KunstDebatte um 546 Magdeburger Spiegel
Die Demontage der Magdeburger Kunstspiegel sorgt jetzt für Unmut an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle.
Magdeburg l Nun ist sie weg, die Kunstspiegelinstallation an der Fassade der ehemaligen Oberfinanzdirektion in Magdeburg. Bei der Demontage wurde noch mal genau nachgezählt, exakt 546 der zweifarbigen Metallschilder wurden bis 19. Juni 2018 abgenommen. Was mit ihnen geschieht, ist vorerst offen.
Dass sie vom Landesfinanzministerium kurzerhand entfernt wurden, stößt nun aber Prof. Dieter Hofmann, Rektor der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle, sauer auf. Die Kunstspiegel sind ein Werk seines Vorgängers, Ludwig Ehrler, und hätten in seinen Augen eine bessere Behandlung verdient. „Dadurch gibt es in der Landeshauptstadt im öffentlichen Raum kein Werk des ersten Trägers des Landeskunstpreises Sachsen-Anhalt mehr“, stellt er mit Bedauern fest.
Durch die Entfernung wurde das Gesamtkunstwerk unwiederbringlich zerstört. „So wie das geschehen ist, deutet es darauf hin, dass sie auch nie wieder zurückkehren sollen“, meint er im Gespräch mit der Volksstimme.
Grund für die Demontage war das Urteil eines Statikers, der akute Gefahr im Verzug sah. Nach gut 23 Jahren waren die Spiegel offenbar nicht mehr sicher an der Fassade verankert, so dass sie beim nächsten Sturm hätten herabfallen können. Deshalb war auch der Gehweg vor der Fassade bereits vorsorglich gesperrt worden. Das Land Sachsen-Anhalt und die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, denen das Gebäude zu gleichen Teilen gehört, hatten sich dann auf die sofortige Entfernung verständigt.
„Dass man für die anscheinend bestehenden Sicherheitsprobleme keine andere Lösung gefunden hat, ist sehr befremdlich“, findet nun Dieter Hofmann. Er hätte sich einen „angemesseneren Umgang mit dieser beeindruckenden Arbeit“ gewünscht, wie er weiter erklärt.
Der 2014 verstorbene Ludwig Ehrler hatte seinerzeit mit seinem Entwurf einen Wettbewerb für die Kunst am Bau an dem Verwaltungsgebäude in der Magdeburger Innenstadt gewonnen. Sein Sohn Paul Ehrler verwaltet seinen Nachlass und damit auch etwaige Urheberrechte an den Kunstspiegeln. Er sagt auf Volksstimme-Anfrage: „Ich wurde weder befragt noch informiert.“
Was mit dem Werk seines Vaters geschehen ist, sei „auf jeden Fall ärgerlich“. Was nun damit weiter passiert, wolle er in Abstimmung mit der Burg Giebichenstein entscheiden. Rektor Dieter Hofmann bestätigt, dass man im intensiven Kontakt mit ihm stehe. Für ihn ist die Demontage auch ein fatales Zeichen für Magdeburg auf dem Weg zur Kulturhauptstadt 2025. „Da kann man sich so was gar nicht erlauben“, findet er, „das macht keinen guten Eindruck nach außen.“
Wolfgang Borchert, Sprecher des Landesfinanzministeriums, weist indes die Kritik aus Halle zurück. „Die Kunstobjekte wurden abgenommen, weil einer potenziellen Gefahr nicht anders zu begegnen war. Diese Entscheidung haben wir uns nicht leicht gemacht“, versichert er. Es gelte in dem Fall aber der Grundsatz „Sicherheit vor Kunstgenuss“, weil niemand die Verantwortung für einen möglichen Absturz übernehmen könne. Rechtsansprüche auf das Kunstwerk gebe es ohnehin nicht, da es damals laut Vertrag in das Eigentum des Landes übergegangen sei, erklärt er.
Die Kunstspiegel seien zudem so behandelt worden, dass keines Schaden genommen habe, erklärt Borchert, so dass von einer „Zerstörung des Kunstwerkes“ keine Rede sein könne. „Sie liegen sach- und fachgerecht nach Farben sortiert in Gitterboxen auf dem Gelände des beauftragten Unternehmens“, sagt er.
Die Löcher, aus denen die Objekte abgenommen wurden, werden noch mit einer Metallrosette gegen das Eindringen von Regenwasser in die Fassade geschützt. Wann genau die Sperrung des Fußweges aufgehoben werden kann, sei somit noch nicht bekannt. Auch wie mit den Kunstwerken langfristig verfahren wird, sei offen. „Dazu gibt es weitere Abstimmungen zwischen Bund und Land“, so Wolfgang Borchert.