1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Magdeburg
  6. >
  7. Krach um Domplatz-Böllerei in Magdeburg

Putz fällt herab Krach um Domplatz-Böllerei in Magdeburg

Der Kanonendonner der Schützen auf dem Domplatz Magdeburg ist verhallt. Der Krach um das Ereignis nicht. Im Dom fiel Putz von der Decke.

Von Rainer Schweingel 10.04.2018, 16:37

Magdeburg l Wenn Magdeburgs Domprediger Jörg Uhle-Wettler an den Landesschützentag mit seiner Kanonenpräsentation auf dem Domplatz am 7. April 2018 zurückdenkt, dann findet er an der Aktion mit der Böllerei aus den Rohren nichts Gutes: „Ich habe zwar einen starken militärisch ausgeprägten Zweig in meinem Familienstammbaum, finde aber in diesen Zeiten kein Verständnis für Schützenvereine. Es gibt zu viele Kriege in der Welt und ein nicht unerheblicher Teil der nachwachsenden Generation ballert in virtuellen Räumen. Je größer die Minderwertigkeitskomplexe, umso lauter das Geballer“, sagt er in markanten Worten.

Neben seiner politischen Einordnung eines solchen Festes gibt es aber auch noch eine technische. Denn: Krach auf dem Domplatz Magdeburg sorgt mitunter auch für Schäden an dem mehr als 800 Jahre alten Gemäuer. So war es am Sonnabend. Als die Schützen die Kanonen zündeten und der Donner ohrenbetäubend über den Platz grollte, traf der Schall auch das Schiff der Kathedrale. Und das blieb nicht ohne Auswirkungen.

Der Domprediger bestätigte Meldungen, nach denen sich nach den Kanonenschlägen Putzteilchen aus dem Domgemäuer gelöst haben und zur Erde fielen. Ralf Lindemann, der für den Dom zuständige Bauleiter der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt: „Wir werden prüfen, ob es einen Zusammenhang zwischen der Böllerei und dem losen Putz gibt.“ Dombesucher hatten nach dem Geschützdonner lose Steinchen im Domschiff gefunden und der Aufsicht übergeben.

Aber auch ohne konkretes Ergebnis wirft der Vorfall einen anderen in Erinnerung, der im Sommer 2017 für Schlagzeilen gesorgt hatte. Nach einem Konzert der „Fantastischen Vier“ auf dem Domplatz hatten die Bässe des Soundchecks den Dom so stark „wackeln“ lassen, dass die Scheiben klirrten. „Es sind vor allem die tiefen Basstöne, die für das Problem verantwortlich sind“, sagte im September Ralf Lindemann. Damals war der Wunsch der Domherren, in einem Gespräch mit der Stadt die Lage zu erörtern.

Dieses Gespräch hat es inzwischen gegeben. „Was die Konzerte und das Theater auf dem Domplatz betrifft, da gab es im letzten Herbst ein Gespräch mit der Kulturstiftung, Ordnungsamt und Domgemeinde. Hier wurden Absprachen getroffen, dass beim Soundcheck und während der Openair-Konzerte die dröhnenden Bässe reguliert werden“, so Domprediger Jörg Uhle-Wettler. Und Ordnungsbeigeordneter Holger Platz sagt: „Das Problem mit dem Krach bei Konzerten dürfte gelöst sein. Es ist bisher auch nur einmal aufgetaucht. Künftig wird alles genauer abgesprochen.“

Und was sagen die Landesschützen zum Minderwertigkeits- und Militarismus-Vorwurf des Dompredigers Uhle-Wettler? Das Böllern sei Teil der deutschen Schützen- tradition, der sich die Schützen, ebenso wie dem Sportschießen, verpflichtet fühlten, so Michael Eisert, Sprecher der Landesschützen, und legt nach: „Für die landesweit 19.000 Frauen, Männer und Jugendlichen in 460 Schützenvereinen, die übrigens nicht an Minderwertigkeitskomplexen leiden, sind Brauchtum und Sportschießen ein Hobby. Jedweder Vergleich mit Kriegen löst bei unseren Mitgliedern nur Kopfschütteln aus. Gern laden wir Herrn Uhle-Wettler ein, sich vor Ort oder im Gespräch ein Bild davon zu machen, dass Schützen ganz normale, friedliche Bürger aus der Mitte der Gesellschaft sind.“