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Naturschutz Nistplätze der Spatzen zugebaut

Bislang dienten die Lüftungsöffnungen eines Gebäudes in Magdeburg Vögeln als Nistplatz. Nun wurden sie dichtgemacht.

Von David Gerhold 25.03.2016, 04:00

Magdeburg l Betroffen zeigt Dagobert Bartsch auf den Gebäudekomplex in der Hans-Grade-Straße. „Da oben sind immer die Vögel rein- und wieder rausgeflogen, das konnte man von hier gegenüber jeden Morgen wunderbar sehen.“

Nun sind keine Vögel mehr zu sehen. Stattdessen wurden die Lüftungsöffnungen mit Gittern verschlossen. Kein Platz mehr zum Nisten für Haussperlinge, Spatzen genannt. „Ich saß gemeinsam mit meiner Freundin beim Frühstück, da habe ich den Kran gesehen“, schildert Bartsch die Situation. „Das ging alles unglaublich schnell, innerhalb von wenigen Tagen haben die da alles dichtgemacht.“

Der Rentner kontaktierte den Naturschutzbund (Nabu), „einfach weil ich mal wissen wollte, ob das überhaupt alles so weit legitim ist“, erklärt Bartsch. Nabu-Landesgeschäftsführerin Annette Leipelt betont, dass es sich hier um unzulässige Arbeiten handele: „Sie hätten umgehend gestoppt werden müssen, da diese in der Brutzeit der Vögel unzulässig sind. Außerdem müsste man für Ersatz rechtzeitig sorgen, bevor man die Öffnung verschließt.“ Auf diese Weise werde den ortstreuen Spatzen mitten in der Nistzeit ein großes Stück Lebensraum entzogen. Das sei aber laut Paragraf 39 des Bundesnaturschutz-Gesetzes untersagt.

Auch Dagobert Bartsch kann nicht verstehen, warum sich die Wohnungsgenossenschaft zu diesem Schritt entschlossen habe: „Es gibt doch deutlich vogelfreundlichere Alternativen.“

Die Wohnungsbaugenossenschaft „Stadt Magdeburg von 1954“ verwahrt sich entschieden gegen den Vorwurf, man habe vorsätzlich Vogelnistplätze vernichtet. Vielmehr handele es sich bei der Erneuerung der Lüftungsgitter um notwendige Instandsetzungsmaßnahmen. Trotzdem sei der Vorstand über den Hinweis von Vogelfreund Bartsch dankbar: „In Absprache mit dem Umweltamt vor Ort haben wir die Lüftungsgitter in Teilbereichen umgehend ausgebaut, um den Vögeln den ungehinderten Einflug und den Nestbau zu ermöglichen“, bestätigte die Genossenschaft der Volksstimme. Zudem sei der Bau von zusätzlichen Nistplätzen geplant.