1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Magdeburg
  6. >
  7. Bus statt Bahn: So lief der Umstieg

MVB-Baustelle Bus statt Bahn: So lief der Umstieg

Mitten in Magdeburg gibt es eine Mega-Baustelle der MVB. Statt Bahnen fahren Busse. Wie Fahrgäste damit zurecht kommen:

Von Martin Rieß 13.07.2019, 01:01

Magdeburg l Die Magdeburger Verkehrsbetriebe bauen im Nordabschnitt des Breiten Wegs. Nach einer Woche Umleitungsverkehr zieht MVB-Sprecher Tim Stein eine erste Bilanz: „Unsere Mobilitätsberater vor Ort kommen sehr gut bei den Fahrgästen an, da sie für Fragen da sind und beim Umsteigen helfen können. Auch über die Hotline und die sozialen Netzwerke kam größtenteils positives Feedback, sehr viele Nachfragen zur Linienführung, aber nur äußerst selten Schelte.“

Gut angenommen werde sowohl der Schienenersatzverkehr mit der Buslinie 41 als auch die Möglichkeit, mit der Linie 9 ohne Umstieg die Baustelle zu umfahren. „In den Stoßzeiten kann es zwar etwas voller werden, die Kapazitäten reichen im Allgemeinen aber aus“, so Tim Stein.

Probleme bereiten den Verkehrsbetrieben lange Wartezeiten beim Linksabbiegen für die 9 am Allee-Center sowie für die 41 an der Otto-von-Guericke-Straße. Hier hofft das Verkehrsunternehmen, dass es seitens der Stadt Magdeburg Verbesserungen gibt. Zumindest am Allee-Center unterstützen Mobilitätsberater die Abfertigung der Bahnen.

Tom Bruchholz ist Vorsitzender des Fahrgastverbands. Kritisch sei, dass die Busse am City-Carré nicht an der gleichen Haltestelle wie die Straßenbahnen halten. Beim barrierefreien Ausbau der Haltestelleninseln hätte das berücksichtigt werden müssen. Gerade zu Stoßzeiten komme es wegen vieler Fahrgäste zu Verspätungen, ein dichterer Takt sei hier wünschenswert. Auch das Umspringen der Anzeigen vor Listemannstraße und City Carré erfolge noch nicht zeitig genug.

„Loben können wir die Informationen an den Haltestellen. An wichtigen Haltestellen wie City Carré stehen Kundenbetreuer und geben persönliche Auskünfte“, so der Vorsitzende des Fahrgastverbands. Insgesamt sei der Schienenersatzverkehr aber relativ gut geregelt. „Abzuwarten bleibt allerdings, wie sich die Situation mit Beginn des neuen Schuljahres entwickelt, wenn zusätzlich Tausende Schüler den Schienenersatzverkehr nutzen“, so Tom Bruchholz.

Bei der Magdeburger Volksstimme meldeten sich auch Leser zu Wort. Ein wichtiges Thema ist die Barrierefreiheit. Horst Bötow beispielsweise verweist darauf, wie schwer es inzwischen ist, in einer 9 einen Platz zu bekommen, wenn man mit Rollator, Rollstuhl oder Kinderwagen unterwegs ist. „Da ist es manchmal schwer mitzukommen.“ Eine ähnliche Erfahrung hat Karin Pollmann gemacht. Sie sagt: „Die Umfahrung mit der Linie 9 klappt ganz gut.“ Neulich waren aber so viele Rollatoren, Kinderwagen und Rollstühle in dem Wagen, dass sie bis ins Gelenkteil der Bahn gestanden hätten. „Da mache ich mir schon Sorgen um die Sicherheit“, sagt die Volksstimme-Leserin.

MVB-Umleitungen in der Innenstadt von Magdeburg

Um die Vielzahl von Baustellen sorgt sich Ernst Bierdorf: „Da wird überall gebaut und nichts wird fertig. Und dann werden wir für viel Geld ewig lang mit den Uralt-Wagen durch die Stadt gekarrt.“ Man habe den Eindruck, dass die Entscheider bei den Verkehrsbetrieben sich selbst gar kein Bild machen und in Kauf nehmen, dass die Rentner wegen der umständlichen Verbindungen vom Leben ausgegrenzt würden.

Die beschwerlichen Wege sind auch ein Thema bei den Anwohnern am Breiten Weg. Doris Gensicke berichtet, dass es in ihrem Haus schon Tränen gab: „Da ein Überqueren der Baustelle nicht möglich ist, schaffen sie es nicht mehr zum Einkaufen oder zum Arzt.“ Die Westseite des Breiten Wegs sei ziemlich vom Verkehr abgeschnitten. „Eine weitere Haltestelle im Bereich des Krökentors wäre sehr hilfreich“, so Doris Gensicke. Christa Brendel sieht auch die Baustelle selbst als Problem für viele Menschen: „Es müsste doch möglich sein, wenigstens an einer Stelle einen Übergang zu schaffen, der dann verschoben wird, wenn die Bauleute näherrücken.“

Angesichts voller Bahnen und Busse meint Gabriele Schulz: „Derzeit gilt ja der Ferienfahrplan. Angesichts der vielen Menschen und der langen Fahrzeiten wäre doch ein Zehn-Minuten-Takt angebracht.“

Helga Jentsch kritisiert derweil die Fahranzeigen: So steht an der 6 auf der Südroute „Herrenkrug“, obwohl dieses Ziel erst nach zweimaligem Umsteigen zu erreichen ist. Die Volksstimme-Leserin schreibt: „Das ist meiner Meinung nach insbesondere für Touristen, aber auch alle anderen Fahrgäste irritierend.“