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Motorsport Magdeburger fährt Rallye Monte Carlo

Der 53-jährige Torsten Riedel will mit seinem Oldie rund 1800 Kilometer nach Monaco in den Hafen von Monte Carlo fahren.

Von Jana Heute 08.01.2017, 08:00

Magdeburg l Er wirkt selbstsicher und weiß ganz genau, was er will. Torsten Riedel, 53 Jahre, ausgebildeter Maschinen- und Anlagenmonteur, brennt mit allen Fasern des Körpers für sein Projekt. Doch die Anspannung wächst von Tag zu Tag. Spätestens, seit Torsten Riedel weiß, dass er bald seinem großen Idol, Rallye-Weltmeister Walter Röhrl, begegnen wird. Aber in die Aufregung mischt sich jede Menge Vorfreude: Am 7. Februar steigt Torsten Riedel in der Klassikstadt Frankfurt in seinen Skoda S 120 S – eine Rallyeversion des Serienautos S 100. Gemeinsam mit seinem Copiloten Alexander Silkeit aus Halle und am Steuer seines Oldies macht sich das Skoda-Team Sachsen-Anhalt auf die fast 1800 Kilometer lange Strecke nach Monaco in den Hafen von Monte Carlo, wo das Ziel liegt. Der Weg führt über verschneite Alpenpässe mit Kurven wie Haarnadeln, den 2057 Meter hohen Col du Lautaret und die Eisrennstrecke von Serre Chevalier. Nichts für Angsthasen.

Zum erlesenen und limitierten Teilnehmerfeld (rund 80 Teams gehen an den Start) gehört eben auch Walter Röhrl. „Als Kind habe ich jedes seiner Rennen vor dem Fernseher verfolgt. Er ist eine Ikone“, schwärmt Torsten Riedel. Und der Magdeburger hat sich geschworen: Er wird nicht eher nach Hause zurückkehren, bis die Unterschrift von Walter Röhrl die Motorhaube ziert. „Das bekomme ich hin“, ist sich Riedel sicher.

Neben Rallye-Legende Röhrl gibt es weitere Prominente, die auf den Spuren der legendären Rallye Monte Carlo wandeln wollen. Auch Kabarettist Urban Priol begibt sich vom 7. bis 11. Februar mit auf die anspruchsvolle Piste, wird mit einem BMW 2000 tilux durchstarten. Die AvD-Histo-Monte, so der richtige Name, ist die größte Winterrallye für Oldtimer Deutschlands und kein Zeitrennen, wie Torsten Riedel betont. Die Oldies sollen „nicht auf Verschleiß fahren“. Es wäre auch äußerst schade drum, hat doch der Magdeburger in sein Rallyeauto etliche Tausend Euro gesteckt. „Unsere Familien haben auch ein großes Dankeschön verdient, dass sie uns so unterstützen“, so Riedel.

Weniger anspruchsvoll ist das Rennen deshalb aber nicht. Die Histo-Monte ist ein Genauigkeitsfahren, das große Präzision verlangt. „Besonders von meinem Gehirn, das neben mir sitzt“, sagt Riedel mit einem Schmunzeln. Sein Copilot Alexander Silkeit muss mit Hilfe von Streckenplan und Bordcomputer genaueste Anweisungen an den Fahrer geben. „Bestimmte Etappen müssen in einer festgelegten Zeit und vorgegebene Durchschnittsgeschwindigkeit gemeistert werden“, erzählt Fahrer Riedel. Damit niemand schummelt, gibt es Lichtschranken an geheimen Punkten. „Wer die geringste Zeitabweichung hat, der gewinnt“, erzählt der 53-Jährige. Doch ums Gewinnen gehe es ihm nicht, sagt er. „Wir hätten eh keine Chance, neben den vielen Vollprofis.“ Dabei zu sein, sei das Entscheidende und „nicht als Letzter anzukommen“, berichtet der Oldtimerfan. Das verlangt dann doch der persönliche Ehrgeiz.

Dieser Ehrgeiz hat Torsten Riedel schon durch einige Rallyes geführt. Als Jugendlicher ist er Motocross gefahren, in den 1990er Jahren mehrere Rallyes in Berlin, damals noch auf einem Fiat Zastava. Der Virus, an alten Autos herumzuschrauben und damit umherzukurven, hatte ihn schon frühzeitig befallen. „Mein Vater war schon leidenschaftlicher Autoschrauber. Alles, was ich weiß, weiß ich von ihm“, so Torsten Riedel. Mit 18 Jahren kam er so zu seinem ersten eigenen DDR-Auto, ein Ifa F9, Baujahr 1956. Später wurde es ein Polski Fiat 125 P. Es folgten ein Lada, Dacia – durch Riedels Hände gingen seither schon etliche Ostvehikel.

Nach der Wende waren die erst mal vergessen und verdrängt – von den schönen neuen Westautos. Doch in den späten 1990er Jahren packte ihn das Fieber wieder. Bei der ersten Ostmobil-Ausstellung OMMMA zur Buga im Elbauenpark 1999 war Riedel schon an der Seite der Ifa-Freunde Sachsen-Anhalt und ist es bis heute.

Aber bei einem Autorennen mitzumachen – wie der berühmten Rallye Monte Carlo, oder genauer gesagt der kleinen Schwester „Histo Monte“ –, dieser Plan reifte erst, als das passende Auto dafür „geboren“ war. Es war Zufall, als Riedel schon vor ein paar Jahren über einen befreundeten Skoda-Händler aus Rostock an ein Rallye-Auto kam. Es war ein Unfallwagen, der eigentlich ausgeschlachtet werden sollte. Doch dann konnte der Oldtimer-Liebhaber einen zweiten S 100 von einem Rentner aus Tschechien kaufen. „Das Auto hatte eine jungfräuliche Karosse“, berichtet der 53-Jährige. Es folgte: Aus zwei mach eins. Beim Zusammenbau half ihm sein Rostocker Freund. Doch die Verwandlung war noch nicht perfekt: Rallyegetriebe, Spezialbremsen, Fahrwerks- optimierung und Motoreinstellung. Aus 40 wurden 92 PS, abgestimmt auf die Last des Autos. Dafür sorgte ein Spezialist für historische Skodarennfahrzeuge in Schwarzenberg. Später kam noch die neue Lackierung drauf. Und da steht sie nun, die Rallyeversion des S 100.

„Auch wenn man es nicht sieht: Das Auto hat weit mehr als 40 Jahre auf dem Buckel“, gibt Riedel zu bedenken. Der Skoda-Oldie muss jetzt eisern durchhalten auf der anspruchsvollen Strecke an die Mittelmeerküste. Da kann natürlich immer was kaputtgehen. Ein Monteur fährt mit im großen Tross. Doch das alles kostet freilich.

„Wir könnten als Team noch Unterstützung gebrauchen“, sagt Torsten Riedel. Und auch über interessierte Begleiter in den sozialen Medien freut sich das Skoda-Team.

In der Kabine fährt eine Bordkamera mit. Einzelne Sequenzen und Infos werden auf der Facebookseite (skoda120md) angeboten. Tagesberichte gibt es auch auf der Homepage des Veranstalters.

So kann man Torsten Riedel und Alexander Silkeit für ihren „Ritt über die Alpen“ gleich noch die Daumen drücken.