Persönlichkeit gesehen wird, die im Kontext der Kulturhauptstadtbewerbung Magdeburg voranbringen kann. Würde das gelingen, würde er sich darüber sehr freuen.

Aktuell werden die Telemann-Festtage „nebenbei“ mitorganisiert. Für die Zukunft brauche es aber Experten auch aus dem Veranstaltungsmanagement. Für ähnliche Festivals in anderen Städten seien solche Büros selbstverständlich. „Wir bilden diesbezüglich noch ein wenig die Ausnahme“, sagt Lange.

Trotzdem sei die Besucherzahl der Telemann-Festtage deutlich gesteigert worden, unter anderem durch eine Erhöhung der Platzkapazität und die Ausweitung der Telemann-Festtage auf zehn Tage und damit zwei Wochenenden.

Im Jahr 2000 kamen zu der Veranstaltungsreihe im Hauptprogramm 2916 Besucher, 2016 waren es 5618 Besucher. Weitere Besucher wurden durch das Rahmenprogramm und das Projekt „Telemann für Schüler“ erschlossen, so dass die Gesamtbesucherzahl von 6343 im Jahr 2000 auf 9210 im Jahr 2016 erhöht werden konnte. Und der organisatorische Aufwand, um ein solches Festival zu planen, sei enorm, sagt Carsten Lange. Daher sei das Veranstaltungsbüro wichtig, aber auch, um ein entsprechendes Marketing zu betreiben.

Für die Vorbereitung und Durchführung würden ab dem 1. Januar 2020 jährliche Kosten in Höhe von rund 1,1 Millionen Euro entstehen. Etwa 765.000  Euro sollen mit Hilfe von Fördergeld vom Land und von Sponsoren gedeckt werden. Die Stadt Magdeburg müsste einen Eigenanteil von jährlich circa 340.000  Euro stemmen.

Bislang kosteten die Telemann-Festtage alle zwei Jahre 875.700  Euro. Der Eigenanteil der Stadt lag bei 190.500  Euro in zwei Jahren, wobei immer im Wechsel der Telemann-Wettbewerb und die Telemann-Festtage ausgerichtet wurden.

Zur Vorbereitung des jährlichen Festivalrhythmus soll 2019 zudem eine Übergangsfinanzierung von 385.700  Euro in den Haushalt einkalkuliert werden.

Carsten Lange gibt sich hoffnungsvoll, dass der Stadtrat Magdeburg der Drucksache zustimmen wird. Schließlich wird Magdeburg durch die Festtage international bekannt, aber auch in der Region würde das Bewusstsein für den Sohn der Stadt gestärkt.