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Menschen Hallo, ich bin Schwester Corona aus Magdeburg

Corona ist nicht Corona. Was eine Magdeburger Krankenschwester wegen ihres Vornamens in der Pandemie so alles erlebt.

Von Peter Ließmann 30.05.2020, 01:01

Magdeburg l Diese Magdeburgerin ist eine Frau mit Humor: „Ich finde es lustig, wenn ich darauf angesprochen werde, und habe bis jetzt nichts Negatives erlebt“, sagt sie, die von ihren Eltern mit einem der seltensten Mädchenvornamen bedacht wurde. Allerdings ist es mit der Seltenheit jetzt erst einmal vorbei. Corona bestimmt das Leben der Menschen. Und genau das ist der Vorname, auf den die Frau mit Humor hört: Corona - mit dem großen „C“ am Anfang, nicht mit einem „K“, was auch möglich wäre.

Corona Förster sieht sich im Augenblick einem Feuerwerk von Wortspielen gegenüber. „Fast jeder, der meinen Vornamen hört, denkt sofort an das Virus“, erzählt sie. Oft komme dann ein kleiner Wortwitz oder die Leute wollten wissen, wie sie denn zu dem Vornamen gekommen sei. Vor der Pandemie habe sie kaum jemand danach gefragt. „Wie sich die Zeiten ändern.“

Ihren Vornamen hat sie Johann Wolfgang von Goethe zu verdanken - indirekt jedenfalls. Im Leben des großen Deutschen gab es eine Dame namens Corona Schröter. Eine gefeierte Sängerin, Schauspielerin und Komponistin ihrer Zeit war sie, spielte Hauptrollen in Goethes Schauspielen, wurde von ihm gefördert. „Mein Vater war ein Goethe-Fan und fand den Vornamen Corona besonders schön. So habe ich ihn bekommen“, sagt Corona Förster.

Und erzählt beiläufig, dass sie in einer Magdeburger Arztpraxis als Krankenschwester arbeitet - und sich natürlich entsprechend am Telefon meldet: „Praxis ..., Schwester Corona!“ In diesen Zeiten rechnet niemand damit, ausgerechnet beim Arzt auf eine „Schwester Corona“ zu treffen. Klingt ein wenig nach Satire. „Die meisten Anrufer stutzen tatsächlich einen Augenblick, und es wird kurz ruhig im Telefonhörer. Viele fragen dann auch tatsächlich nach“, sagt Corona Förster, die das nicht stört, sondern lustig findet und dann immer kurz erklärt, dass sich der Anrufer nicht verhört habe.

In ihrer Straße ist Corona Förster ebenfalls immer gut für einen Witz. „Die Nachbarn sagen gerne: ,Wir haben Corona in unserer Straße' oder ,Corona kommt aus unserer Straße' und ähnliche Witze.“

Ihr Ehemann Manfred nimmt „diesen Ball“ gern auf. Sein Lieblingsspruch: „Hört mir auf mit Corona, kenne ich seit 40 Jahren gut, und mir ist nix passiert!“ Als Manfred Förster kürzlich die Schlagzeile „Ab Donnerstag Magdeburg coronafrei“ las, schoss ihm durch den Kopf: „Ich bin seit 40 Jahren glücklich verheiratet mit meiner Ehefrau namens Corona. Muss meine Frau jetzt Magdeburg verlassen oder wird sie ausgewiesen?“ Schmunzelnd fügt er hinzu: „Soll ich mal im Rathaus nachfragen?“

Im Februar 2020 hat das Paar seinen 40. Hochzeitstag gefeiert. Und Corona und Manfred Förster wohnen ebenso lange in Magdeburg. Zwei hübsche Jubiläen, die von der Familie gebühren gefeiert wurden.

Ihr Enkelsohn hat ebenfalls schon mitbekommen, dass Oma irgendwie einen komischen Vornamen hat. Er beschwerte sich kürzlich, dass ihm niemand glauben wolle, dass seine Oma Corona heißt. „Ja, ja, mein Kleiner, du bringst da etwas durcheinander“, hat man ihm gesagt, wie er seiner Oma Corona berichtete. Und in der Familie sagt man gern, dass man „keine Angst vor Corona haben muss, die ist ganz lieb“.

Einen positiven Nebeneffekt hat der Umstand, dass der Begriff Corona zurzeit in aller Munde ist, für Corona Förster: „Mein Vorname wird jetzt meistens richtig geschrieben.“ Nicht selten bekam sie sonst Post, die an Carina, Carola, Corinna oder Carmen Förster gerichtet ist.

Bei all dem Corona-Wortwitz, nur auf die leichte Schulter können Corona und Manfred Förster die Pandemie nicht nehmen. „Ich bin ein Risikopatient. Ich muss besonders auf mich aufpassen und gehe zurzeit so gut wie gar nicht mehr unter Leute“, sagt Manfred Förster. „Da fühlt man sich doch ziemlich ausgeschlossen.“

Eine Frau mit gleichem Vornamen hat Corona Förster noch nie getroffen. „Schade, wäre mal lustig“, kommentiert sie die extreme Seltenheit ihres Vornamens in Deutschland. Aber: Magdeburg wäre nicht Magdeburg, wenn die Stadt hier nicht ganz vorn mitspielen würde: Von den wenigen deutschen Coronas leben allein drei in der Elbestadt, wie das Rathaus auf Volksstimme-Anfrage meldete.