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Pfarrer im Einsatz Seelsorge für Magdeburger Polizisten

Bei traumatischen Erlebnissen helfen Polizeiseelsorger. Neu in Magdeburg dabei sind jetzt Lutz Brillinger und sein Kollege Marco Vogler.

Von Franziska Ellrich 10.05.2018, 01:01

Magdeburg/Aschersleben l Wie belastend der Anblick von Toten oder auch der Alltag im Schichtsystem für die Polizeibeamten in Magdeburg sein kann, weiß Marco Vogler schon nach wenigen Tagen im Dienst. Der neue katholische Polizeipfarrer hat die Polizisten auf Einsätzen begleitet. „Dabei ergaben sich die ersten Gespräche, um einen Einblick in diesen Job zu bekommen“, sagt Marco Vogler. Mit einem Gottesdienst in der Magdeburger Kirche St. Petri wurde er kürzlich eingeführt.

An seiner Seite: der evangelische Pfarrer Lutz Brillinger. Er habe auf einer Weiterbildung zum Thema Seelsorge eine Kollegin kennengelernt, die von ihrer Arbeit als Polizeiseelsorgerin sehr geschwärmt hat. „Das hat mich neugierig gemacht“, erklärt Lutz Brillinger. Als dann eine Stelle frei wurde, entschied er sich für die Bewerbung. Auf die Zusage folgten dann die speziellen Ausbildungen, unter anderem zum Thema: Wie funktioniert Notfallseelsorge?

Denn: Außergewöhnliche belastende Ereignisse wie Unfälle, Gewalt oder Katastrophen können bei vielen Menschen starke Reaktionen und Gefühle hervorrufen. In diesen Momenten wollen die beiden Pfarrer jetzt für die Helfer da sein, den Polizeibeamten und ihren Angehörigen zur Seite stehen.

Lutz Brillinger ist mit seiner Familie aus der Altmark extra nach Magdeburg gezogen. Der erste Eindruck vom Leben in der Landeshauptstadt fällt positiv aus. Als Polizeipfarrer hat er eine halbe Stelle und wird für die Polizeibeamten der Polizeidirektion Nord sowie der Wasserschutz-, Autobahn- und Bereitschaftspolizei da sein. Innerhalb der anderen halben Stelle ist er im Schulpfarramt der evangelischen Sekundarschule in Magdeburg tätig. Schüler aus seinem Unterricht waren extra zum Einführungsgottesdienst in St. Petri gekommen.

Während des Gottesdienstes sprach Marco Vogler von seinen ersten Begegnungen mit den Polizeibeamten. „Es war ein eiskalter Tag und ich fuhr mit zwei Beamtinnen Streife. Zu fast jedem Menschen auf der Straße konnten sie einen Satz sagen und wussten genau, bei welchem Fahrer zum Beispiel eine Drogenkontrolle Sinn machen könnte“, sagt der katholische Pfarrer und war beeindruckt von dem Job, den die Beamtinnen jeden Tag machen.

Marco Vogler ist für den neuen Job extra nach Aschersleben gezogen. Er wird nicht nur für die Beamten im Salzlandkreis und der Bereitschaftspolizei da sein, sondern auch als Dozent an der Polizeifachhochschule in Aschersleben arbeiten. Direkt vor Ort zu sein, auch in der Freizeit, macht für den Pfarrer Sinn. Marco Vogler: „Man begegnet sich in der Stadt, trifft sich auf der Straße und kommt so ins Gespräch.“ Und solche Begegnungen könnten den Polizisten in ihrem oft harten Alltag helfen. Im Gottesdienst erklärte Vogler: „Möge es uns immer gelingen, durch ein Lächeln die Herzen zu öffnen.“

Rückblick: Bereits im Jahr 1996 begann die Polizeiseelsorge in Magdeburg ihre Arbeit. Damals noch mit einem ehrenamtlich beauftragten Pfarrer. 1999 errichtete der Evangelische Kirchenkreis Magdeburg dann eine anteilige Pfarrstelle für Polizei- und Notfallseelsorge. Vom Kirchenkreis heißt es: „Die seelsorgerische Betreuung für Polizeibedienstete ist eine besondere, subsidiäre Leistung der Kirche für eine Berufsgruppe, in der nur wenige Menschen der Kirche angehören.“

Amtshandlungen und Polizeigottesdienste seien im Osten Deutschlands eher die Ausnahme. Im Zentrum der Arbeit stehe ein niedrigschwelliges Gesprächsangebot der Kirche nach dem Motto: „Für Menschen da sein in einer besonderen beruflichen oder privaten Krisensituation.“

Bei besonders belastenden Einsätzen, zum Beispiel Demonstrationen oder Fußballspielen, sei der Polizeipfarrer dabei und begleite „seine Truppe“. Grundlage der Arbeit ist ein Staatskirchenvertrag zwischen dem Land Sachsen-Anhalt und den Kirchen.