Public-Viewing Alkoholfrei durch die EM
Der Saftladen in Magdeburg Westerhüsen schenkt beim Public-Viewing zur Fußball-EM keinen Alkohol aus.
Magdeburg l Es ist ein Kampf für sie. Jeden Tag. Ein harter Kampf. Dirk Podas und Ralph Faust sind suchterkrankt. Dem Alkohol fernzubleiben, ist für sie nicht einfach. Klinikaufenthalte und Therapien liegen hinter den beiden Männern, die Schicksalsschläge erdulden mussten und ihren Schmerz im Alkohol ertränkten. „Es war das schnellste, beste Mittel, um die Seele zu beruhigen“, sagt Dirk Podas. Doch nun sind sie abstinent. Und das schon seit vielen Wochen und Monaten, seit Jahren sogar. Die Sucht aber bleibt. Und mit ihr der Kampf. „Es gab immer wieder auch Phasen, in denen ich rückfällig geworden bin“, sagt Ralph Faust.
Umso schöner finden es die beiden Männer, dass sie im Saftladen im Bürgerhaus Alte Schule in Westerhüsen einen Zufluchtsort gefunden haben, an dem sie Freizeitangebote finden, die in keiner Weise mit Alkohol zusammenhängen. Zweimal wöchentlich besuchen sie den Saftladen.
Zum einen sind sie Mitglieder in der dortigen Selbsthilfegruppe, zum anderen spielen sie dort Tischtennis. „Wir könnten auch in einen Verein gehen“, sagen sie. Doch das obligatorische Bier, das in vielen Vereinen nach dem Training getrunken wird, ist für die Männer ein Risiko. Allzu leicht könnten sie sich verleiten lassen und in alte Muster zurückfallen. Und das wollen sie auf keinen Fall. „Ich weiß ja, wie es mir dann geht“, sagt Dirk Podas.
Besonders schwierig sind für die beiden Zeiten, in denen große Fußballereignisse ausgerichtet werden. Alkohol sei gesellschaftsfähig und eng mit Fußball verbunden. Der Saftladen öffnet deshalb unter dem Motto „Alkoholfrei durch die EM“ seine Pforten für Public-Viewing-Veranstaltungen, bei denen kein Alkohol ausgeschenkt wird.
Stattdessen wird der Grill angeheizt, und jeder kann sich eigenes Fleisch oder Würstchen mitbringen, und es vor dem Saftladen zubereiten. Ein paar Würstchen wollen Maria Meyer und ihr Kollege ebenfalls vorbereiten. Diese können zum Unkostenpreis erworben werden. Die Räume sind bereits stilecht hergerichtet und mit allerlei Utensilien mit Deutschland-Farben geschmückt worden. Außerdem können sich die Besucher mit Fan-Shirts einkleiden, natürlich mit Emblem des Saftladens.
Willkommen sind zu den Public-Viewing-Veranstaltungen auch Familien und alle, die alkoholfrei ein Fußballspiel genießen wollen. Wer will, kann am Tippspiel teilnehmen und am Ende mit etwas Glück sogar einen kleinen Preis gewinnen.
Der Saftladen ist ein EU-gefördertes Projekt. Einen zweiten Saftladen gibt es in der Neuen Neustadt. Und von dort wird nach Anmeldung sogar ein kleiner Shuttle-Bus zum Saftladen in Westerhüsen starten.
Dirk Podas und Ralph Faust hoffen nun auf ein glückliches Spiel für die deutsche Auswahl und dass es die Mannschaft von Trainer Jogi Löw möglichst weit bringt.
