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Straßenbahntrasse MVB-Briefe lassen es im Birkenweiler brodeln

In Magdeburg kocht die Volksseele: Die MVB wollen Land von Anwohnern, um die neue Straßenbahnstrecke in den Kannenstieg bauen zu können.

Von Stefan Harter 16.08.2016, 01:01

Magdeburg l Dass die Bahnen künftig überhaupt durch ihre Siedlung fahren sollen, können die Anwohner bis heute nicht verstehen. Hannelore Märtens vom Siedlerverein kritisiert, dass man ihnen nach wie vor keinen Einblick in die Kosten-Nutzen-Rechnung des geplanten Bauvorhabens gewähren will. Und nun flatterten die Briefe per Einschreiben bei den Anliegern an der Ostseite des Burgstaller Wegs ins Haus.

Darin bitten die MVB darum, die jeweiligen Grundstücke vermessen zu dürfen, um den Eigentümern genau zeigen zu können, wie viel von ihrem Grund und Boden gebraucht wird. Denn damit die Straßenbahn wie geplant in den Kannenstieg rollen kann, muss der Burgstaller Weg verbreitert werden. Die Anlieger müssen Flächen zwischen 36 und 140 Quadratmeter abgeben, bestätigt auch MVB-Sprecher Tim Stein.

Mindestens 19 Anlieger sind das im Birkenweiler. Einer von ihnen ist Jörg Rössler. Bei einem Anruf im Verkehrsunternehmen wird ihm erklärt, dass bereits im Herbst 2017 gerodet werden soll. „Geht denn das?“, wundert sich nicht nur er. Denn eigentlich ist zunächst ein Planfeststellungsverfahren vonnöten, um eben solche Konflikte zwischen privatem Eigentum und öffentlichen Belangen gegeneinander abzuwägen. Im 4. Abschnitt zwischen Adelheidring und Hermann-Bruse-Platz läuft dieses bereits seit März vergangenen Jahres, Anfang September soll der Beschluss erst vorliegen.

Tim Stein bestätigt, dass man im Birkenweiler noch nicht so weit sei. „Wir haben betroffene Grundstückseigentümer noch im Vorfeld des Planfeststellungsverfahrens darüber informiert, ob und in welchem Umfang wir Flächen für den beabsichtigten Straßenbahnstreckenneubau benötigen“, erklärt er.

Olaf Kellner weiß schon, was auf ihn zukommt. Er hat zwei Grundstücke nebeneinander, eins davon ist vermietet. Kommt die Bahn wie geplant, muss er sein Hühnergehege samt Stall und Voliere aufgeben.

Unklar ist auch, wie jene ihre Grundstücke erreichen sollen, die bislang Zufahrten von der Hauptstraße nutzen. „Nicht erwünscht“ steht dazu nur in den Planunterlagen, die Jörg Rössler erhalten hat. „Vor über zehn Jahren wollte ich hier ein Haus neu bauen. Da hieß es, das geht nicht, weil es den Siedlungscharakter zerstört“, erzählt er. Für die Straßenbahn treffe dieser Grund offenbar nicht zu. Ein Konflikt deutet sich am Anfang der Straße an, wie Jörg Rössler berichtet, dort soll der geplante Lärm- und Sichtschutz direkt am Einfamilienhaus vorbeigehen.

„Grundsätzlich sind wir gesprächsbereit und bitten die angeschriebenen Eigentümer, mit uns Kontakt aufzunehmen, um etwaige offene Fragen im Gespräch klären zu können“, sagt Tim Stein. Ende des Jahres wollen die MVB das Baurecht für die beiden Abschnitte 5 und 6 vom Bruseplatz bis zur Endhaltestelle im Kannenstieg beantragen, ergänzt er.