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Nach Attacke Terror-Falschmeldungen gehen um die Welt

Nach einer Serie von fünf Angriffen in Magdeburg waren viele Gerüchte im Umlauf. Anfragen zum Geschehen gab es aus der ganzen Welt.

Von Stefan Harter 10.08.2016, 01:01

Magdeburg l Nach der Serie von Angriffen mit fünf Verletzten am Montag zur Mittagszeit gehen die Ermittlungen zur Identität des unbekannten Mannes weiter. Die nach derzeitigem Erkenntnisstand mutmaßliche Tat eines Räubers sorgte derweil für ein großes mediales Echo weit über die Region Magdeburg hinaus.

In der Pressestelle der Polizei ist auch am Dienstag noch der Teufel los. Alle großen Fernsehstationen und Nachrichtenagenturen springen auf die Geschichte an. Anrufe kommen auch vom US-amerikanischen „Wall Street Journal“ und aus der moldawischen Botschaft, wie Sprecher Marc Becher berichtet. „Die Botschaftsmitarbeiter wollten sich erkundigen, ob Staatsangehörige von dem Vorfall betroffen waren“, erzählt er.

Die Reizwörter „Messerangriff“ und „mehrere Verletzte“ lassen die Spekulationen in den sozialen Netzwerken im Internet wilde Blüten treiben. Angebliche Bekennerschreiben des IS werden noch in der Nacht zum Dienstag verbreitet, ebenso angebliche Zeugen berichten von „Allahu Akbar“-Rufen des Täters, um den islamistischen Hintergrund der Angriffe zu beweisen. Fünf Menschen wurden von ihm „abgestochen“, heißt es weiter.

Nichts von alldem ist wahr. Internetnutzer in den USA, Frankreich oder den Niederlanden verbreiten diese Meldungen dennoch ungeprüft beim Kurznachrichtendienst Twitter, so dass Magdeburg in einem Atemzug mit Würzburg und Ansbach genannt wird.

Offizielle Medienberichte tragen ihren Teil dazu bei, als sie von Suchaktionen im gesamten Stadtgebiet berichten. Das in den Fernsehnachrichten gesendete Bild einer verletzten Frau zeigt zudem gar kein Opfer, sondern eine Unbeteiligte, die sich zufällig vor Ort anderweitig verletzt hatte. Darauf hatte die Polizei vor Ort auch ausdrücklich hingewiesen.

Auch in der Stadt selbst sorgte die unklare Lage am Montagnachmittag lange Zeit für Unruhe. „Warum kreist seit Stunden der Polizeihubschrauber über der Stadt?“, wunderten sich viele.

Dass der offizielle Twitter-Account der Polizei bis zum Dienstag schwieg, habe rein personelle Gründe gehabt, sagt Marc Becher weiter. „Wir haben vorrangig die Medien informiert“, erklärt er.

Am Schauplatz des Messerangriffs sind am Dienstag verstärkt Polizeikräfte im Einsatz, u. a. die Regionalbereichsbeamten, um das Sicherheitsgefühl der Anwohner zu stärken. Gefasst werden konnte der Mann dennoch bis jetzt nicht.