1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Magdeburg
  6. >
  7. Lauf mal ein Gesicht per GPS!

Kunst und Sport Lauf mal ein Gesicht per GPS!

Steven Krüger aus Magdeburg hat ein besonderes Hobby. Er läuft per GPS Strecken ab, die anschließend ein Bild ergeben.

Von Karolin Aertel 30.03.2019, 00:01

Magdeburg l Zickzack zu laufen, mag keine „hohe Kunst“ sein. Wohl aber, wenn es gezielt ein Bild ergeben soll. Ein Gesicht beispielsweise. Steven Krüger hat genau das getan. Auf dem Sportplatz im Seilerweg in Magdeburg lief er sein Porträt. 4,3 Kilometer musste er rennen, um Mund, Nase, Kopf und Augen zu laufen.

Das Gesicht ist nur eines von vielen Motiven, die er in den vergangenen zwei Jahren auf den Weg brachte. Schriftzüge, Buchstaben und Figürliches hat er mittels GPS-Tracker gejogget. Eine Auswahl davon ist ab 3. April 2019 in der Stadtfelder Bar „Ginger & Du“ zu sehen.

Darunter auch die „Hopetosse“ – das Schiff, mit dem Pippi Langstrumpfs Vater auf den Weltmeeren segelte. Zumindest hat seine Tochter es in dem Laufweg wiedererkannt. „Als sie sagte, ‚das ist doch die Hoppetosse‘, sah ich es auch. Ich bin ein Schiff gelaufen.“ Und so begann es, dass Motive zur Motivation wurden.

Steven Krüger, der ohnehin mindestens dreimal pro Woche die Laufschuhe schnürt, schaute sich seine gelaufenen Strecken an. „Ich dachte, wenn ich das noch mal laufe, aber diesen einen Haken mitlaufe, habe ich dieses oder jenes Motiv.“

Und so rennt er seit 2017 seine Bilder. Das allerdings bis auf das Selbstportät nicht in Magdeburg. Hier sei es ihm zu eintönig und flach. Gelegentlich ist er in der Börde unterwegs, wohin er – gewissermaßen zum Aufwärmen – mit dem Rennrad fährt. Als Marathonläufer und irgendwie auch Extremsportler brauche er jedoch die Herausforderung. Und die findet er im Harz.

Über Stock und Stein rennt er dort seine Motive zusammen. Manchmal so sehr querfeldein, dass es grenzwertig nah am Verlaufen ist, wie er erzählt. Doch gerade im Gelände habe es seinen Reiz: „Da brauchst du ein Gespür für Proportionen. Lauf mal ein Gesicht!“

Das Ergebnis seiner Routen sieht er nämlich erst daheim. Ein Tracker (engl. für Verfolger) in einer Uhr zeichnet die Strecke auf. „Da kann es schon mal passieren, dass nach 2,5 Kilometern das Gerät sagt: Für dich hab’ ich heute leider kein GPS-Signal“, erzählt er. „Manchmal läufst du zwei Stunden und zuhause am Rechner siehst du nur einen Strich.“ Gerade im Harz, wo er auch gern mal einige Höhenkilometer überwindet, komme das häufiger vor.

Die nächste Etappe im Figuren-Rennen hat Steven Krüger übrigens auch schon vor Augen – Flächen füllen und Schattierungen laufen. Probieren wolle er es zunächst mit Buchstaben und Schriftzügen. So, dass es ein wenig in den Graffiti-Bereich gehe, was nicht von irgendwoher kommt. Denn bevor Steven Krüger sich vor 15 Jahren dem Lauf- und Radrennsport verschrieben hat, war er in der Graffiti-Szene aktiv. Aus dieser Zeit stammt auch sein Künstlername „Mega“, den er selbstverständlich auch schon abgelaufen ist und den er damals treffender Weise in Anlehnung an die Devise „höher, schneller, weiter“ wählte.

Die kreative Ader pulsiert natürlich nach wie vor in ihm. Nicht nur in seinem Beruf als Beleuchter am Theater kommt sie zum Vorschein, sondern auch bei der Umsetzung seiner Ausstellung. Die gerannten Linien hat er auf verschiedene Materialien wie Metall und Holz gedruckt und so die Landkarten mit dem Material in Kontrast gesetzt.

Die Ausstellung der etwa zehn Arbeiten hat er übrigens „Laufmasche“ überschrieben. Die Vernissage findet am 3. April ab 19 Uhr im „Ginger & DU“, Goethestraße 4, in Stadtfeld, statt. Musikalisch mit Funk und Soul gerahmt wird der Abend von Chris Renard (Soultunes). Der Eintritt ist frei.