Peter Pan Liebespaar am Poller

Hinter zwei kleinen Figurgen steckt eine Liebesgeschichte, die unglücklich endet. Der Magdeburger Karsten Steinmetz kennt die Geschichte.

Von Eva-Maria Bast 19.10.2017, 18:01

Magdeburg l Hinter diesen beiden kleinen schwarzen Figuren steckt eine Liebesgeschichte, eine, die unglücklich endet. Dr. Karsten Steinmetz kennt diese Liebesgeschichte – weil er den Mann kennt, der sie erlebt und diese kleinen Figuren geschaffen hat. Es ist keine außergewöhnliche Liebesgeschichte, eine, die tagtäglich passiert: Ein junger Mann liebt eine junge Frau. Sie weist ihn ab. Ende der Geschichte.

Nur greift unser Liebender aber zu nicht alltäglichen Mitteln, um seinen Schmerz zu verarbeiten. Er malt seine Geschichte, schneidet eine Schablone und sprayt die beiden Figuren, die ihn und seine Angebetete symbolisieren, an Stellen, an denen er vermutet, dass sie sie sehen wird. Die Figuren sind ungemein ausdrucksstark: Ein traumtänzerischer Mann streckt die Hand aus, um die Schöne im wallenden Rock zu sich zu ziehen, doch die nimmt eine abwehrende Haltung ein und versteckt die Hände hinter dem Rücken.

Unzählige Menschen kommen hier tagtäglich vorbei, an dem steinernen Poller im Remtergang, auf den der Künstler das kleine (Nicht)Liebespaar gesprayt hat. Doch die wenigsten bemerken die beiden. Das kleine Kunstwerk ist ganz und gar unauffällig. Wenn man sich aber auf dem malerischen Bänkchen hinter dem Dom, im Sommer sogar umgeben von Stockrosen, niederlässt und den Blick schweifen lässt, dann entdeckt man es.

Dr. Karsten Steinmetz lächelt versonnen, als er hier sitzt und das Paar betrachtet. Er denkt dann an seinen Freund, den Künstler, der inzwischen weggezogen ist. Der hat ihm nicht erzählt, dass er sich und die ihm abgeneigte Dame hier verewigt hat. Karsten Steinmetz hat es eines Tages selbst entdeckt. Und erkannte die kleine Street-Art, weil er die Entwürfe seines Freundes kannte. Wenn er hier sitzt und sie betrachtet, dann denkt er auch darüber nach, warum sein Freund, dessen Namen er nicht nennen mag, weil Street-Art-Künstler das Anonyme lieben, Peter Pan ausgewählt hat.

Denn dass es Peter Pan ist, da ist er sich relativ sicher. „Genau weiß ich es nicht, aber ich denke mal es war, weil Peter Pan auch das Symbol für Träume ist. Man träumt von etwas, das nicht unbedingt funktioniert. Aber Peter Pan kann fliegen und dadurch ist doch wieder alles möglich.“ Wer weiß – vielleicht bringt es ja Glück, wenn Magdeburger Männer sich hier, auf dieser Bank, mit ihrer Herzensdame verabreden, im Angesicht dieses träumenden Mannes, der sich einfach nicht beirren lässt im Werben um die Frau, die er liebt? Es zu versuchen, bleibt jedem selbst überlassen! Vorsicht ist geboten, denn die Liebesgeschichte ging nicht gut aus. Trotz aller Träume.

Kennen Sie weitere Geheimnisse und die Geschichte, die dahinter steckt? Dann verraten Sie sie uns. Eine Auswahl aus allen spannenden Vorschlägen wollen wir ab Januar 2018 hier veröffentlichen. Schreiben Sie uns an online@volksstimme.de. Wir freuen uns auf Ihr Magdeburger Geheimnis.

Das Buch „Magdeburger Geheimnisse – 50 spannende Geschichten aus der Elbestadt“ erscheint im Verlag Bast Medien in Zusammenarbeit mit der Magdeburger Volksstimme. Es hat 192 Seiten und kostet 14,90 € (ISBN: 978-3-946581-17-8). Es ist ab dem 1. November 2017 erhältlich im Volksstimme-Service-Center in Magdeburg, in Buchhandlungen und online bei Bast Medien und der Volksstimme sowie im Bibershop.

Eva-Maria Bast, Jahrgang 1978, arbeitet seit 1996 als Journalistin. 2011 gründete sie mit Heike Thissen das Redaktionsbüro „Büro Bast & Thissen“, das 2013 in „Bast Medien“ überging. Eva-Maria Bast initiierte und schreibt die Buchreihe „Geheimnisse der Heimat“, die 2011 startete, rasch zu einem regionalen Bestseller wurde und die 2017 in 42 Bänden vorliegt. Sie wurde für ihre Arbeit mehrfach ausgezeichnet, unter anderem erhielt sie mit dem Südkurier für die „Geheimnisse“ den Deutschen Lokaljournalistenpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung in der Kategorie „Geschichte“. 2012 begann Bast sich auch der Belletristik zu widmen. Neben zwei Krimis erschien auch ihre Mondjahre-Trilogie, eine zeitgeschichtliche Jahrhundert-Saga. Seit Juni 2015 ist sie Gastdozentin an der Hochschule der Medien Stuttgart. 2016 erweiterte Bast ihr Verlagsprogramm unter anderem um die „Women's History“, das erste deutschsprachige Magazin über Frauen in der Geschichte. Eva-Maria Bast lebt mit ihrer Familie am Bodensee.