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Nachtleben Party mit Techno-Titan WestBam

Kult-DJ Westbam legt in Magdeburg auf. Mit der Volksstimme sprach er über die ostdeutsche Techno-Szene.

Von Dan Trebel 30.09.2016, 23:01

Magdeburg l Techno-Pionier, deutsche DJ-Kultfigur und schillernde Persönlichkeit – der selbst ernannte Beatbox-Rocker Maximilian Lenz alias WestBam dreht am 1. Oktober in Magdeburg die Plattenteller. Was ihn in die Landeshauptstadt treibt, was sein neues Album ausmacht und was es mit der ostdeutschen Techno-Szene auf sich hat ...

Volksstimme: München, Hamburg, Dresden, Berlin … und Magdeburg? Was verschlägt Sie für die Tour hierher?

WestBam: Hey, keine falsche Bescheidenheit. Ich kenne Magdeburg gut aus alten Zeiten, da wurde viel geraved. Seit den 1990er Jahren war ich immer mal wieder hier, das letzte Mal vor fünf Jahren oder so.

Magdeburg hat ja auch einiges zu bieten, zum Beispiel den Dom. Sie wollten ja damals ein theologisches Studium einschlagen.

Das stimmt, ich interessiere mich noch immer für die Theologie. Gerade auch im Hinblick auf die Entwicklung der katholischen Kirche in den vergangenen Jahren. Irgendwo hat ein Priester ja auch eine gewisse Ähnlichkeit mit einem DJ – beide stehen vorne an einem Pult. Passt doch.

Aber erst einmal stehen Sie ja heute Abend im Club Epic am Pult. Der besticht nicht gerade durch seine Größe, wo sie doch sonst vor Tausenden Menschen auflegen. Mögen Sie die kleinen Clubs lieber?

Das ist eine Frage, die mich mein Leben lang begleitet. Fast eine Glaubensfrage. (Lacht) Beides hat Charme. Aber klar haben kleine Locations einen großen Reiz. Da kann ich meine Ideen besser verwirklichen. Große Veranstaltungen sind für meine alternative Musik in den vergangenen Jahren irgendwie zu konservativ geworden. Ich habe mal vor 80 bis 90 Leuten in Chemnitz aufgelegt – ein absolut großartiger Clubabend. Genauso kann ich mich an einen Auftritt in einem bekannten New-Yorker Club erinnern, der eine absolute Pleite war. Ich war völlig überrascht.

Chemnitz? Gerade in Ostdeutschland boomt die elektronische Musik und die Leute feiern das. Gibt es eine Erklärung dafür?

Ich glaube, das hat auch viel mit der Wendezeit zu tun. Da wurde die elektronische Musik langsam populärer, auch in Ostdeutschland. Das war zunächst etwas für individuelle Menschen, die sich von der Masse abheben wollten. Viele hatten davon noch nie etwas gehört und diese neue Form der Musik musste erst angenommen werden. Aber es kam zur richtigen Zeit, und ich glaube, dadurch ist die Liebe zu diesem Sound hier tiefer verwurzelt. Manche Traditionen bleiben eben lange erhalten. Das ist schön

Tradition ist ein gutes Stichwort. Sie sind seit über 30 Jahren unterwegs und produzieren Musik. Was macht das neue Album aus, was erwartet die Magdeburger?

Der Style vom neuen Album ist wieder wesentlich näher am Dancefloor, also tanzbarer als die letzte Platte. Ich versuche meine Musik einfach immer wieder weiterzuentwickeln, neue Variationen zu finden und verschiedene Musikstile zu kombinieren.

Es gab ja auf der letzten Platte viele internationale Gäste wie Kanye West oder Lil Wayne, die ja auf Anhieb erst einmal weniger mit elektronischer Musik zu tun haben.

Ja, das ist es ja. Das ist wichtig für mich und das macht meine Musik aus. Diese verschiedenen Styles zu kombinieren und Funk- und Hip-Hop-Fetzen mit einzubauen. Lil Wayne ist auch dieses Jahr wieder vertreten, dieses Mal aber auch Kendrick Lamar oder Eric D. Clark. Darum auch der Album- Name „The Risky Sets“.

Wie meinen Sie das?

Das ist die gleiche Ideologie, das gleiche Prinzip wie bei meiner Musikproduktion. Man baut sich etwas und versucht immer tiefer hereinzugehen und überraschende Elemente zu bringen. Das muss nicht immer gelingen und ist daher „risky“.

Im vergangenen Jahr sind Sie 50 Jahre alt geworden. Wird die Musik nicht irgendwann auch riskant für die Ohren?

Klar. Aber ich arbeite mittlerweile oft am Laptop und höre über Kopfhörer auf normaler Lautstärke, hab also noch keine größeren Hörschäden. Ich kenne ein paar Leute aus meiner damaligen Punkzeit, denen geht es wesentlich schlimmer.

Könnten Sie sich denn nicht vorstellen, irgendwann mal etwas anderes zu machen?

Ich verstehe mich ja auch momentan nicht nur als Produzent und DJ, sondern als DJ-Künstler. Ich habe für das neue Album-Cover Entwürfe gemalt und in den Musikvideos geschauspielert oder Regie geführt. Diese Sachen machen mir auch alle Spaß, ich sehe mich da eher als Universal-Künstler in allen möglichen Bereichen.

Bleibt denn nach dem Gig noch Zeit, um sich in Magdeburg Inspiration zu holen?

Ich werde Sonntag irgendwo in der Stadt essen gehen und dann geht es ja abends auch schon weiter nach Hamburg.