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Metall-Kunst Der Vater des Magdeburger Fischbrunnens

Der Magdeburger Wilfried Heider prägte als Metallgestalter das Bild der Stadt. Jetzt erinnert ein Verein an den Künstler.

Von Klaus-Peter Voigt 23.03.2019, 23:01

Magdeburg l Die Biografie Wilfried Heiders lässt sich kurz und knapp darstellen. Bodenständig kann man ihn mit Fug und Recht nennen, denn bis zu seinem Tod 1999 blieb er Magdeburg treu.

In der väterlichen Werkstatt erlernte der Heranwachsende von 1953 bis 1956 den Schlosserberuf. An diese Ausbildung schloss sich ein Studium an der Kunstschmiedeabteilung der Fachschule für Angewandte Kunst Magdeburg an, die weniger Jahre später „auf Beschluss von Oben“ geschlossen wurde. Parallel dazu legte Heider 1959 die Meisterprüfung im Schlosserhandwerk ab. Solide Grundfertigkeiten waren ihm wichtig, prägten das spätere Schaffen deutlich.

Mit der Übernahme seines ersten Auftrages, einer Türgestaltung für die Feierhalle des Magdeburger Westfriedhofes, stand für ihn fest, künftig freischaffend als Metallgestalter zu arbeiten. Auf den Kunstausstellungen der DDR in Dresden war Heider regelmäßig vertreten sowie auf der I. und II. Quadriennale des Kunsthandwerks sozialistischer Länder in Erfurt.

Kunstwerke für den öffentlichen Raum der Landeshauptstadt aus seiner Werkstatt finden sich bis heute allenthalben, sagt der Vorsitzende des Vereins Freunde des Himmelreichs, Alfons Scholz. Er nennt beispielhaft den „Fischbrunnen“ an der Elbuferpromenade und das Gitter zur Krypta im Dom.

Windspiele, Ausleger, Strukturwände, Brüstungsgitter und Fassadenplastiken schuf Heider für Städte und Betriebe in der ganzen Region Magdeburg. Mit einer umfassenden Personalausstellung in der Galerie „Himmelreich“ soll bis zum 26. April 2019 an das Schaffen des Künstlers erinnert werden. Zahlreiche Modelle, Plastiken, Fotos und Zeichnungen sind dort zu sehen. Alle Objekte stammen aus dem Nachlass Wilfried Heiders, der nach dem Tod der Schwester Irene in ein eigens dafür gegründetes Archiv überführt wurde.

Der Freundeskreis bewahrt dort mehr als 120 Plastiken und Modelle sowie noch nicht komplett erfasste Zeichnungen, Skizzen, Fotos und Kataloge auf. Sein Domizil erhielt dieser Teil des Gesamtwerkes in einem alten Vorlesungsraum der alten Kunstgewerbeschule in der Brandenburger Straße. Erstmals soll der Raum im Rahmen einer Midissage am 10. April ab 18 Uhr einem breiten Publikum zugänglich sein. „Wir freuen uns, dass wir nun soweit sind, endlich die Türen des Archivs für Besucher öffnen zu können“, erklärt Scholz.

Für ihn ist es wichtig, solch ein umfassendes Archiv in der Erinnerung der Magdeburger lebendig werden zu lassen. Zufrieden verweist er auf die zahlreichen, akribisch gearbeiteten Modelle, die der Metallgestalter im Laufe seines Berufslebens geschaffen hat. Manche davon zeigen die Vorlagen für Kunstwerke, die nach der Wende in der Versenkung verschwunden sind, deren Verbleib man durchaus noch erforschen und erfassen möchte. Scholz zeigt in diesem Zusammenhang auf das Modell des Brüstungsgeländers für das Kabarett „Kugelblitze“ und eine Miniatur einer Trennwand für die Otto-von-Guericke-Buchhandlung.

Das ehrenamtliche Engagement der Vereinsmitglieder ist auch weiter gefragt, die bei der Aufarbeitung des Nachlasses Beachtliches geleistet hätten. Zum Beweis dafür blättert der Vereinsvorsitzende in dem gerade erschienen Buch zum Schaffen des Metallgestalters, in dem eine Vielzahl seiner Werke auf mehr als 200 Seiten katalogisiert wurden und das zahlreiche Texte zu ihm enthält.