1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Magdeburg
  6. >
  7. Der Mondfahrer aus Magdeburg

Musik Der Mondfahrer aus Magdeburg

Dominic Reichert alias Monty Space hat sein erstes Rap-Album veröffentlicht und berichtet im Volksstimme-Interview, warum ihm Rap gefällt.

Von Vincent Gulatz 27.09.2016, 23:01

Magdeburg l Studieren und Rappen passen nicht zusammen? Der gebürtige Magdeburger Rapper Monty Space beweist uns das Gegenteil. Mit seinem ersten Album „Videospiele“ reflektiert Dominic Reichert, so sein bürgerlicher Name, insbesondere den technischen Wandel. Stilistisch schließt er sich der Cloud-Richtung an, diese ist vor allem geprägt durch atmosphärische Beats. Im Gespräch mit Jugendredakteur Vincent Gulatz verriet er mehr über seine Musik.

Erst hießt du Monty, jetzt Monty Space (Mondfahrer). Warum?

Dominic Reichert: Es hat besser zur ganzen Mondfahrersache gepasst, und ich hatte schon immer im Hinterkopf, meinen Namen zweiteilig zu machen. Monty war der Anfang, im Laufe der Zeit haben sich mein Stil und mein Thema weiterentwickelt. Dann war Monty Space sehr passend.

Warum das Mondfahrer-Thema – dein großes Thema?

Wir sind oft die ganze Nacht wach und manchmal braucht man eine Pause von all den nervigen Leuten, die immer alles ganz genau wissen, und dann fliegt man kurz zum Mond und chillt da und guckt sich das Ganze von weitem an. Wir sind alle mal Mondfahrer.

Wie lange beschäftigst du dich jetzt schon mit Rap?

Ich habe angefangen mit 50 Cent und Eminem, mit vielleicht 13, 14, ohne jemals die Texte zu verstehen. Mit 15, 16 wurde es ernster und ich habe mich stärker identifiziert mit Jugendgruppen wie Odd Future. Beim Deutschrap habe ich sehr früh Falco gehört. Er inspiriert mich bis heute (obwohl man es jetzt vielleicht nicht klassisch als Rap einordnen würde). Ich habe gemerkt, dass Deutschrap mehr zu bieten hat, als das, was man im Radio hört.

Was war ausschlaggebend für dich zu sagen: „Jetzt will ich auch rappen“?

Rap hat mir oft geholfen, schwierige Momente durchzustehen, auch wenn das jetzt corny klingt, und ich hab lange vor dem Spiegel gerappt, wie man das halt so kennt. Ich dachte nie, dass ich irgendwie tough genug bin oder genug zu erzählen hab. Aber man lernt immer mehr kennen und merkt, dass es keine Grenzen im Rap gibt, jeder sollte seine persönliche Story und Blickweise erzählen. Dann hab ich angefangen zu schreiben. Von da war es noch ein weiter Weg bis zur ersten Veröffentlichung.

Gibt es Dinge, die dich besonders inspirieren?

Ich mag es, durch die Stadt zu fahren mit Bahn oder Bus und die Geschichten der Leute nebenbei zu hören, auch wenn das jetzt klischeehaft klingt. Jeder hat seine Story. Es ist vollkommen egal, woher jemand kommt. Es ist alles Inspiration.

Wer sind deine Vorbilder?

Falco? Nein, ich weiß nicht, Hip-Hop ist so vielfältig, aber ich höre auch jede andere Art von Musik. Auch Regisseure spielen eine wichtige Rolle für meine Sichtweise auf die Welt, Fellini zum Beispiel.

Welche Themen finden sich in deinen Texten wieder?

Mein Tape, das im September erschien, ist eine Art Retrospektion, wie mich die technische Entwicklung, besonders Videospiele, beeinflusst haben; wie sie die Gesellschaft beeinflusst haben. Wir sind letztlich alle von der technischen Entwicklung und Internetkultur beeinflusst, das hat mich beschäftigt. Davon abgesehen schreibe ich, worüber ich Lust habe.

Haben auch aktuelle politische Debatten wie die „Flüchtlingskrise“ oder der amerikanische Wahlkampf deine neuen Songs beeinflusst?

Solche Themen beeinflussen immer das Weltbild, das man hat, und das reflektiert sich in meinen Songs. Ich würde mich für die Aussagen meiner Songs nicht verstecken, ich stehe dazu, und wer mir zuhört weiß, was ich denke.

Wie würdest du deinen Stil beschreiben?

Im Gegensatz zum ersten Tape sind wir (ich und die anderen Mondfahrer aus meinem Team) vielfältiger und musikalischer geworden, haben uns mehr getraut. Es gibt viele Einflüsse. Am Ende kommt der Stil raus, den man hat. Ich bin kein Fan davon, alles zu kategorisieren.

Gibt es bei dir das perfekte Rezept für einen guten Track?

Mein Homie schickt mir einen Beat oder ich hör was im Internet. Ich muss das sofort feiern oder eben eine Melodie im Kopf haben, dann entsteht schnell ein Konzept. Der Text und Flow kommen von selbst, wenn es einmal geklickt hat.

Also produzierst du deine Beats nicht selber?

Nein, ich arbeite mit verschiedenen Leuten zusammen, davon sind manche, also vor allem Lyvo, auch im Mondfahrer-Projekt. Solch ein Team zu haben, ist enorm wichtig.

Hast du auch schon live performt?

Es gab ein paar Chancen, aber ich wollte es richtig angehen. Jetzt haben wir ein paar mehr Leute, um was Geiles zu machen. Also bestimmt kann man Mondfahrer bald mal live sehen.

Wer ist für dich aktuell in der deutschen Szene der interessanteste Rapper?

Haiyti und Rin haben Riesenpotenzial, ansonsten entwickelt sich momentan alles so schnell, man weiß nie, wer morgen aus dem Nichts kommt.

Dein erstes Video wurde kürzlich gedroppt – wie viel Arbeit steckt hinter dem Projekt?

Hinter dem Projekt und dem Song steckt monatelange Arbeit, auch beim Video haben wir uns viele Gedanken gemacht, um es letztendlich so aussehen zu lassen, wie es jetzt aussieht.