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Möbelriese in Magdeburg Ein Hauch von Ikea im Rathaus

Händler freuen sich auf schwedischen Möbelriesen und haben dennoch Sorge um die Magdeburger Innenstadt.

Von Christina Bendigs 16.07.2015, 01:01

Magdeburg l Kaum ein kritisches Wort gab es gestern bei einer Umfrage unter Händlern in Magdeburg. Ikea wird mit offenen Armen empfangen. Die Hoffnung ist groß, dass das eigene Geschäft davon profitiert.

„Wir freuen uns auf Ikea“, sagte Arno Frommhagen als Sprecher der Interessengemeinschaft (IG) Innenstadt. Ikea wollte seit Jahren nach Magdeburg, berichtete er. Allerdings wollte das Möbelhaus eine Shopping-Mall mitbringen. „Dagegen haben wir uns immer ausgesprochen, da Magdeburg mit dem Florapark, dem Bördepark und dem Elbepark vor den Toren der Stadt schon einige Center hat, mit denen die Innenstadt zurechtkommen muss.“ Dass sich die IG Innenstadt in dieser Hinsicht durchsetzen konnte, findet Frommhagen gut. Mit dem Standort Milchhof sei eine ideale Wahl getroffen worden. Straßenbahnanbindung, Autobahn und Bundesstraße „vor der Tür“ – so sei der Markt für jeden gut zu erreichen. Der gesamte Standort Magdeburg werde profitieren. Arno Frommhagen: „Der Bernburger, der vorher nach Leipzig gefahren ist, kann nun nach Magdeburg kommen.“ 16?000??Parkplätze in der Innenstadt könne kaum eine andere Stadt vorweisen, warb er. Er lobte Ikea auch als „Marketingriesen“, der für Magdeburg werben werde. Gut findet er zudem, dass mit dem Milchhof ein schwer zu vermarktendes Gelände nicht länger brachliegt.

Positiv auch die Rückmeldung von Stephan Japke. Der stellvertretende Marktleiter des Möbelhauses Höffner erhofft sich viele Synergien: „Wir haben zwar zum Teil auch Überschneidungen im Sortiment, aber eben auch ein ergänzendes Angebot“, sagt er. Die Nähe mehrerer Möbelhäuser zueinander sieht er als Vorteil: „Die Leute wollen kurze Wege. Ein weiteres Möbelhaus in der Nähe zu haben, kann für beide nur zum Vorteil sein.“ Ikea könne die Entwicklung beflügeln.

„Grundsätzlich gehört Ikea zu einer großen und modernen Stadt wie Magdeburg dazu“, sagte auch Maco-Möbel-Hausleiter Matthias Utermark. Er hätte sich zwar das schwedische Möbelhaus in direkter Nachbarschaft im Süden der Stadt gewünscht, sieht aber dennoch Potenzial. Wäre Ikea direkter Konkurrent, würde er darin jedoch nur einen Ansporn sehen, es besser zu machen. Seine Sorge gilt der Innenstadt: „Man muss wirklich aufpassen, mit welchen Sortimenten Ikea kommt.“ Denn im Programm befinden sich auch innenstadtrelevante Artikel. Maco selbst habe für die Baugenehmigung eine Sortimentsbeschränkung auferlegt bekommen. Das erwarte er auch für Ikea, damit sich Einkaufsströme, die jetzt in die Innenstadt fließen, nicht verschieben.

Sorgen um die Innenstadt äußerte auch Karstadt- und IHK-Chef Rolf Lay. „Erst mal ist es positiv für den Standort Magdeburg, dass Ikea kommt. Wenn man es aber genau analysiert, besteht die Gefahr, dass die Innenstadt nicht allzu viel profitieren wird. Denn welche Familie, die gerade den Kofferraum mit Möbeln vollgepackt hat, fährt anschließend noch auf einen Bezahlparkplatz in der Innenstadt?“, fragte er. Für sein eigenes Warenhaus sieht er Ikea nicht als Konkurrenz: „Ikea hat seine eigenen Produkte, wir führen die Marken.“

Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper ist erfreut, vor allem was die Auswahl des Standortes betrifft. „Wenn es um die Baugenehmigung geht, werden wir jedenfalls nicht über gefällte Bäume diskutieren müssen“, sagte er mit einem Augenzwinkern. Schon vor der vorletzten Bürgermeisterwahl habe er versprochen, Ikea nach Magdeburg zu holen: „Manchmal dauert es eben länger, bis man so ein Versprechen einlösen kann.“

Warum das mit dem Einhalten des Versprechens so eine Sache war, hat Magdeburgs Wirtschaftsbeigeordneter Rainer Nitsche am eigenen Leib spüren müssen. „Es ist eine Auszeichnung für Magdeburg, das strengste Standortauswahlverfahren der Welt bestanden zu haben“, sagte er.

Und der schwedische Möbelriese selbst? Der bietet von vornherein eine enge Zusammenarbeit mit dem Handel und Kooperationen mit der Innenstadt an. So könne etwa am Parkplatz für die Innenstadt geworben werden. Sortimentsbeschränkungen allerdings will Ikea nicht in Kauf nehmen. „Wir sind ein Konzeptunternehmen“, sagte Expansionschef Johannes Ferber. 60 Prozent Möbel und der Rest dazu passendes Sortiment. „Wir gehen davon aus, dass wir unser Konzept ohne Einschränkungen umsetzen können.“ Die Bürger von Magdeburg sollen dabei aktiv einbezogen werden, damit ein Markt entsteht, der den Bedürfnissen der Einwohner entspricht.