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Magdeburger 2018 Ein Feuerwehrmann durch und durch

Eberhard Schulze hat die freiwillige Feuerwehr über Jahrzehnte geprägt. Jetzt ist er für die Wahl zum Magdeburger des Jahres nominiert.

Von Marco Papritz 06.12.2018, 10:58

Magdeburg l „Eberhard, kannst du nicht mal ...“ So oder so ähnlich melden sich Anrufer in Magdeburg-Ottersleben, wenn Hilfe benötigt wird. Ob beim Landesfeuerwehrverband, beim Magdeburger Feuerwehrverband, bei der Freiwilligen Feuerwehr Ottersleben und deren Feuerwehrverein, im Heimatverein Ottersleben (HVO), im Salutra-Chor oder in der Gemeinwesenarbeitsgruppe (GWA) Ottersleben, Eberhard Schulze eilt der Ruf voraus, stets ein offenes Ohr zu haben und niemandem etwas ausschlagen zu können.
„Gemeinsam anzupacken und etwas bei der Feuerwehr voranzutreiben oder zur Entwicklung des Stadtteils beitragen zu können, erfüllt mich mit großer Freude“, so Schulze.
1961, im Jahr des Baus der Berliner Mauer, schloss er sein Maschinenbaustudium ab und trat der freiwilligen Feuerwehr bei. Bis zum „Niedergang des Sket“ war er in der Betriebsfeuerwehr des Schwermaschinenbaukombinats „Ernst Thälmann“ aktiv, hatte „mittlerweile dort etwas zu sagen“. Die Abwicklung des Großbetriebes traf Eberhard Schulze wie viele andere der einst über 13.000 Mitarbeiter hart, wie er sagt. „Das hat man sich nicht vorstellen können, dass dieser traditionsreiche Betrieb einmal nicht mehr existiert“, gibt er sich nachdenklich.
Der Beginn seines Ruhestandes war der Startschuss für seinen ehrenamtlichen Unruhestand, wenn man so will. Mit der Wiedervereinigung Deutschlands kam das Aus der knapp 50 Betriebsfeuerwehren, das eine große Bedarfslücke verursachte. „Daher sind die freiwilligen Feuerwehren und die Berufsfeuerwehr in der Stadt von großer Bedeutung: Nur zusammen können sie die Sicherheit gewährleisten“, betont der Experte, der diese Erkenntnis als seinen Antrieb nutzt.
Auf Wunsch des heutigen Amtsleiters der Feuerwehr, Helge Langenhan, übernahm Schulze 1992 die Aufgaben des Wehrleiters der Freiwilligen Feuerwehr Ottersleben – bis 2005. Seit der Gründung des Magdeburger Feuerwehrverbandes im Jahr 1990 ist er Vorstandsmitglied, fungierte bis 2017 als dessen Vorsitzender.
Am Vorstand des Landesfeuerwehrverbandes ist er von 1995 bis 2003 beteiligt und in diesem Gremium maßgeblich u. a. dafür verantwortlich, dass in Heyrothsberge vor den Toren Magdeburgs ein Jugendbildungszentrum errichtet und eine Initiative zur Einführung der Rauchmelderpflicht gestartet wurde. Auch heute noch ist sein Rat im Verband gefragt, „was ich als große Wertschätzung empfinde“.
Egal in welcher Funktion er tätig war, die Nachwuchsförderung lag und liegt ihm besonders am Herzen. „Bei der Feuerwehr lernen sie eine Gemeinschaft kennen, schließen Freundschaften und übernehmen Verantwortung. Aber: Man muss den Kindern und Jugendlichen etwas bieten, damit sie sich für die Feuerwehr interessieren und später einmal die aktiven Kameraden unterstützen“, sagt er.
Dass Schulze mit seinen Anliegen wie die Ausrüstung der Nachwuchskräfte keine offenen Türen einlaufen sollte, weil diese oft mit einem finanziellen Aufwand verbunden waren, schreckte ihn nicht ab. Im Gegenteil. „Man muss einen langen Atem haben und zum Beispiel in Ausschüssen in Stadt und Land Überzeugungsarbeit leisten – aber es lohnt sich, wie die Mitgliederzahlen in den Nachwuchsgruppen zeigen“, freut sich der Hauptbrandmeister über die Entwicklung der zurückliegenden Jahre.
Als Erfolg ist auch die Durchsetzung der sogenannten Feuerwehrrente für Angehörige der freiwilligen Feuerwehren im Jahr 2010 zu werten, die ihm ein großes Anliegen war.
„Ohne die nötige Zeit, die man für den ehrenamtlichen Einsatz braucht, und das Verständnis der Familie wäre all das aber nicht machbar“, so Eberhard Schulze. „Meine Elvira hat mich als Feuerwehrmann kennengelernt und wusste, worauf sie sich einlässt. Nur an den Machteburjer Dialekt mag sie sich als gebürtige Brandenburgerin nicht gewöhnen“, merkt er schmunzelnd an.
Wobei sich Eberhard Schulze zusammen mit seiner Frau im Ottersleber Heimatverein einbringt. Als Gründungsmitglied ist er seit 1995 im Vorstand des HVO aktiv, an den Planungen der Großveranstaltungen wie das Volks- und Heimatfest im September beteiligt, die Tausende Besucher im früheren Bördedorf mobilisieren, und stimmgewaltig im vereinseigenen Salutra-Chor dabei.
Als Ottersleber Weihnachtsmann beschenkt er auch 2018 wieder Kinder auf dem Ottersleber Weihnachtsmarkt. Dass er zu jedem Jungen und Mädchen noch eine persönliche Anekdote weiß, spricht für sich. Das gilt auch für die Tatsache, dass Eberhard Schulze zwar ein Mann alter Schule ist, mit festem Händedruck Besucher begrüßt und ihnen aus der Jacke hilft, aus der Zeit gefallen ist er aber nicht.
Mit seinen Kindern und Enkeln zum Beispiel kommuniziert er über die Smartphone-App „WhatsApp“ und er mischt auch fleißig beim sozialen Netzwerk Facebook im Internet mit. Körperlich hält er sich übrigens im Fitnessstudio fit. Noch ein Geheimnis soll hier gelüftet werden. „Auch wenn es viele in Ottersleben nicht wissen, ich bin ein ‚Taugetreckter‘ und erst 1995 von Sudenburg hergezogen“, sagt Schulze.
Hier geht's direkt zur Abstimmung.
Weitere Infos zur Leserwahl "Magdeburger des Jahres" finden Sie in unserem Dossier.