1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Magdeburg
  6. >
  7. Wenn Teddys im Fundbüro ausharren müssen

Kuriose Fundstücke Wenn Teddys im Fundbüro ausharren müssen

Ein Teddy, eine Zahnprothese, ein Haufen Geld - in den Magdeburger Fundbüros landen jährlich Hunderte herrenlose - teils kuriose - Dinge.

Von Anja Guse 27.04.2019, 01:01

Magdeburg l Das hat der knuddlige Teddy nun wirklich nicht verdient. Noch immer sitzt der hellbraune Kuschelbär auf einem Stuhl im Magdeburger Polizeirevier in Neu-Olvenstedt und wartet und wartet und wartet ... Seit seiner Bruchlandung am 2. April 2019 auf dem Magdeburger Ring wohnt er bei der Polizei in der Hans-Grade-Straße. Trotz umfangreicher Fahndung tauchen seine „Eltern“ einfach nicht auf. Niemand scheint ihn zu vermissen.

So wie Teddy landen jedes Jahr bis zu 450 Fundsachen allein bei der Polizei in Magdeburg. Mehr als 100 sind es schon 2019. Oft finden Polizisten Warndreiecke am Straßenrand, vergessen nach einem Unfall. Aber auch Feuerlöscher, Beutel mit Kosmetik, Schlüssel, EC-Karten, Koffer und Taschen, Handys und Laptops, ja sogar ein Pelzmantel, ein norwegischer Pass und Klapprollstühle waren schon dabei, nicht zu vergessen die alten Pistolen, manche davon verrostet, andere aber durchaus noch scharf, die auf Hinweis von Bürgern eingesammelt wurden.

Über alle Fundsachen wird genau Protokoll geführt. „Kleinere Dinge bringen wir schnellstmöglich ins Fundbüro der Stadt“, erklärt Polizeisprecher Sebastian Alisch. Für größere Fundstücke wie Fahrräder schicke die Stadt Mitarbeiter mit einem Transporter vorbei. „Das kommt etwa ein bis zwei Mal im Monat vor“, so Alisch.

Apropos Fundbüro der Stadt Magdeburg: Dort wurden 2018 insgesamt 925 Fundsachen abgegeben. Bis Mitte April 2019 sind es bereits über 270. Am häufigsten werden Schlüssel, Ausweise, Geldbörsen, Fahrräder, Mobiltelefone, Taschen mit Textilien und Geld abgegeben.

An einen besonderen Fund erinnern sich die Mitarbeiter des Fundbüros Magdeburg immer wieder gern. „Zum Jahreswechsel 2017/2018 kam eine Frau mit einer schwarzen Tasche ins Fundbüro“, berichtet Stadtsprecher Michael Reif. „Diese hatte sie auf einem Parkplatz in der Nähe zum Weihnachtsmarkt gefunden. Sie berichtete, dass bereits mehrere Fahrzeuge über die Tasche gefahren waren und ein Fußgänger diese sogar beiseitegetreten hatte. In der Tasche waren mehr als 3000 Euro. Weil sich niemand im Fundbüro meldete, der die Tasche mit dem Geld vermisste, wurde das Geld nach einem halben Jahr der ehrlichen Finderin vollständig überwiesen.“

Die meisten Fundsachen werden bei den Magdeburger Verkehrsbetrieben (MVB) verwahrt. Immerhin 4307 Dinge waren es 2018 – vom Regenschirm bis zum Kofferradio mit Kassette war einiges dabei. Auch erotisches Spielzeug wurde schon in der Bahn vergessen. „Die Klassiker sind jedoch Handys und Regenschirme“, so MVB-Sprecher Tim Stein.

Nur etwa ein Drittel der verlorenen Dinge wird vom Eigentümer bei den MVB wieder abgeholt. Einige noch brauchbare Sachen wie Kinderspielzeug, werden an soziale Einrichtungen gespendet. Geld kommt auf ein Konto. Alles andere wird nach drei Monaten vernichtet.

Auch im Fundbüro des Uniklinikums sammelt sich einiges an. 120 Stücke waren es 2018, berichtet Abteilungsleiter Mario Semm. Und Kollege Manuel Seifert erklärt: „Kleidung wird meist nach vier Wochen vernichtet. Kann kein Eigentümer festgestellt werden, werden die Sachen nach sechs Monaten entsorgt.“ Einzig Wertsachen werden länger aufbewahrt.

Übrigens: Teddy wird wohl, sollte er wirklich nicht abgeholt werden, in zwei Wochen umziehen – eine Magdeburger Kita freut sich schon auf ihn.