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Plakatkunst "Anschlagen" zur Magdeburger Kulturnacht 2017

Das Motto der Magdeburger Kulturnacht 2017 bietet eine Menge Raum für Assoziationen. Es heißt „anschlagen“ und will bewusst provozieren.

Von Katja Tessnow 14.06.2017, 01:01

Magdeburg l „Wir werden uns die Worte nicht nehmen lassen“, sagt Norbert Pohlmann entschlossen. Der Geschäftsführer des Forums Gestaltung gehört zum Organisationsteam der Magdeburger Kulturnächte. Nach „Fliegenlernen“, „Grenzenlos“ und „Freischwimmen“ steht die 4. Kulturnacht am 23. September 2017 unter dem vielsagenden Titel „Anschlagen“.

„Es haben schon ein paar Leute gefragt, was wir uns dabei gedacht haben“, räumt Susanne Schweidler – für das städtische Kulturbüro mit an Bord – ein. Da würde doch jeder gleich an Anschlag denken. „Aber ein Schwimmer schlägt an, wenn er im Ziel ist. Luther schlug seine Thesen an. Man kann Töne anschlagen oder die Tastatur.“ Pohlmann fällt eine Vielzahl weiterer Assoziationen ein. Und doch steht im Mittelpunkt des Plakates, mit dem die Kulturnacht um Besucher wirbt, das Foto einer mit einem Kopftuch bedeckten Frau – klein und auf den ersten Blick nicht erkennbar ist es Teil einer Fotocollage der Magdeburger Künstlerin Anne Rose Bekker. Sie hat den erstmals ausgelobten Plakatwettstreit zur Kulturnacht gewonnen.

„Ich habe mich richtig gefreut, als ich von dem Wettbewerb gehört habe. So etwas gibt es in Magdeburg ja nicht so oft“, sagte Bekker zur Siegerkür am Dienstag und Präsentation. Ihr Entwurf wird mit 2500 Euro prämiert, das Plakat tausendfach zu Werbezwecken und immerhin hundertfach als Kunstdruck für den Verkauf vervielfältigt.

Das Kunstplakat soll eine neue Tradition begründen und künftig jede Magdeburger Kulturnacht von einem künstlerischen Wettstreit um die beste Werbebotschaft begleitet werden, so Pohlmann. Ein Dutzend Plakatentwürfe gingen bereits zur Premiere ein. Bekkers Entwurf fand am Ende einhellig die Zustimmung der Kulturnacht-Macher.

Pohlmann erinnerte zur Plakat-Kür daran, dass die Kulturnacht aus einer „Bewegung von unten“ hervorging. Der Kulturschutzbund e. V., ein Interessenverband von ansässigen Vereinen und Einrichtungen, gebar anno 2007 die Idee zur gemeinsamen nächtlichen Präsentation. Heute sind 40 Kulturorte mit an Bord, vom etablierten Stadttheater bis zur subkulturellen Künstlergemeinschaft im Buckauer Werk IV.

Die Stadt steuert 40.000 Euro zur Kulturnacht bei – daneben wird sie von viel Ehrenamt getragen. Nach der Eröffnung am 23. September um 18 Uhr an der Magdalenenkapelle (Neustädter Straße) ist das kulturhungrige Volk zum Besuch von Kulturinseln in Neustadt, Altstadt, Buckau und Sudenburg eingeladen. Am Programm wird noch gefeilt, aber so viel ist sicher: Das Motto wird sich als eine Art roter Faden darin wiederfinden. Luthers Thesenanschlag spielt auf jeden Fall eine Rolle, aber auch das heutige Weltgeschehen samt Migration und Terrorangst. Die Kulturnacht lädt zur Auseinandersetzung ein. Ein spannendes Projekt.