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Lärm und VandalismusMagdeburgs Problem-Plätze

Auf 13 Plätzen in Magdeburg muss intensiver kontrolliert werden. In puncto Vandalismus könnte die Sache dort sonst aus dem Ruder laufen.

Von Franziska Ellrich 25.08.2017, 01:01

Magdeburg l Freilaufende Hunde, aufdringliches Betteln, Verkehrsbehinderungen und Urinieren sind die Probleme, die die Mitarbeiter des Ordnungsamtes Magdeburg auf dem Willy-Brandt-Platz in Atem halten. Doch der große Platz vorm Hauptbahnhof ist nicht der einzige öffentliche Ort, der seit einigen Monaten im Fokus des Ordnungsamtes steht.

Amtsleiter Holger Platz hat im Zuge der jüngsten Diskussionen um die Brennpunkte am Hasselbachplatz und in Neue Neustadt eine Liste mit insgesamt 13 Problem-Plätzen vorgestellt.

Neben Hasselbach- und Moritzplatz verteilen sich diese Brennpunkte über ganz Magdeburg. Ist es am Schellheimerplatz in Stadtfeld vor allem der Hundekot, der für Ärger sorgt, spielen im Bereich Kosmos-Promenade in Reform sogar Belästigungen eine Rolle.

Seit rund einem Jahr würden die Mitarbeiter in diesen 13 Bereichen spüren: „Da entwickelt sich was“, macht Holger Platz deutlich. Dazu gehört auch das Thema Vandalismus am öffentlichen Bauwerk Lesezeichen in Alt Salbke sowie das Problem Müll auf dem Spielplatz am Ufer des Neustädter Sees.

Geht es nach Leiter Holger Platz müssten die Mitarbeiter des Ordnungsamtes auf all diesen Plätzen eigentlich verstärkt Präsenz zeigen. Er spricht jedoch im gleichen Atemzug von den personellen Kapazitätsproblemen im Ordnungsamt – vor allem in den entscheidenden Abend- und Nachtstunden. Bis dato sei man mit den Arbeitszeiten bis 20 Uhr, an den Wochenenden im Sommer bis 23 Uhr, gut gefahren. Doch laut Platz sehen sich die Ordnungsamtsmitarbeiter der Stadt seit rund einem Jahr mit einer neuen Situation in Sachen Brennpunkte konfrontiert.

„Einer stärkeren Präsenz auch durch eigene Kräfte werden wir uns nicht entziehen können“, versicherte der Ordnungsamtsleiter auf der jüngsten Stadtratssitzung. Im Vergleich mit anderen Städten in der Größe von Magdeburg gibt es Holger Platz zufolge nirgends einen Rund-um-die-Uhr-Dienst im Ordnungsamt.

Der Lösungsansatz in Magdeburg lautet vorerst: Im Frühjahr 2018 sollen 15 neue Verwaltungsvollzugsbeamte eingestellt und bis März 2019 ausgebildet sein. Geht es nach dem Ordnungsamt sollen dann gemeinsame Streifen des neuen Personals mit der Polizei und ab 2020 sogar eine gemeinsame Stadtwache Alltag sein. Dass die Stellen sich finanziell auf den Haushalt der Stadt auswirken werden, braucht Platz nicht weiter auszuführen.

Die neuen Mitarbeiter werden nicht nur bezüglich Lärm und Müll im Einsatz sein, sondern wie ihre Kollegen bereits heute Gruppen mit stark alkoholisierten Personen gegenüber stehen. Eine Situation, die nicht immer ganz ungefährlich ist. Und ein Grund, warum Ordnungsamtsleiter Holger Platz mehr Möglichkeiten zur Eigensicherung seiner Mitarbeiter fordert.

Pfefferspray und Schlagstock stehen dabei im Raum. Weder so einen Einsatzstock noch die Art Pfefferspray, wie sie bei der Polizei Usus ist, dürfen die Ordnungsamtsmitarbeiter benutzen. Ihnen bleiben laut Holger Platz allein das handelsübliche Pfefferspray. Um sich „angemessen zu schützen“ reiche das allerdings nicht aus.

Am Ende bleibe in Gefahrensituationen immer nur die Unterstützung durch die Polizei. „Super effizient“, lautet das ironische Statement von Platz während der Sitzung der Stadträte. Apropos Polizei: Das Ordnungsamt ist zuständig für die Gefahrenabwehr, die Polizeibeamten im Fall von Straftaten. Zu den Problemen auf einigen der Sorgen-Plätze gehört der Handel und Konsum von Drogen. Die Hälfte der benannten Brennpunkte sind Spielplätze.

In den vergangenen Wochen erreichten die Volksstimme wiederholt Anrufe von besorgten Eltern, die auf Spielplätzen beobachtet hätten, wie dort mit Drogen gedealt würde. Dazu gehören der Spielplatz in der Hegelstraße, genau wie der Polarspielplatz in Neue Neustadt. Bei der Polizei könne jedoch weder ein „regelmäßiger Drogenhandel in der Nähe oder auf Spielplätzen“ bestätigt werden noch der „explizite Verkauf an dort spielende Kinder“.

Sehr wohl wisse man bei der Polizeidirektion allerdings, dass Betäubungsmittel bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die sich gerade in den Abendstunden auf den Plätzen aufhalten, eine Rolle spielen. Es würden „gelegentlich Drogen, zumeist Cannabisprodukte, konsumiert und auch untereinander zum Kauf angeboten“, sagt Polizeisprecher Marc Becher. Dieses Phänomen trete allerdings überall da auf, wo sich größere Gruppen versammeln und die Gesellschaft Gleichaltriger beziehungsweise Gleichgesinnter suchen würden.

Das Problem sei demnach nicht ortsgebunden auf die Spielplätze zu beziehen, „sondern besteht vielmehr da, wo sich Jugendliche allabendlich versammeln“, macht Polizeisprecher Becher deutlich. Und erklärt auf Nachfrage: Eine flächendeckende Kontrolle von Spielplätzen führt die Polizei nicht durch. Gibt es den Verdacht auf eine Straftat, gehe die Polizei dem nach.