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Lichtinstallation Countdown am Magdeburger Katharinenturm

Sven Grünig steuert die Beleuchtung am Magdeburger Wobau-Turm im Nordabschnitt des Breiten Wegs. Silvester gibt es ein Feuerwerk.

Von Jana Heute 20.12.2017, 05:00

Magdeburg l Wenn es dunkel wird, schlägt die Stunde für den Katharinenturm in Magdeburg. Immer fünf Minuten nach Sonnenuntergang startet die Lichtinstallation am Wobau-Turm, dem ehemaligen Haus der Lehrer, das die Wohnungsbaugesellschaft bis 2014 umfassend saniert hat.

Weithin sichtbar sind die bunten Lichtspiele an der Fassade, die freitags und sonnabends bis 2 Uhr morgens und an den anderen Tagen bis Mitternacht erstrahlen. 16.000 LED-Lämpchen, in meterlangen Ketten an der Glasfassade verbaut, sorgen für das allabendliche Spektakel aus Farben und Formen. Wer an Vorweihnachtsabenden 2017 durch den Nordabschnitt schlendert, sieht glitzernde Bänder die Fassade hinabsteigen und riesige Schneeflocken herabrieseln.

Festliches Flair am Wobau-Flaggschiff im Nordabschnitt des Breiten Wegs. Hinter dem Spektakel steht Sven Grünig, in den Diensten der Wobau seit 2012. Lichtkünstler ist Grünig nicht, sondern Programmierer für die betriebsinterne Datentechnik beim größten Vermieter der Stadt Magdeburg. Und „so nebenbei“ hat er den wohl schönsten Job im Haus: den des Lichtmeisters vom Katharinenturm, wie man ihn schon gern mal nannte.

Als die gigantische Turm-Illumination im Sommer 2014 starten sollte, stand die Frage, wer das Projekt betreuen wird. Die Wobau lässt sich diese Bereicherung des Stadtbildes jedes Jahr rund 20.000 Euro kosten. „Ich fand die Aufgabe ganz spannend und hab sie gern übernommen“, sagt Grünig heute und hat es nicht bereut, der „Strahlemann vom Dienst“ zu sein.

Seinem Arbeitsplatz sieht man das nicht an. Da erwartet man womöglich ein großes Mischpult mit 1000 Reglern oder Knöpfchen, an denen der junge Mann schiebt und dreht und damit die Fassade des Turms zum Leben erweckt. Doch so ist es nicht.

Das Büro in der neuen Wobau-Zentrale in der Alten Staatsbank am Dom beherbergt einen Allerwelts-Computerarbeitsplatz mit zwei Bildschirmen. Doch der ist gut gefüttert: Für die Illumination des Turms wurde extra ein Programm geschrieben, das mit 30 verschiedenen Grundmustern ausgestattet ist, die Grünig per Tastendruck fix auf die Turmfassade zaubern kann: wandernde Balken, tanzende Bälle oder kleine Wellen auf himmelblauem Grund, die er – passenderweise im Sommer – über die Fassade plätschern lässt, grad so, als würde man direkt in einen Pool blicken.

Regentropfen gibt es auch – für die Schlechtwettermonate Oktober und November. „Viele dieser Dinge habe ich passend zur Jahreszeit schon vorprogrammiert. Aber variabel sind sie trotzdem noch“, sagt Sven Grünig.

Formen und Farben lassen sich in den Details verändern. Beim Regenmotiv zieht sich das System z. B. Daten zur Windrichtung und -geschwindigkeit aus dem Internet. „Mit dem Effekt, dass unser Lichtregen entsprechend schräg an der Fassade herunterläuft“, meint der „Regenmacher“, und man sieht ihm an, wie viel Spaß ihm diese Arbeit macht.

Außerdem gibt es ein paar regelmäßig wiederkehrende Logos wie das von der Wobau oder dem im Erdgeschoss ansässigen Einkaufscenter. „Wenn unsere Konferenzetage gebucht ist, bieten wir das unseren Veranstaltern auch mit an“, berichtet Sven Grünig.

Doch das Reizvolle liegt für den 30-Jährigen in den besonderen Möglichkeiten. „Ich kann eigene Bilder und Lichteffekte kreieren“, erzählt Sven Grünig und startet eine Demonstration am Bildschirm. So sind es jetzt für Weihnachten riesige rote Geschenke mit Schleife oder Tannenbäume.

Bei Schriften oder filigranen Details stößt das System allerdings auch an Grenzen – zu geringe Auflösung oder die durchbrochene Fassade des Turms bringen hier und da Abstriche in der Darstellung. Auch gehen immer mal Lichter kaputt. „Die können wir leider nicht einfach so austauschen, sondern müssen extra einen Kran hochfahren lassen“, berichtet der Programmierer. Für das Frühjahr 2018 sei ein Reparatureinsatz geplant.

Das Positive am Leuchtprojekt überwiege aber eindeutig, weiß Grünig, der sich regelmäßig vor Ort ein Bild vom echten leuchtenden Wobau-Turm macht. Denn was er im Büro sieht, ist letztlich nur eine Simulation am Rechner. „Wenn dann öfter Leute vor dem Turm stehen und Selfies machen, freut man sich natürlich“, meint Sven Grünig stolz.

Und es kommt schon mal vor, dass der Wobau-Turm zur ganz großen Kulisse wird. Anfang 2016 machte hier ein junger Mann seiner Freundin einen Heiratsantrag. Mit kleiner Pyroshow, Saxofonspiel und leuchtend roten Herzen am Wobau-Turm. „Da haben wir gern mitgemacht“, erzählt der 30-Jährige, der in seiner Freizeit in der Rockband „Abratul“ Gitarre spielt.

Kann man sich solche Sonderwünsche – wie eben ein Heiratsantrag – erfüllen lassen? „In besonderen Fällen geht das schon mal“, sagt der Lichtmeister vom Katharinenturm. Dazu müsse man eine Anfrage an die Marketingabteilung stellen. Hier werde entschieden, was möglich sei.

Apropos große Kulisse: In der Silvesternacht soll der Katharinenturm natürlich leuchtende Unterstützung leisten. Sven Grünig zeigt schon mal auf dem Bildschirm, was in der Nacht der Nächte über die riesige Fassade flimmern wird: Ein Feuerwerk der Farben. „Und einen Countdown in großen Zahlen wird es auch geben“, macht der Lichtmeister vom Wobau-Turm schon mal neugierig.