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Nahverkehr Schlechte Anbindung zum Stadtpark Magdeburg

Der Stadtpark in Magdeburg zieht Menschenmassen an. Doch der Nahverkehr hinkt hinterher. Der Stadtrat fordert Abhilfe.

Von Katja Tessnow 16.06.2020, 01:01

Magdeburg l Die Fraktion Grüne/future! wünscht sich einen „nachhaltigen Mobilitätsanschluss zur Stadthalle“ und kann sich dazu

▶ eine neue Straßenbahntrasse mit Haltestelle Stadthalle,

▶ einen Shuttle-Service mit Elektrobussen ab Hauptbahnhof und Ernst-Reuter-Allee,

▶ den Ausbau der Radverkehrsanbindung,

▶ die Schaffung von Kurzzeitparkplätzen für Taxen und

▶ den Einsatz autonomer (selbstfahrender) Busse als Forschungsprojekt vorstellen.

Ihre Ideen legte die Fraktion als Prüfkatalog für den Oberbürgermeister im Stadtrat Magdeburg vor. Ziel müsse die Reduzierung des Individualverkehrs in den Park und die Minimierung des Parkplatzbedarfes am Erholungsort sein. Eine Ratsmehrheit teilt das Grundanliegen, dünnte den Prüfkatalog aber auf das aus ihrer Sicht maximal Machbare aus. Eine neue Straßenbahntrasse gehört nicht dazu.

„Der Bauausschuss hat aus einem sehr guten Antrag einen guten Antrag gemacht“, führte dessen Vorsitzender Mirko Stage in die Diskussion ein. Stage ist als future!-Rat Teil der initiierenden Fraktion und hätte den zitierten Antrag gerne unverändert passieren sehen. SPD-Fraktionsvize Falko Grube, Mitglied im Bauausschuss, verteidigte den Änderungsantrag aus dem Gremium dagegen rundheraus: „Der Ausschuss hat aus einem guten Antrag einen besseren gemacht!“ Als unrealistisch gestrichen hatte das vorberatende Gremium den Straßenbahnanschluss. Grube: „Darüber ließe sich frühestens in 15 bis 20 Jahren nachdenken.“ Nach Abschluss laufender Trassen- und Haltestellenbauten. Die Frequenz der Busanbindung zur Stadthalle zu steigern, sei dagegen sinnvoll und im Rat auch schon einmal beschlossen werden – bisher ergebnislos.

Die einzige in den Park verkehrende Buslinie 59 pendelt in weiten Abständen und überdies lückenhaft . In den Genuss von Abendsonne kommen Menschen, die auf den Nahverkehr angewiesen sind, wochentags gar nicht, jedenfalls nicht im Sommer. Die letzte Fahrt geht 17.38 Uhr, Stunden vor Sonnenuntergang. Hinter dem Anspruch, dass dies so nicht bleiben kann, versammelte sich ein Großteil des Stadtrates. Auch eine Reduzierung des Autoverkehrs durch den Park ist schon seit Jahren mehrheitsfähig, ein Abrücken von der geplanten Schaffung von bis zu 670 Parkplätzen hinter der Stadthalle aber nicht, auch wenn Urs Liebau (Grüne) das „viel zu viel“ findet und zu viel Fläche dafür versiegelt.

„Erklärtes Ziel ist ja schon, dass der Autoverkehr vor der Stadthalle in Richtung Park aus dem Kreisel verbannt wird“, wandte Frank Schuster (CDU) ein. Beim Großparkplatz hinter der Halle müsse es aber bleiben. „Meine Tochter besucht zum Beispiel sehr gerne den Spielplatz im Park – mit drei Kindern. Das wäre mittels öffentlicher Verkehrsmittel etwas beschwerlich.“ Schusters Fraktionskollege Oliver Köhn sprang bei: „Das Auto ist böse, der ÖPNV ist toll – die Logik ist zu einfach, das merken wir auch und gerade in Corona-Zeiten.“ Der Großparkplatz am Park würde gebraucht.

Am Ende stimmte der Rat mehrheitlich dem Änderungsantrag aus dem Bauausschuss zu. Die Stadtverwaltung muss einen Elektrobus-Shuttle, bessere Radweganbindung, Taxi-Stellplätze und auch selbstfahrende Busse in den Park prüfen – die Straßenbahn nicht. Am erweiterten Großparkplatz im Hinterland der Stadthalle wird nicht gerüttelt.