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Medizintechnik EEG-Headset wird in Magdeburg getestet

Mit Nielsen Tele Medical ist ein neues Unternehmen für Medizintechnik in Magdeburg an den Start gegangen.

Von Martin Rieß 11.08.2016, 16:24

Magdeburg l In Magdeburg hat die Nielsen Tele Medical GmbH ihren Betrieb aufgenommen. Standort ist das Zentrum für Neurowissenschaftliche Innovation und Technologie (ZENIT) an der Brenneckestraße.

Mit der Unternehmensgründung steigt die unter anderem aus der Marktforschung bekannte Nielsen Company mit rund 40.000 Mitarbeitern in der ganzen Welt in die Medizintechnikbranche.

„Datenerhebung bekommt so eine völlig neue Dimension, zum Nutzen der Gesundheit der Menschen“, sagte Robert J. Stokes, Geschäftsführer der Nielsen Tele Medical GmbH, am Donnerstag. Das weltweit einmalige drahtlose EEG-Headset hat das Unternehmen mit den Neurologen der Medizinischen Fakultät der Otto-von-Guericke Universität entwickelt und medizinisch erprobt. Mit in einer Haube aus elastischen Streifen befestigten Elektroden werden die Hirnströme eines Patienten gemessen.

Stokes: „Das drahtlose Trockenelektroden-Headset erlaubt eine Beobachtung neurologischer Risikopatienten durch Messung der Hirnaktivität zu Hause. Die EEG-Daten werden drahtlos übertragen, und erlauben dem Arzt, die Diagnose an einem anderen Ort, beispielsweise in seiner Praxis zu erstellen.“ Die Haube hat weitere Kanäle, mit denen Vitalfunktionen wie zum Beispiel die Herzfrequenz betrachtet werden können, berichtet Robert J. Stokes.

Professor Dr. Hans-Jochen Heinze ist Direktor der Universitätsklinik für Neurologie der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Er weist auf die gesellschaftliche und medizinische Bedeutung hin: „Das EEG-Headset F1 liefert damit eine wichtige Lösung in Zeiten medizinischer Versorgungsengpässe und steigender Kosten einer alternden und zunehmend therapiebedürftigen Gesellschaft. Ich bin überzeugt, dass diese Technologie eine erhebliche Verbesserung für die neurologische Diagnose und Behandlung bringen wird, mit der wir nicht nur die Kosten der neurologischen Diagnostik nachhaltig senken werden, sondern sogar neurologische Veränderungen im Alltag des Patienten erkennen können, die in der Klinik oder Praxis gar nicht sichtbar werden.“ Bislang ist die Messung der Hirnströme an die Infrastruktur in Praxen und Kliniken angewiesen.

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff sieht in der Ansiedlung des international agierenden und in den USA ansässigen Unternehmens einen großen Gewinn fürs Land und für Magdeburg. „Für uns ist das ein erneutes Signal, wie wichtig erfolgreiche Forschungskooperationen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft für die Schaffung qualifizierter Arbeitsplätze sind. Wir werden das Unternehmen weiterhin mit all unserem zur Verfügung stehenden Möglichkeiten nach Kräften darin unterstützen, mit dem weltweit ersten drahtlosen EEG-Headset von Magdeburg aus erfolgreich zu sein“, sagte Ministerpräsident.

Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper hebt die Bedeutung der neurowissenschaftlichen Infrastruktur im Neuromedizin-Zentrum Magdeburg hervor: „Die Verbindung von Otto-von-Guericke-Universität, Leibniz-Institut und dem Gründerzentrum ZENIT ist eine wichtige Basis für diese Ansiedlung. Sie stellt einmal mehr unter Beweis, wie wichtig gerade für Unternehmen, die aus Forschungskooperationen hervorgehen, das ZENIT ist. Akademische und angewandte Forschung bilden hier ein enges Netzwerk.“

Robert J. Stokes kündigte an, dass Nielsen Tele Medical noch im August mit der Ausstellung des Medizinproduktezertifikats rechnet und mit der Produktion der ersten Hauben für die Anwendungsbeobachtung Home²B+ der Universität Magdeburg begonnen wird. Hans-Jochen Heinze ergänzt: „Die zweijährige Anwendungsbeobachtung Home²B+ mit dem drahtlosen EEG-Headset läuft unter der Federführung der Universitätsklinik für Neurologie und des Instituts für Sozialmedizin und Gesundheitsökonomie der Otto-von-Guericke Universität. Die Anwendungsbeobachtung wird durch das EFRE-Programm „Autonomie im Alter“ gefördert.“

Ziel ist nicht zuletzt, die Neuentwicklung durch die Zulassung für Medizintechnik zu bringen und auch eine Produktion in Magdeburg aufzubauen. Für den Beginn hofft Robert J. Stokes dann mit einer Reihe von neuen Arbeitsplätzen.