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Miete Absage an sozialen Magdeburger Wohnungsbau

Gibt es in Magdeburg ausreichend bezahlbare Wohnungen für einkommensschwache Familien? Minister und Mieterverein sind sich uneins.

Von Martin Rieß 02.03.2019, 00:01

Magdeburg l Landesbauminister Thomas Webel hat in Magdeburg den Wohnungsmarktbericht Sachsen-Anhalt vorgestellt. Während in den ländlichen Bereichen weiter mit einem Rückgang der Bevölkerung zu rechnen ist, dürfte die Zahl der Einwohner in den beiden großen Städten zunächst weiter steigen. Die Frage: Werden vor diesem Hintergrund die Wohnungen noch ausreichen – gerade für Menschen mit einem geringen Einkommen?

Ein Instrument zur Sicherung von Wohnraum für Menschen mit zu geringem Einkommen sind Sozialwohnungen. Das Modell: Die Investoren bekommen eine Förderung beim Bau, dafür gibt es für mehrere Jahre eine Garantie auf niedrige Mieten. Doch die Zahl der Wohnungen mit einer Wohnraumbindung wird in Magdeburg von derzeit 365 in den kommenden Jahren deutlich sinken. Im Jahr 2028 wird es von diesen Wohnungen gerade einmal noch 60 geben.

Dennoch sieht Thomas Webel keinen Grund, ein Programm zum Sozialwohnungsbau aufzulegen. Er sagt: „Im gesamten Bundesland haben wir stabile Mieten und auch ausreichend freien Wohnraum.“ Statt auf den Bau von Sozialwohnungen setzt der Minister eher auf Instrumente wie das Aufzugsprogramm, mit dem das Land Sachsen-Anhalt hilft, gerade Wohnungen in oberen Etagen von Mietshäusern wieder nutzbar zu machen. Ein anderes Programm setzt auf die Aufwertung bestehenden Wohnraums. „In beiden Fällen wird für einige Jahre ebenfalls ein deutlicher Anstieg der Mieten ausgeschlossen“, so Thomas Webel.

Eine Nachfrage bei der Wohnungsbaugesellschaft Magdeburg (Wobau) zeigt: Tatsächlich ist der Bedarf an niedrigpreisigen Wohnungen hoch. Wobau-Geschäftsführer Peter Lackner berichtet, dass von den jährlich von dem Unternehmen vermieteten 2400 Wohnungen mehr als die Hälfte günstig zu haben seien. Von den 19.500 Wohnungen des Unternehmens lägen 10.000 preislich in dem Rahmen, dass sie auch für Hartz-IV-Bezieher geeignet sind.

Und das Unternehmen geht neue Wege: „In der Willy-Bredel-Straße legen wir zum Beispiel Wohungen zusammen, um auch für große Familien preiswerten Wohnraum bieten zu können“, berichtet Peter Lackner. Eines, so der Geschäftsführer des kommunalen Wohnungsbauunternehmens, könne dieses aber nicht leisten: „Wir haben entsprechende Angebote quer über die Stadt in vielen Stadtteilen – aber eben nicht in jedem. Und auch den Wunsch von Familien, möglichst in Schulnähe eine günstige Wohnung mieten zu können, können wir nicht immer erfüllen.“

Etwas anders sieht der Mieterverein Magdeburg die Situation. Fraglich sei, ob die Durchschnittsmiete in Magdeburg tatsächlich 4,90 Euro pro Quadratmeter beträgt. „Die uns inzwischen deutlich häufiger vorgelegten Mieterhöhungen im Zuge von Anpassungen an die ortsübliche Vergleichsmiete weisen fast immer weitaus höhere Mietforderungen aus, auch in den nicht zentrumsnahen Wohnbereichen“, berichtet die stellvertretende Geschäftsführerin des Mietervereins, Petra Hahne. Deutlich öfter gehe es um Mieterhöhungen als noch vor zwei Jahren.

Ein steter Anstieg der Mieten ist festzustellen und treibe nicht wenige Mieter an ihre finanziellen Grenzen. „Um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und zu erhalten, ist die Förderung des sozialen Wohnungsbaus dringend erforderlich, zumal in den nächsten Jahren eine Vielzahl der geförderten Wohnungen aus der Preisbindung herausfallen und damit auch für die Wohnungen deutliche Mietsteigerungen zu erwarten sind“, fordert Petra Hahne.