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Neue Eigenheime Anwohner fühlen sich abgezockt

Die Stadt Magdeburg will im Lemsdorfer Klinketal ein Eigenheimgebiet entwickeln und vermarkten. Ärger gibt es um die Erschließung.

Von Marco Papritz 18.08.2016, 01:01

Magdeburg l Keinen leichten Stand hatten Mitarbeiter des Stadtplanungsamtes bei einer Bürgerversammlung, die im Rahmen der frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung zum Änderungsverfahren des Bebauungsplans 343-1 „Lemsdorf Klinketal“ am Dienstag organisiert wurde. Neben den Details zum neuen Baugebiet in Lemsdorf, das die Errichtung von ein- bis zweigeschossigen freistehenden Eigenheimen auf 14 Parzellen vorsieht, hatten sie auch eine bittere Botschaft für die Anwohner der Straße „Am Eulegraben“ im Gepäck.

Demnach soll im nun erarbeiteten vierten Entwurf der Änderungsplanung auf eine ursprünglich im B-Plan (2006) vorgesehene öffentliche Straße verzichtet werden. Diese sollte von der Ballenstedter Straße aus in das geplante Eigenheimgebiet führen.

Stattdessen ist eine Erschließung über Stichstraßen „ihrer“ Straße, sprich einer geschotterten Abzweigung der Straße „Am Eulegraben“, vorgesehen. Anfang der 1970er Jahre hatten die Eulegraben-Siedler diesen Weg selbst angelegt „und dabei etwas von ihren Flächen abgegeben, um die Grundstücke für eine Klärgrubenentsorgung zugänglich zu machen“, so Uwe Möller von der Siedlergemeinschaft, die 34 Wohnparteien umfasst. Und: „Die Stadt hat hier nichts getan, wir sind stets in Eigenleistung gegangen.“

Als Begründung hieß es von den Vertretern der Stadt, dass es seit der Aufstellung des B-Plans im Jahr 2006 bis heute im Zuge des zweiten und dritten Änderungsverfahrens zu Bebauungen im Südosten der Baufläche gekommen sei. Dieses Gebiet sei über eine private Stichstraße als Anschluss an die öffentliche Straße „An der Klinke“ erschlossen. „Das führt dazu, dass wir die öffentliche Straße mit Wendehammer in das Baugebiet nicht mehr umsetzen können“, so Elke Schäferhenrich vom Stadtplanungsamt. Da man in der Vergangenheit auf den Eulegraben-Weg ein Geh-, Fahr- und Leitungsrecht festgesetzt habe, solle diese bereits vorhandene städtische Fläche, sprich der geschotterte Weg, genutzt werden.

Vorteil für die Stadt: Sie hat ohne die öffentliche Straße im Bebauungsgebiet etwa 800 Quadratmeter mehr zur Verfügung, die vermarktet werden können. Zur Erschließung kann auf die besagte öffentliche Verkehrsfläche (Eulegraben-Weg) zurückgegriffen werden, um den Zugang zu einzelnen Baugrundstücken im neuen Eigenheimgebiet zu ermöglichen. Und: Die Kosten zum Ausbau am Eulegraben können bis zu 90 Prozent auf die Eulegraben-Siedler umgelegt werden. Bewohnern könne ein qualitativ verbesserter Zugang zu ihren Garagen, die sich auf der Ostseite der Eulegraben-Siedlung befinden, ermöglicht werden, so die Stadt.

Nachteil für die Eulegraben-Siedler: Sie tragen die Rechnung für den Ausbau der bisher geschotterten öffentlichen Verkehrsfläche, für die eine Befestigung mit einer Breite von fünf Metern sowie ein zwei Meter breiter Grünstreifen für eine Baumreihe vorgesehen ist. „Anlieger, die mit dem Bebauungsgebiet nichts zu tun haben, müssen mit enormen Kosten rechnen“, so Anwohner Hans-Jürgen Hoppe.

Uwe Möller wurde deutlicher: „Das ist reine Abzocke, um die Preise im Eigenheimgebiet zu drücken.“ Hans-Georg Forner bezeichnet das Vorhaben, die Erschließung des Eigenheimgebiets bewusst an die Grundstücksgrenzen der Eulegraben-Siedler zu legen, als „unsozial“: „Uns wird die Rechnung gestellt und anderen der rote Teppich ausgerollt.“ Die Höhe der Kosten für die Siedler könne das Stadtplanungsamt nicht darstellen, da die Planungen noch nicht abgeschlossen seien.

2006 ist der Bebauungsplan aufgestellt worden, um dem Eigentümer der Fläche „das Bauen schmackhaft zu machen“, so Elke Schäferhenrich. Doch er rührte sich nicht. Mittlerweile ist das Grundstück in kommunalen Besitz übergegangen. Die Stadt forciert nun die Baupläne. Der Stadtrat entscheidet darüber, ob die vom Stadtplanungsamt erstellten Pläne umgesetzt werden, wies Elke Schäferhenrich hin.

Im Vorfeld der Bürgerversammlung kam es zu einem Treffen von Siedlern mit Ratsmitgliedern. Denny Hitzeroth (SPD) und Michael Hoffmann (CDU) kündigten am Dienstag bei der Bürgerversammlung an, der Variante des Stadtplanungsamtes nicht zustimmen zu wollen. „Wir werden jeden Plan ablehnen, der eine Beitragserhebung für die Anwohner mit sich bringt“, so Hoffmann, der die Erschließungskosten als ungerechtfertigt bewertet. Es müsse eine andere innere Verkehrsführung und Baugebietserschließung, bei der „nur die zu erschließenden Grundstücke und deren spätere Eigentümer die Kosten dafür tragen“, gefunden werden.