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Müllheizkraftwerk Magdeburger Öfen laufen trotz Corona weiter

In der Corona-Krise müssen systemrelevante Branchen reibungslos funktionieren. So auch das im Müllheizkraftwerk in Magdeburg-Rothensee.

Von Ivar Lüthe 21.05.2020, 01:01

Magdeburg l „Die Corona-Krise hat unseren Arbeitsalltag auf den Kopf gestellt“, sagt Rolf Oesterhoff, Geschäftsführer der Müllheizkraftwerk Rothensee GmbH, unumwunden. Um die Entsorgung der Abfälle rund um die Uhr abzusichern und gleichzeitig die Versorgung der Landeshauptstadt Magdeburg mit Energie und Fernwärme zu gewährleisten, mussten die Pandemiepläne des MHKW für alle denkbaren Szenarien angepasst werden: von Fällen erster Erkrankter bis hin zu einem Weiterbetrieb der Anlage unter Quarantänebedingungen. „Die Aufrechterhaltung des Anlagenbetriebs hat oberste Priorität“, sagt Rolf Oesterhoff.

650.000 Tonnen Hausmüll und hausmüllähnliche Gewerbeabfälle werden hier pro Jahr zu Strom und Fernwärme. Mehr als 40.000 Haushalte und Gewerbe werden mit Strom versorgt, mehr als 44.000 Haushalte und Gewerbe in der Landeshauptstadt mit Fernwärme.

Um dies sicherzustellen, wurden überall dort, wo machbar, Mitarbeiter ins Homeoffice geschickt, die Schichten so voneinander getrennt, dass sich die Kollegen nicht begegnen, sowie hygienische Vorsorgemaßnahmen und Abstandsregeln zu Kunden und Lieferanten getroffen. Zudem tagt täglich ein Krisenstab, der die aktuelle Situation beleuchtet, so Rolf Oesterhoff. Bislang sei das Unternehmen trotz der erschwerten Bedingungen gut durch die Corona-Krise gekommen, es habe keinen einzigen positiven Corona-Fall gegeben, der Betrieb war zu jeder Zeit sichergestellt, bilanziert der Geschäftsführer.

Ausgerechnet mitten in der Corona-Krise standen geplante jährliche Instandsetzungsarbeiten an. Jeweils nach und vor der Heizperiode werden die Arbeiten ausgeführt. Anlagenteile werden erneuert, Kesselwände ausgetauscht, Reinigungsarbeiten ausgeführt und einiges mehr. Dazu kommen auch Firmen aus dem Ausland nach Magdeburg. „Anfangs war nicht klar, ob die geplanten Arbeiten durchführbar sind und die Firmen nach Deutschland einreisen dürfen“, sagt Rolf Oesterhoff.

Doch mit viel Aufwand, entsprechenden Vorgaben und unter erschwerten Bedingungen hat es geklappt. Die Mitarbeiter der Firmen mussten sich unter anderem zuvor testen lassen, um einreisen zu dürfen. Mit großem Engagement der Firmen und der eigenen Mitarbeiter wurden die Arbeiten, die immerhin ein Kostenvolumen im siebenstelligen Bereich haben, abgeschlossen, so Rolf Oesterhoff.

„Nachschubprobleme“ hatte das MHKW in den zurückliegenden Wochen trotz „Shutdowns“ in Wirtschaft und Alltag nicht. Zwar gingen Anlieferungen aus dem gewerblichen Bereich etwas zurück, dafür stieg aber das Aufkommen kommunaler Abfälle um etwa zehn Prozent. Insgesamt blieb das Müllaufkommen auf gleichem Niveau, bilanziert der Geschäftsführer. Mittlerweile verzeichnet das MHKW wieder verstärkt Lieferanfragen. „Trotzdem schauen wir mit einer gewissen Unsicherheit auf das zweite Halbjahr“, so Rolf Oesterhoff. Denn auch das MHKW ist darauf angewiesen, dass die Konjunktur wieder anläuft.